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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Dinge an, die Allah, der Erhabene, hier erschaffen hatte; doch bedrückte uns unsere Lage schwer und wir lebten in banger Furcht. Wir hatten am Gestade ein wenig Lebensmittel aufgelesen und gingen sehr haushälterisch mit ihnen um, indem wir nur täglich oder alle zwei Tage einmal aßen, da wir uns sorgten, die Nahrung könne uns ausgehen und wir müssten dann elendiglich vor Hunger und Angst umkommen. Jeden, der von uns starb, wuschen wir, worauf wir ihn in einige der Kleider und Linnenstücke, welche das Meer an den Strand der Insel warf, einwickelten, bis schließlich eine große Anzahl von uns gestorben und nur noch ein kleines Häuflein übrig geblieben war. Und nur kurze Zeit, da waren alle meine Freunde und Gefährten einer nach dem anderen gestorben - wir litten aber an Bauchweh, das von der See herrührte - und einen nach dem anderen hatten wir begraben, bis ich allein mit geringen Lebensmitteln nach all der Menge zuvor übriggeblieben war. Da weinte ich über mich und rief: “Ach, wäre ich doch vor meinen Gefährten gestorben, dass sie mich wenigstens gewaschen, in das Totenlaken gewickelt und begraben hätten! Es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Allah, dem Hohen und Erhabenen!” Nachdem ich so eine kurze Weile dort verbracht hatte, erhob ich mich und grub mir ein tiefes Grab am Strand der Insel, indem ich bei mir sprach: Wenn ich krank werde und den Tod mir nahen fühle, dann will ich mich ins Grab legen und dort sterben; und der Wind wird den Sand über mich wehen und mich bedecken, sodass ich darin begraben werde. Dann schalt ich mich wieder über meine Dummheit, dass ich mein Land und meine Stadt verlassen hatte und nach all dem Elend, das ich auf meinen fünf ersten Reisen erduldet hatte, trotzdem wieder in die Fremde gezogen war, zumal wo ich auf jeder Reise immer größere Schrecknisse und härtere Drangsale als zuvor durchgemacht hatte; und ohne noch an mein Entkommen und meine Rettung zu glauben, bereute ich es bitterlich, wieder aufs Meer hinausgefahren zu sein, zumal wo ich des Geldes nicht bedurfte, da ich genug und übergenug besaß.
    Hierauf dachte ich wieder nach und sprach bei mir: Bei Allah, dieser Fluss muss doch ebenso ein Ende haben, wie er einen Anfang hat; er muss unbedingt irgendwo in einem bewohnten Lande wieder ans Tageslicht treten, sodass es das Richtige ist, wenn ich mir ein kleines Fahrzeug mache, gerade groß genug, um darin sitzen zu können; dann will ich es in den Fluss setzen und von der Strömung forttragen lassen; rette ich mich, so rette ich mich mit Allahs, des Erhabenen, Erlaubnis und komme ich um und ertrinke im Fluss, so ist das immer noch besser, als an dieser Stätte mein Leben zu lassen. Mit solchem Entschluss erhob ich mich, über mich seufzend, schaffte fleißig Hölzer von Abe herbei und band sie am Strande mit Seilen von den Schiffswracken zusammen, worauf ich Planken von gleicher Länge holte, sie zwischen die Aloehölzer fügte und alles fest und gut zusammenband. Nachdem ich in dieser Weise das Floß fertig gestellt und ein wenig schmaler als den Fluss gemacht hatte, belud ich es mit einem Teil der Edelerze und Juwelen, der großen Perlen, die wie Kiesel dalagen und der sonstigen Schätze, die sich auf jener Insel befanden, nebst einer Quantität von jenem feinen rohen und reinen Ambra. Dann packte ich noch alles, was ich sonst auf der Insel zusammengelesen hatte und den Rest der Lebensmittel darauf und ließ es in den Fluss, worauf ich, nachdem ich an beiden Seiten ein Stück Holz als Ruder angebracht hatte, nach den Worten eines Dichters tat, die da lauten:
    Verlass die Stätte, an welcher dir Übel droht,
Und lass das Haus des Erbauers Tod verkünden.
Für das alte findest du leicht ein neues Land,
Doch ein Leben für deines findest du nicht.
Sorge dich nicht um der Nächte lauerndes Unheil,
Alles Leid nimmt einmal ein Ende hier.
Wem das Schicksal ein Land zum Sterben bestimmte,
Der stirbt auch in keinem anderen Lande als dort.
    Die Strömung trug mein Floß mit sich fort, während ich meinen Gedanken über den Ausgang dieses Unternehmens nachhing und ich fuhr dahin, bis ich zu der Stelle kam, an welcher der Fluss unter dem Berge verschwand. Ich ruderte das Floß dort hinein und bald umgab mich tiefe Finsternis unter dem Berg, während das Floß von der Strömung immer weiter getragen wurde, bis ich zu einer engen Kluft

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