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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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weinte ich um mich; doch ich schickte mich in die Grausamkeit des Schicksals, da ich ja wusste, dass das Geschick niemandem treu bleibt. So stieg ich hernieder vom Gipfel des Berges bis zu seinem Fuße; dort fand ich eine weite Wüste. Die durchzog ich in der Zeit eines Monats, bis ich zum Rande des Salzmeers kam. Nachdem ich dort eine Weile gestanden hatte, sah ich mitten im Meere ein Schiff, das vor einem günstigen Winde lief und auf die Küste steuerte; und ich verbarg mich hinter einem Felsen am Strande und wartete, bis das Schiff näher kam und dann sprang ich hinauf. Da rief einer von den Reisenden: “Werft das Unglücksvieh über Bord!” und der Kapitän: “Wir wollen es töten!” und ein anderer: “Ich will es mit diesem Schwerte umbringen.” Ich aber ergriff den Saum der Kleidung des Kapitäns und weinte und meine Tränen flössen. Da hatte der Kapitän Mitleid mit mir und sagte: “Ihr Kaufleute, dieser Affe hat um meinen Schutz gebeten und ich werde 
    ihn schützen. Er steht unter meiner Obhut; und darum soll ihm keiner ein Leid antun noch ihn kränken!” Darauf behandelte er mich freundlich; und was er auch redete, verstand ich und ich sorgte für all seine Bedürfnisse und war sein Diener auf dem Schiffe; so begann er mich zu lieben. Das Schiff hatte nun fünfzig Tage lang günstigen Wind; dann warfen wir Anker bei einer großen Stadt, darin so viele Menschen waren, dass nur Allah allein ihre Zahl zu zählen vermöchte. Als wir aber ankamen und unser Schiff festlag, siehe, da kamen zu uns Mamelucken, gesandt von dem Könige der Stadt. Die stiegen auf unser Schiff hinauf, beglückwünschten die Kaufleute zur guten Ankunft und sagten: “Unser König heißt euch willkommen und sendet euch diese Rolle Papier, dass ein jeder von euch eine Zeile darauf schreibe. Der König hat nämlich einen Wesir gehabt, der ein Kalligraf war und der ist gestorben; da hat der König einen feierlichen Eid geschworen, dass er nur jemanden zum Wesir machen wolle, der so schön schreibe wie jener.” Daraufhin reichten sie den Kaufleuten die Rolle Papier, die zehn Ellen lang war und eine breit und alle Kaufleute, die schreiben konnten, bis zum letzten, schrieben jeder eine Zeile darauf. Da sprang ich auf, ich, der ich in Gestalt eines Affen war und riss die Rolle aus ihren Händen. Sie aber fürchteten, ich würde sie zerreißen und so wollten sie mich davon wegjagen. Doch ich gab ihnen durch Zeichen zu verstehen, dass ich schreiben könnte. Da bedeutete ihnen , der Kapitän: “Lasst ihn schreiben; wenn er schlecht kritzelt, so jagen wir ihn davon; aber wenn er schön schreibt, so will ich ihn als Sohn annehmen; denn wahrlich, nie sah ich einen verständigeren Affen als ihn.” Dann nahm ich das Rohr, tauchte es in die Tinte im Tintenfässchen und schrieb mit Kursivschrift:
    Schon hat die Zeit verzeichnet die Güte aller Edlen,
    Während nur deine Güte noch nicht verzeichnet ist;
    Allah lasse die Menschen nicht durch deinen Verlust verwaisen,
    Da du doch für die Güte Mutter und Vater bist.
    Und dann schrieb ich in Schlankschrift:
    Er hat ein Rohr, des Nutzen die Länder erfüllet
    Und dessen Gaben alle Welt erreichen;
    Nie wurde ein Land beschenkt wie mit deinen Gaben;
    Die deine Hände allen Ländern reichen.
    Darauf schrieb ich in Steilschrift:
    Es gibt keinen einzigen Schreiber, der nicht dereinst vergeht;
    Doch was seine Hand geschrieben, besteht in Ewigkeit.
    Drum schreibe mit deiner Hand nie etwas anderes als
    Was dich am Jüngsten Tag, wenn du es siehst, erfreut.
    Darauf in runder Monumentalschrift:
    Als wir von Trennung hörten und als uns beiden Solch
    Los bestimmten die Wechselfälle der Zeit,
    Da ließen wir die Tinte wohl für uns klagen
    Mit Zungen des Rohres über der Trennung Leid.
    Darauf in großer Dokumentenschrift:
    Die Herrschaft bleibt doch niemandem getreu;
    Wenn du’s nicht zugibst, sag, wo sind die Alten?
    Von guten Taten pflanze Bäume dir;
    Gehst du dahin, die bleiben doch erhalten.
    Darauf in großer Zierschrift:
    Ã–ffnest du das Fass des Reichtums und der Gnaden,
    Nimm Tinte dir von Hochsinn und von Edelmut;
    Solange du es vermagst, schreib gute Dinge,
    Dann bleibet dir dein Ruf und der deiner Feder gut.
    Darauf gab ich den Überbringern die Rolle; die nahmen sie und gingen mit ihr zum König. Und als der König die Rolle

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