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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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er rief: “Fürwahr, wir sind erschaffen zur Anbetung Allahs und zu seinem Gericht!” Alsdann nahmen sie das Schloss weiter in Augenschein und fanden, dass es unbewohnt und ausgestorben dalag, mit öden Höfen und feiernden Räumen. Mitten im Schlosshof stand ein hoher, in den Himmel ragender Kuppelbau, um welchen vierhundert Gräber errichtet waren. Beim Nähertreten fand der Emir Musa eines unter ihnen aus Marmor erbaut, in welchen folgende Verse gegraben waren:
    Wie oft stand ich im Streit und wie viele erschlug mein Schwert, 
    Was sah ich nicht alles hier kommen und gehn!
    Was aß ich für Speisen, was trank ich für Wein, 
    Wie viele Dirnen entzückten mein Ohr mit Gesang!
    Was hab ich befohlen, was hab’ ich verwehrt, 
    Wie viele trotzige Burgen erstürmt
    Und draus den Schmuck der Schönen geraubt!
    In meiner Torheit doch frevelt ich hier, 
    Nach Dingen zu streben, die morgen ein Nichts.
    Drum, Mann, geh sorglich mit dir zu Rat, 
    Bevor du den Becher des Todes trinkst.
    Nicht lange, dann streut man den Staub dir aufs Haupt, 
    Und du ruhst in der Grube, zerfallen zu Staub.
    Da weinten der Emir Musa und alle seine Begleiter; dann trat er an den Kuppelbau heran, welcher acht Türen aus Sandelholz hatte, die mit goldenen Nägeln und silbernen Sternen beschlagen und mit allerlei kostbaren Edelsteinen eingelegt waren. Sie durchschritten sie und traten in den Dom. Darin erblickten sie ein langes, Grauen erregendes Grab mit einer Tafel aus chinesischem Eisen; da trat der Scheich Abd es-Samad näher und las folgende Inschrift: “Im Namen Allahs, des Unvergänglichen, der ewig und immerdar währt im Namen Allahs, der nicht geboren wurde und nicht gebärt - und dem keiner gleich an Wesen und Wert - im Namen Allahs, des Herrn der Macht und Majestät - im Namen des Lebendigen, der nimmer vergeht! O du, der du zu dieser Stätte gelangst, lass dich belehren durch die Ereignisse der Zeit und des Schicksals Wandlungen, die du hier schaust und nicht betrügen von der Welt und ihrem Tand und all ihrem Falsch, ihrer Lüge, ihrem Trug und gleißenden Schein. Denn siehe, die Welt ist schmeichlerisch, arglistig und trügerisch; alle ihre Dinge sind nur entlehnt und der Verleiher fordert sie von dem Leiher wieder ein. Wie des Schläfers Wahngebilde ist sie und wie des Träumenden Traum, wie die Fata Morgana der Wüste, die der Dürstende für Wasser nimmt; und Satan schmückt sie mit Gleißen für den Menschen bis zum Tod. Das ist die Art der Welt; drum vertraue nicht auf sie und neige dich nicht zu ihr, denn sie verrät den, der sich auf sie stützt und sich in seinen Angelegenheiten auf sie verlässt.
    Falle nicht in ihre Stricke und hänge dich nicht an ihre Säume. Siehe, ich besaß viertausend braune Rosse im Stall und freite tausend hochbusige, jungfräuliche Königstöchter, schön wie Monde, von denen mir tausend Söhne gleich trotzigen Löwen geboren wurden und tausend Jahre lebte ich fröhlichen Herzens und Sinns und sammelte Schätze, wie sie kein König der Erde besaß. Mein Glück, wähnte ich, müsste ewig dauern, doch ehe ich mich’s versah, stieg der Zerstörer der Freuden, der Trenner der Vereinigungen, der Veröder der Behausungen, der Verwüster der Wohnstätten und der Vertilger von groß und klein, von Säuglingen, Kindern und Müttern, zu uns hernieder. Da traf uns der Zorn Allahs und es starben täglich zwei von uns, bis eine große Zahl von uns vertilgt war. Als ich sah, dass Vernichtung in unsere Wohnungen eingekehrt war und sich dort niedergelassen und uns ins Meer des Todes versenkt hatte, da ließ ich einen Schreiber kommen und befahl ihm, diese Verse, Ermahnungen und Lehren aufzuschreiben und ließ sie mit dem Zirkel auf diese Tore, Tafeln und Gräber aufzeichnen. Ferner hatte ich auch ein Heer von tausendmal tausend Zügeln, Degen mit Lanzen und Panzern, mit scharfen Schwertern und starken Vorderarmen. Ich befahl ihnen, die Panzerhemden anzuziehen, die schneidigen Schwerter umzugürten, die grausigen Lanzen einzusetzen und die ungeduldigen Rosse zu besteigen; und als der Beschluss des Herrn der Welten, des Herrn der Erde und der Himmel, auf uns niederkam, sprach ich zu ihnen: “Ihr Reisigen und Mannen all zuhauf, könnt ihr wohl von mir abwehren, was der allgewaltige König auf mich hernieder sandte?” Die Mannen und die

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