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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Almosen und milde Gaben, kleidete die Waisen und Witwen und hob ein Leben in eitel Freude und Fröhlichkeit an. Das sind die wunderbarsten Abenteuer, die ich auf meiner vierten Reise erlebte; du aber, mein Bruder, iss bei mir zur Nacht, nimm das übliche Geschenk in Empfang und komm morgen wieder zu mir, damit ich dir die Abenteuer meiner fünften Reise erzähle, die noch wunderbarer und außerordentlicher sind als die früheren.
    So geschah es und am folgenden Tage fuhr Sindbad, der Seefahrer mit seinen Erzählungen fort:

Sindbads fünfte Reise
    Wisset, meine Brüder, wie ich nun von meiner vierten Reise heimgekehrt war, vergaß ich, völlig in meinem Vergnügen aufgehend, bald wieder in meiner großen Freude über meinen Gewinst und meinen Verdienst und Profit alles Elend, alle Gefahren und Drangsale, die ich auszustehen gehabt hatte und meine Seele gab mir von neuem das Verlangen nach einer Reise ein, um ferne Länder und Inseln zu schauen. So erhob ich mich schnell entschlossen, kaufte kostbare, für eine Seereise passende Waren ein, packte sie in Ballen und reiste von Bagdad nach Basra. Hier ging ich an das Stromufer, wo ich ein großes, hohes, hübsches und neu aufgetakeltes Schiff sah; da es mir gefiel, kaufte ich es, heuerte einen Kapitän und Mannschaft an und ließ meine Waren an Bord schaffen. Nachdem dann noch eine Anzahl Kaufleute ihre Waren ebenfalls auf mein Schiff verladen und mich dafür bezahlt hatten, brachen wir so fröhlich und vergnügt, wie wir es nur sein konnten, auf, indem wir uns gute Reise und Verdienst versprachen. Wir zogen von Insel zu Insel und von Meer zu Meer, überall absteigend, kaufend und verkaufend und die Städte in Augenschein nehmend, bis wir eines Tages zu einem großen, unbewohnten, öden und wüsten Eiland gelangten, auf welchem wir eine hohe weiße Kuppel von großem Umfang erblickten. Da stiegen die Kaufleute ans Land, um sich dieselbe zu besehen und siehe, da war es ein großes Rochei, ohne dass sie es wussten. Sie zerschlugen die Schale mit Steinen, worauf eine große Menge Wasser herauslief und als nun auch das Junge sichtbar wurde, zogen sie es aus der Schale heraus, schlachteten es und nahmen eine große Menge Fleisch von ihm, während ich auf dem Schiff zurückgeblieben war und nichts von dem, was sie getan hatten, wusste. Mit einem Male sagte einer der Passagiere zu mir: “Mein Herr, komm und schau dir das Ei an, das wir für eine Kuppel gehalten hatten.” Da machte ich mich auf, mir dasselbe anzuschauen und als ich nun die Kaufleute antraf, wie sie gerade das Ei zerschlugen, schrie ich ihnen entgegen: “Tut es nicht, damit nicht der Vogel Roch unser Schiff zertrümmert und uns vernichtet.” Sie hörten jedoch nicht auf meine Worte und ließen sich nicht stören, als mit einem Male die Sonne verschwand und der Tag sich verfinsterte, als zöge eine Wolke über uns. Als wir nun unsre Häupter hoben, um zu schauen, was zwischen uns und die Sonne gekommen wäre, sahen wir, dass es die Schwingen des Vogels Roch waren, welche das Sonnenlicht vor unsern Blicken verhüllten und den Himmel verdunkelten. Als der Roch zu seinem Ei kam und es zerbrochen fand, stieß er einen lauten Schrei wider uns aus, worauf sein Weibchen ebenfalls kam und mit ihm unter fürchterlichem Geschrei, das noch lauter als der Donner erschallte, unser Schiff umkreiste. Da schrie ich dem Kapitän und den Matrosen zu und rief: “Stoßet das Schiff ab und sucht euer Heil in der Flucht, ehe wir umkommen.” Während nun der Kapitän schnell das Schiff losmachte, kamen die Kaufleute an Bord, worauf wir schleunigst abfuhren, um den Vögeln zu entrinnen und ihr Land hinter uns zu lassen. Mit einem Male aber kamen sie uns wieder nach, mit einem großen Felsstück in den Krallen und nicht lange währte es, da hatten sie uns eingeholt und der männliche Roch ließ sein Felsstück auf uns niederfallen. Der Kapitän lenkte jedoch schnell das Schiff zur Seite, sodass das Felsstück dicht an uns niedersauste und mit solcher Gewalt unters Schiff ins Meer stürzte, dass sich das Schiff mit uns hochhob und dann wieder so tief niederfuhr, dass wir den Meeresgrund zu sehen vermochten. Hierauf ließ der weibliche Vogel Roch sein Stück auf uns niederfallen, welches kleiner als das erstere war, aber nach dem vorausbestimmten Geschick traf es das Schiffshinterteil und

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