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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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schon den Kopf nass gemacht hatte, da sagte er: “du lässt dich ganz von deinem Zorn über mich hinreißen, doch nehme ich dir das nicht übel, da du schwachen Verstand hast und jung bist; habe ich dich doch erst vor kurzer Zeit auf meiner Schulter zur Schule getragen.” “Ach, mein Bruder”, rief ich nun, “so wahr Allah lebt, beschwöre ich dich, verlass mich, dass ich meine Geschäfte besorgen kann und geh deines Weges!” Darauf zerriss ich meine Kleider vor Wut. Als er dies sah, nahm er sein Rasiermesser und schärfte es in einem fort, dass mir die Seele beinahe aus dem Körper entwich, dann stellte er sich neben meinen Kopf und rasierte ein Stückchen. Hierauf hob er seine Hand und sagte: “Mein Herr, die Eile ist vom Satan” und zitierte die Verse:
    â€œSei langsam und beeile dich nicht mit deinen Geschäften
und sei gegen die Leute barmherzig, so findest du auch einen Barmherzigen.
Es gibt keine Hand, über welcher nicht Allahs Hand ist
und keinen Starken, der nicht einen Stärkeren findet.”
    Darauf fuhr er fort und sagte: “Mein Herr, ich glaube, du kennst nicht meine Würde; meine Hand ruht auf dem Haupte von Königen, Emiren, Wesiren und Gelehrten. Von einem Manne, wie ich es bin, singt der Dichter:
    â€œJede Kunst ist wie ein Halsband,
Doch dieser Barbier ist die Perle an den Schnüren;
Er steht hoch über jedem Gelehrten,
Denn unter seiner Hand sind die Häupter von Königen.””
    â€œAch”, rief ich, “lass doch das ruhen, was nicht auf dich Bezug hat; du hast mir schon die Brust beklommen gemacht und mein Gemüt erregt.” Nun meinte er: “Ich glaube, du hast Eile?” “Ja, ja, ja”, rief ich. Da versetzte er: “Nur immer langsam, die Eile ist vom Satan und bringt hernach Reue und Enttäuschung. So hat der Prophet - Segen und Heil über ihn! - gesagt: “Das beste Geschäft geht langsam vor sich” Bei Allah, deine Sache ist verdächtig. Ich wünschte wohl, du teiltest mir mit, weshalb du in so großer Eile bist. Ich fürchte, es ist nichts Gutes.” Nun waren nur noch drei Stunden übrig, doch warf er das Rasiermesser zornig aus der Hand, nahm wieder das Astrolabium und stellte sich damit in die Sonne. Nach langer Zeit kam er wieder zurück und sagte: “Bis zur Zeit des Gebets sind noch drei Stunden übrig, nicht mehr und nicht weniger.” Da rief ich ihm zu: “Bei Allah, ich beschwöre dich, schweig still, du hast mir schon die Leber zerbröckelt.” Nun nahm er wieder das Rasiermesser, schärfte es wie zuvor und rasierte wieder ein Stückchen von meinem Kopf, indem er dabei sagte: “Ich bin um deiner Eile willen besorgt; wenn du mir den Grund dafür angeben wolltest, so würde es dir zum Guten dienen, weil du weißt, dass dein Vater nie etwas tat, ohne mich zuvor um Rat zu fragen.” Da ich nun sah, dass ich nicht von ihm loskommen konnte, sagte ich bei mir: Schon ist die Gebetszeit gekommen und ich muss zuvor, ehe die Leute vom Gebet kommen, fort; wenn ich noch eine Stunde mich versäume, weiß ich nicht, wie ich zu ihr hineinkommen soll. Deshalb sagte ich zu ihm: “Sei flink und lass das Schwatzen und die Aufdringlichkeiten, denn ich will zu meinen Freunden zu einem Gastmahl.” Wie er mich jedoch von einem Gastmahl reden hörte, rief er: “dein Tag ist ein gesegneter Tag für mich. Gestern beschwor ich eine Menge meiner Freunde und vergaß, ihnen etwas zuzurichten; eben erinnere ich mich wieder daran; O über die Schande, die ich nun von ihnen zu hören bekomme!” Ich sagte darauf zu ihm: “Bekümmere dich hierüber nicht, nachdem dir mitgeteilt ist, dass ich heute an einem Gastmahl teilnehme. Alle Speisen und aller Wein, den ich im Hause habe, sollen dein sein, wenn du mit mir fertig bist und dich mit dem Scheren meinen Kopfes beeilst.” Er antwortete: “Allah lohne es dir mit Gutem! Beschreib mir doch, was du für Gerichte hast, dass ich es weiß.” Ich sagte ihm nun: “Ich habe fünf Gerichte, zehn gebratene Hühner und ein gebratenes Lamm.” Darauf sagte er: “Bring es mir her, dass ich es sehen kann.” So ließ ich ihm denn alles bringen und als er es sich besehen hatte, sagte er: “Der Wein fehlt.” Ich sagte: “Ich habe Wein bei mir.” “Bring ihn mir”, sagte er. So ließ ich ihm denn auch den Wein

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