Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
“Wenn du nicht stille bist, Unglücksalte, so bekommst du von mir, was du verdienst.” Doch muss ich sie noch einmal besuchen.” Als ich diese Botschaft von ihr vernahm, wurde ich kränker als zuvor; nach einigen Tagen aber kam die Alte wieder und sagte: “Mein Sohn, ich verlange von dir Botenlohn.” Bei diesen Worten kehrte mir das Leben wieder in den Körper zurück und ich sagte zu ihr: “du sollst von mir alles Beste erhalten.” Nun erzählte sie: “Gestern war ich wieder zu jenem Mädchen gegangen und als sie mich so gebrochenen Herzens und mit Tränen im Auge sah, fragte sie mich: “Meine Tante, wie kommt’s, dass ich dich mit so gepresster Brust sehe?” Bei diesen Worten von ihr weinte ich und sagte: “Ach, meine Tochter und Herrin, ich kam gestern von einem jungen Mann, der dich liebt und um deinetwillen dem Tod nahe ist.” Darauf sprach sie und ihr Herz war weich geworden: “Wer ist der junge Mann, von dem du da sprichst?” Ich antwortete: “Es ist mein Sohn, meines Herzens Frucht. Er sah dich vor einigen Tagen im Fenster, als du dein Blumenbeet begossest und verliebte sich leidenschaftlich in dich, als er dein Gesicht sah. Als ich ihm mitteilte, was zwischen uns das erste Mal vorgefallen war, erkrankte er und musste sich niederlegen; ganz gewiss, er stirbt.” Darauf wurde ihre Farbe gelb und sie sagte: “Alles das um meinetwillen?” “Ja, bei Allah”, sagte ich, “und was befiehlst du nun?” Sie antwortete: “Geh zu ihm, richte ihm meinen Gruß aus und sag ihm, dass es mir doppelt so schlimm ergeht; wenn der Freitag kommt, soll er vor dem Gebet herkommen; ich will den Leuten sagen, dass sie ihm das Tor öffnen; bring ihn herauf zu mir, dass wir eine Weile beisammen sind; bevor mein Vater vom Gebet zurückkehrt, muss er jedoch wieder fort sein.””
    Als ich diesen Bericht der Alten vernahm, wich aller Schmerz von mir, mein Herz erholte sich und ich gab ihr den Anzug, den ichgerade anhatte. Darauf ging sie fort und sagte noch: “Mach dein Herz heiter.” Ich entgegnete: “Ich verspüre nichts mehr von meinem Schmerz.” Während nun meine Hausgenossen und Freunde einander die frohe Botschaft von meiner Genesung mitteilten, blieb ich in diesem Zustand bis zum Freitag, an dem die Alte mich wieder besuchte und sich nach meinem Befinden erkundigte. Ich sagte ihr, ich sei wohl und munter, zog dann meine Kleider an, parfümierte mich und wollte nun warten, bis die Leute zum Gebet gegangen wären, um mich dann zu ihr zu begeben. Die Alte meinte jedoch: “du hast noch viel Zeit übrig, willst du deshalb nicht ins Bad gehen und dir die Haare schneiden lassen, zumal wegen der Spuren deiner Krankheit? Sicherlich würde dir das Glück bringen.” Ich antwortete ihr darauf: “Du hast völlig recht; doch werde ich mir erst den Kopf scheren lassen und dann ins Bad gehen.” So schickte ich denn nach dem Barbier, um mir den Kopf scheren zu lassen und sagte zum Burschen: “Geh auf den Basar und hole mir einen Barbier, aber einen vernünftigen Menschen, der nicht so zudringlich ist und mir nicht den Kopf wüst macht mit seinem endlosen Gerede.” Darauf ging der Bursche fort und kam mit diesem Scheich wieder. Als er eingetreten war, begrüßte er mich und ich erwiderte seinen Gruß. Dann sagte er: “Allah befreie dich von Sorge, Kummer, Unglück und Traurigkeit!” Ich erwiderte: “Allah erhöre dich!” Darauf sagte er: “Freue dich, mein Herr, schon bist du gesund geworden, soll ich dir die Haare schneiden oder dir Blut abzapfen? Wird doch das Wort des Propheten berichtet: “Wer sich am Freitag die Haare schneiden lässt, dem wendet Allah siebzig Krankheiten ab”; desgleichen überliefert man uns von ihm den anderen Ausspruch: “Wer sich am Freitag schröpfen lässt, ist vor dem Verlust des Gesichts und vor vieler Krankheit nicht sicher.” Nun sagte ich zu ihm: “Lass doch dieses Geschwätz und schere mir den Kopf, denn ich bin ein kranker Mann.” Da langte er mit der Hand ein Tuch hervor, öffnete es und brachte ein Astrolabium mit sieben Scheiben zum Vorschein. Dann nahm er es, ging mitten in den Hof, hob seinen Kopf zur Sonne und beobachtete sie eine geraume Zeit lang. Darauf sagte er zu mir: “Wisse, von dem heutigen Tage, der ein Freitag ist und der zehnte Safar des Jahres 763

Weitere Kostenlose Bücher