Märchen aus 1001 Nacht
er wurde noch gröÃer in ihren Augen. Weil nun allein der schwarze Kater das Heilmittel hatte, so zog er ihm die sieben Haare aus dem weiÃen Fleck am Schwanz und nahm sie mit sich. Und kaum war die Sonne aufgegangen, da kam der König mit seinem Gefolge; er selbst und die GroÃen seines Reiches gingen hinein, aber dem übrigen Gefolge befahl er, drauÃen stehen zu bleiben. Und als der König zu dem Beneideten eintrat, bot dieser ihm den Willkommensgruà und bat ihn, an seiner Seite Platz zu nehmen und fragte: âSoll ich dir sagen, weshalb du kommst?â Jener erwiderte: âJa.â Da fuhr er fort: âdu kommst mit dem Vorwand, mich zu besuchen; aber es ist der Wunsch deines Herzens, mich über deine Tochter zu befragen.â Der König antwortete: âSo ist es, heiliger Scheichâ und der Beneidete fuhr fort: âSchicke jemanden, sie zu holen; und ich hoffe, so Allah der Erhabene will, wird sie noch in dieser Stunde gesund werden.â Da freute sich der König und sandte nach seiner Tochter; und man brachte sie gebunden und gefesselt. Der Beneidete aber lieà sie sich niedersetzen, zog einen Vorhang vor sie, nahm die Haare und verbrannte sie über ihr; und der, so in ihr war, schrie auf und wich von ihr. Da war das Mädchen sofort bei Sinnen, verschleierte sich das Gesicht und sagte: âWas bedeutet dies alles und wer hat mich hierher gebracht?â Da überkam den König eine Freude, wie es keine höhere geben kann und er küsste der Tochter die Augen und dem heiligen Mann die Hände. Dann wandte er sich zu den GroÃen seines Reiches und sprach: âWas meint ihr? Was verdienet der, der meine Tochter heilte?â und die erwiderten: âEr verdient sie zum Weibe.â Der König sagte darauf: âihr habt recht!â Dann vermählte er sie mit ihm und so wurde der Beneidete der Eidam des Königs. Nach einer Weile starb der Wesir; da fragte der König: âWen soll ich an seiner Stelle zum Wesir machen?â âDeinen Eidamâ, antworteten die GroÃen. Nun wurde der Beneidete zum Wesir. Und wieder nach einer Weile starb der König; da fragten die GroÃen: âWen sollen wir zum König machen?â und alle riefen: âDen Wesir.â So wurde der Wesir zum Sultan und zum herrschenden König. Eines Tages nun bestieg der König sein Ross, gerade als der Neider auf dem Wege vorbeikam. Wie der Beneidete so in der Herrlichkeit seiner Königswürde einher ritt inmitten seiner Emire und Wesire und der GroÃen seines Reiches, da fiel sein Blick auf seinen Neider. Und er wandte sich zu einem der Minister und sagte: âBringe jenen Mann herbei; doch ängstige ihn nicht!â Der ging hin und brachte den neidischen Nachbarn. Da sprach der König: âGebt ihm tausend Goldstücke aus meinem Schatz, beladet ihm zwanzig Kamele mit Waren zum Handel und schickt einen Wächter mit ihm, der ihn bis zu seiner Stadt geleite.â Darauf bot er dem Neider Lebewohl und wandte sich ab von ihm, ohne ihn zu bestrafen für alles, was er ihm angetan hatte. Siehe, O Dämon, wie der Beneidete dem Neider verzieh, der ihn von Anfang an beneidet hatte! Der hatte ihm doch viel Schaden getan, war zu ihm gereist und vollendete sein Werk an ihm, indem er ihn in den
Brunnen warf und töten wollte. Und doch vergalt jener ihm sein schlimmes Handeln nicht, sondern vergab und verzieh ihm. Danach, O Herrin, hub ich so bitterlich zu weinen an, wie ein Mensch überhaupt nur weinen kann und ich sprach die Verse:
Vergib den Schuldigen, denn die Weisen pflegen
Für Schuld der Schuldigen stets Vergebung zu hegen.
Ich habe zwar der Fehler viele begangen,
Mögest du die edle Kunst des Verzeihens umfangen!
Wer wünscht, der über ihm möge Vergebung ihm leihen,
Muss Fehler dessen, der unter ihm ist, verzeihen.
Doch der Dämon rief: âIch will dich weder töten noch dir verzeihen. Aber sicherlich werde ich dich verzaubern.â Dann riss er mich vom Boden und flog mit mir in die Luft, bis ich die Erde nur noch wie eine Schüssel inmitten des Wassers sah. Darauf setzte er mich nieder auf einem Berge, nahm etwas Staub in die Hand und murmelte Zauberworte darüber, bewarf mich damit und sprach: âVerlasse diese Gestalt und geh in die Gestalt eines Affen ein!â Und im selben Augenblick wurde ich zu einem Affen, der hundert Jahre alt war. Als ich mich in dieser hässlichen Gestalt sah, da
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