Märchen aus 1001 Nacht
verwandelte sich der Skorpion in einen Adler und die Schlange wurde zu einem Geier; der verfolgte den Adler eine ganze Stunde lang. Darauf nahm der Adler die Gestalt eines schwarzen Katers an, das Mädchen aber wurde aus einem Geier zu einem scheckigen Wolfshund; und wiederum kämpften sie miteinander dort im Palaste eine ganze Stunde lang. Nun sah der Kater sich besiegt und da verwandelte er sich und wurde zu einem groÃen roten Granatapfel, der sich mitten in das Springbrunnenbecken des Palastes legte. Der Wolfshund rannte darauf zu, aber der Granatapfel erhob sich in die
Luft, fiel auf das Pflaster der Halle nieder, sodass er zerbrach und seine Kerne sich zerstreuten. Ãberall lag ein Kern für sich und der Boden der Halle bedeckte sich mit Granatapfelkernen. Aber da schüttelte sich der Wolf und wurde zu einem Hahn; der pickte jene Kerne auf, um keinen einzigen Kern mehr übrig zu lassen. Durch eine Fügung des Schicksals jedoch hatte sich ein Kern unter dem Brunnenrand versteckt. Der Hahn begann zu krähen und mit den Flügeln zu schlagen und uns mit dem Schnabel Zeichen zu geben. Aber wir verstanden nicht, was er meinte und er krähte uns so laut an, dass wir dachten, der Palast müsse auf uns stürzen. Und er lief hin und her auf dem Boden der Halle, bis er den Kern sah, der sich unter dem Brunnenrand versteckt hatte; und begierig eilte er darauf zu, um ihn zu picken. Doch siehe, der Kern sprang mitten in das Wasser des Springbrunnens, wurde zu einem Fisch und tauchte bis zum Grunde des Wassers. Da verwandelte auch der Hahn sich in einen groÃen Fisch, tauchte dem anderen nach und verschwand eine Weile; und siehe, wir hörten, wie ein Geschrei und Geheul sich erhob und wir begannen zu zittern. Darauf stieg der Dämon aus dem Wasser empor als eine brennende Fackel; er machte seinen Mund auf und spie Feuer aus und aus seinen Augen und seiner Nase quoll Feuer und Rauch. Alsbald kam auch die Prinzessin heraus als eine groÃe feurige Kohle. Und die beiden kämpften miteinander, bis ihre Feuer über ihnen ganz ineinander aufgingen und der Rauch den Palast erfüllte. Wir verschwanden darin und wollten uns ins Wasser stürzen aus Furcht, wie würden verbrennen und zugrunde gehen. Da rief der König: âEs gibt keine Majestät und es gibt keine Macht auÃer bei Allah, dem Erhabenen und Allmächtigen! Wahrlich, wir sind Allahs und zu ihm kehren wir zurück! O hätte ich doch meine Tochter nicht gedrängt, die Entzauberung dieses Affen zu versuchen! Denn so habe ich ihr all diese gewaltige Mühe gemacht mit diesem verfluchten Dämonen, gegen den alle die anderen Dämonen, die es in der Welt gibt, nichts vermögen. O hätte ich doch nie diesen Affen kennen gelernt! Allah möge ihn nicht segnen, noch die Stunde seiner Ankunft! Wir dachten eine gute Tat an ihm zu tun um Allahs des Erhabenen willen und ihn vom Zauber zu befreien und nun vergehen wir vor Herzensangst.â Ich aber, O meineÂ
Herrin, war stumm und machtlos, ihm ein Wort zu sagen. Und plötzlich, ehe wir uns dessen versahen, heulte der Dämon unter den Flammen hervor und er war neben uns, als wir in der Säulenhalle standen und blies uns Feuer in das Gesicht. Die Prinzessin aber holte ihn ein und blies ihm ins Antlitz; und die Funken von ihr und von ihm trafen uns. Ihre Funken taten uns keinen Schaden, aber einer von seinen Funken traf mich ins Auge und zerstörte es, während ich noch in der Gestalt des Affen war. Und ein zweiter Funke traf den König ins Antlitz und verbrannte die Hälfte seines Gesichtes, seinen Bart und Unterkiefer und riss ihm die untere Zahnreihe aus; und ein dritter Funke fiel auf die Brust des Eunuchen; der verbrannte und starb zur selbigen Stunde. Da glaubten wir sicher an unser Verderben und verzweifelten am Leben. Und wie wir in solcher Bedrängnis waren, siehe, da rief eine Stimme: âAllah ist der GröÃte! Allah ist der GröÃte! Er hat Heil und Segen verliehen und hat den zunichte gemacht, der da leugnet den Glauben Mohammeds des Erleuchters!â Und siehe, da stand die Tochter des Königs vor uns; die hatte den Dämon verbrannt und er war zu einem Häuflein Asche geworden. Sie trat nun zu uns und sagte: âReicht mir eine Schale Wasser!â Als man sie ihr gebracht hatte, sprach sie Worte darüber, die wir nicht verstanden; dann besprengte sie mich mit dem Wasser und rief: âDurch die Kraft des einzig
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