Märchen aus 1001 Nacht
zertrümmerte es, dass das Steuerruder in zwanzig Stücke auseinanderflog und alles, was sich auf dem Schiff befand, ins Meer sank. Was mich anlangt, so kämpfte ich für meine Rettung, bis mir Allah, der Erhabene, eine der Schiffsplanken in den Weg trieb; mich fest an sie klammernd, bestieg ich sie rittlings und ruderte mit den FüÃen; Wind und Wellen halfen mir und mit Allahs, des Erhabenen, Erlaubnis warf mich das Schicksal an den Strand einer Insel, in deren Nähe das Schiff mitten im Meer versunken war. In meinen letzten Zügen und von Anstrengung, Hunger und Durst zu Tode erschöpft, erklomm ich den Strand der Insel, wo ich mich hart am Meer für eine geraume Weile niederwarf, bis ich mich ausgeruht und gestärkt hatte. Dann durchwanderte ich die Insel und fand, dass sie mit ihren schimmernden Fruchtbäumen, den Blumen, den strömenden Bächen und den singenden Vögeln, welche den Allmächtigen und Ewigen lobpreisten, einem der Gärten Edens glich. Und so aà ich mich denn an den Früchten satt und trank aus den Bächen, bis ich meinen Durst gelöscht hatte, worauf ich Allah, den Erhabenen, lobte und pries.
In dieser Zeit verbrachte ich die Tage bis zum Abend halbtot von all der Anstrengung und Furcht, ohne irgendeine Stimme zu vernehmen oder ein menschliches Wesen zu gewahren. Als die Nacht hereinbrach, schlief ich ein und lag bis zum Morgen da, worauf ich mich erhob und unter den Bäumen einher schritt, als ich einen von einer laufenden Quelle gespeisten Bewässerungskanal erblickte, neben welchem ein alter Mann saÃ, der mit einem Lendenschurz aus Baumblättern bekleidet war. Da sprach ich bei mir: Vielleicht gehört dieser Scheich zu den Schiffbrüchigen und rettete sich ebenfalls auf diese Insel. Hierauf trat ich nahe an ihn heran und begrüÃte ihn, doch erwiderte er mir den Salam nur durch ein Zeichen, ohne ein Wort zu sprechen. Dann fragte ich ihn: âO Scheich, warum sitzest du hier an dieser Stätte?â Er schüttelte hierzu mit dem Kopfe und stöhnte, gab mir dann aber durch einen Wink zu verstehen, ich sollte ihn auf den Nacken nehmen und ihn auf die andere Seite des Kanals tragen. Da sprach ich bei mir: Ich will gütig gegen ihn sein und ihn an den gewünschten Platz tragen; vielleicht belohnt mich Allah dafür. Und so trat ich denn an ihn heran, nahm ihn auf meine Schultern und trug ihn an den Ort, den er mir bezeichnet hatte, worauf ich zu ihm sagte: âSteig langsam herunter.â Er stieg je doch nicht von den Schultern herunter und wie ich nun nach seinen FüÃen sah, die er fest um meinen Nacken geschlungen hatte, sah ich, dass sie schwarz und rau waren, als wären sie mit Büffelhaut bekleidet, sodass ich erschrak und ihn von meinem Nacken werfen wollte. Da aber presste und würgte er meinen Hals so stark mit seinen Beinen, dass mir die Welt vor den Augen schwarz wurde und ich, die Besinnung verlierend, ohnmächtig wie ein Toter zu Boden stürzte, während er nun seine Schenkel hob und mir mit den FüÃen den Rücken und die Schultern so schmerzhaft bearbeitete, dass ich mich wieder, so müde ich auch von seiner Last war, erhob. Alsdann gab er mir mit der Hand ein Zeichen, ihn unter die Bäume zu den schönsten Früchten zu tragen und sobald ich mich nicht fügte, schlug er mich mit seinen FüÃen schmerzhafter als wie mit GeiÃeln. In dieser Weise musste ich ihn nach seinen Winken wie ein Gefangener überall auf der Insel unter den Bäumen umhertragen; kam ihn ein Bedürfnis an, so beschmutzte er meine Schultern, ermattete ich oder säumte ich ein wenig, so schlug er mich; weder bei Tag noch bei Nacht stieg er ab und wenn er schlafen wollte, so schlang er seine FüÃe um meinen Nacken und schlief ein wenig. Dann erhob er sich wieder und schlug mich, worauf ich schnell aufsprang, unfähig, mich ihm wegen der groÃen Schmerzen, die ich durch ihn erduldete, zu widersetzen und mich für das Mitleid, das ich für ihn gehabt hatte, indem ich ihn auf die Schultern nahm, tadelnd. In dieser Weise verlebte ich geraume Zeit unter der gröÃten Mühsal, indem ich bei mir sprach: Ich habe dem da Gutes erwiesen und er hat es mir mit Bösem vergolten. Bei Allah, mein Leben lang will ich keinem mehr Gutes erweisen! Und in all meiner Mühsal und Plage wünschte ich mir fort und fort von Allah, dem Erhabenen, den Tod herbei. Da begab es sich eines Tages, dass
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