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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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überträfe er alles Volk seiner Zeit und seines Jahrhunderts.” Dann ließ er ein Schachbrett bringen und fragte: “Willst du mit mir spielen?” und ich nickte mit dem Kopf ein Ja, trat vor, ordnete die Figuren und spielte mit ihm zwei Spiele, die ich beide gewann. Da war der König sprachlos vor Staunen. Aber ich nahm die Tintenkapsel und das Schreibrohr und schrieb auf das Brett diese Verse:
    Zwei Heere bekämpfen einander den ganzen Tag;
    Und heftiger wird ihr Kampf mit jeder Stunde,
    Bis sie dann, wenn das Dunkel sie umhüllt,
    Auf gleichem Bette schlafen in trautem Bunde.
    Als der König diese beiden Verse gelesen hatten, wunderte er sich und war entzückt und aufs Höchste erstaunt und er sprach zu seinem Eunuchen: “Geh zu deiner Herrin, zu Sitt el-Husn und sage zu ihr: Der König lässt dich rufen, du möchtest kommen und dir diesen wunderbaren Affen ansehen!” Der Eunuch ging hin und kehrte alsbald mit der Herrin zurück; kaum sah sie mich, so verhüllte sie ihr Gesicht und rief: “O mein Vater! Wie kommt es, dass es deinem Herzen gefällt, nach mir zu senden und mich fremde Männer sehen zu lassen?” “O Sitt el-Husn”, erwiderte er, “hier ist niemand, außer diesem kleinen Mamelucken, dem Eunuchen, der dich aufzog und mir, deinem Vater. Vor wem also verschleierst du dein Antlitz?” Da rief sie: “Siehe, dieser Affe ist ein Jüngling, der Sohn eines Königs; aber er ist verzaubert, denn der Dämon Dschardscharis, aus dem Stamme des Iblis, verzauberte ihn, nachdem er sein eigenes Weib getötet hatte, die Tochter des Königs Ifitamüs, des Herrn der Ebenholzinseln. Der aber, den du für einen Affen hältst, ist ein kluger und verständiger Mann!” Und der König staunte über die Worte seiner Tochter und fragte, indem er mich anblickte: “Ist das wahr, was sie von dir sagt?” Ich nickte mit dem Kopfe ein Ja und weinte. Da fragte der König seine Tochter: “Woher weißt du, dass er verzaubert ist?” und sie antwortete: “Mein lieber Vater, in meiner Jugend war eine alte Frau um mich, eine kluge Hexe und sie lehrte mich die Zauberei und ihre Ausübung; die behielt ich und lernte sie gründlich und ich habe im Gedächtnis einhundertundsiebzig Kapitel von Zauberformeln, durch deren geringste ich die Steine deiner Stadt fortschaffen könnte hinter den Berg Kaf, dann könnte ich sie in einen Abgrund des Meeres verwandeln und ihre Bewohner in Fische, die darin schwimmen.” “O meine Tochter”, rief ihr Vater, “ich beschwöre 
    dich bei meinem Leben, entzaubere uns diesen Jüngling, auf dass ich ihn zu meinem Wesir machen kann; denn er ist wahrlich ein feiner und kluger Jüngling.” “Mit größter Freude”, erwiderte sie; dann nahm sie in die Hand ein Messer, darauf hebräische Namen standen und beschrieb einen weiten Kreis inmitten der Halle des Palastes; in diesen schrieb sie geheimnisvolle Namen und Talismane. Und sie murmelte Zauberformeln und sprach Worte, von denen man einige verstehen konnte, andere aber nicht. Nach einer kurzen Weile wurde die Welt vor unseren Augen dunkel und siehe, der Dämon stieg auf vor uns in eigener Gestalt. Er hatte Hände wie Worfschaufeln, Beine wie Schiffsmasten und Augen wie Feuerbrände. Wir waren in großer Angst vor ihm; die Tochter des Königs aber rief: “Kein Willkommen für dich und keinen Gruß!” Da verwandelte der Dämon sich in die Gestalt eines Löwen und sagte: “Verräterin, du hast den Eid gebrochen! Haben wir einander nicht geschworen, dass keiner von uns dem anderen je in den Weg treten sollte?” “O Verfluchter”, erwiderte sie, “kann es zwischen mir und deinesgleichen Verträge gebe?” Da rief der Dämon: “Nimm hin, was über dich kommt”; und der Löwe stürzte mit offenem Rachen auf die Prinzessin zu. Aber sie war schneller als er, riss sich ein Haar von ihrem Haupte, schwenkte es mit der Hand und murmelte dazu mit ihren Lippen. Alsbald wurde das Haar zu einem scharfen Schwert; mit dem hieb sie auf den Löwen und er fiel in zwei Hälften auseinander. Sein Kopf aber verwandelte sich in einen Skorpion; da wurde die Prinzessin zu einer gewaltigen Schlange und sprang auf diesen Verfluchten los, der in der Gestalt eines Skorpions war; und die beiden rangen erbittert miteinander. Da plötzlich

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