Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
Reisigen vermochten es jedoch nicht, sondern sprachen: “Wie sollen wir mit dem streiten, dem kein Kämmerling den Weg versperrt, dem Herrn der Tür, die keinen Türhüter hat?” Da sprach ich zu ihnen: “Bringt mir die Schätze her.” Ich hatte aber tausend Zisternen und in jeder Zisterne tausend Zentner roten Goldes und ebensoviel an weißem Silber außer Perlen, Edelsteinen und dergleichen Kostbarkeiten, wie sie kein König der Erde besaß. Sie gehorchten meinem Befehl und ich sprach zu ihnen, als sie die Schätze vor mich gebracht hatten: “Könnt ihr mich mit all diesen Schätzen loskaufen oder mir mit ihnen auch nur noch einen Tag mehr erkaufen?” Sie aber vermochten es nicht und ergaben sich dem
    Verhängnis und Schicksal und ich ergab mich ebenfalls in Allahs Verhängnis und Heimsuchung, bis er meine Seele nahm und mich in meiner Grube wohnen ließ; und so du nach meinem Namen fragst, ich bin Kusch, der Sohn des Schaddad, des Sohnes Ads des Größeren.” - Ferner standen auf der Tafel die Verse:
    Gern hätt ich mit all meinem Gut meine Seele losgekauft, 
    Um den Tod noch für eine Stunde hinauszuschieben, 
    Doch Allah wollte nichts als seines Willens Erfüllung, 
    Und so wurde ich von meinen Brüdern getrennt.
    Der Tod, der Sterblichen Trenner, besuchte mich, 
    Und vom Ruhm musst ich hinüber ins Haus der Verachtung. 
    Dort fand ich all meine früheren Taten wieder, 
    Für die ich verpfändet bin, ein Sünder zuvor.
    Darum bedenk, dass du auf dem Rande von Tod und Leben bist, 
    Und hüte dich vor den Unfällen des Schicksals!
    Beim Anblick dieses Totenfeldes weinte der Emir Musa, bis er in Ohnmacht sank. Als sie dann den Palast auf allen Wegen durchwanderten und seine Zimmer und Lustplätze in Augenschein nahmen, kamen sie auch zu einem marmornen Tisch auf vier Füßen, auf welchem geschrieben stand: “An diesem Tisch speisten tausend Könige, die alle die Welt verließen und in den Gräbern und Grüften wohnen.” Alles dies schrieb der Emir Musa auf und nahm aus dem Palast nichts weiter als den Tisch mit sich. Dann zog er mit den Truppen weiter, der Scheich Abd es-Samad als Führer ihnen voran, bis sie nach Verlauf von drei Tagen zu einem hohen Hügel gelangten, auf welchem sie einen messingnen Reiter erblickten, auf dessen breiter Lanzenspitze, die mit ihrem Blitzen fast die Augen blendete, folgendes geschrieben stand: “O du, der du zu mir kommst, wenn du den Weg zur Messingstadt nicht weißt, so reibe die Handfläche dieses Reiters, der sich dann umdrehen wird. Schlag die Richtung ein, nach welcher er schaut, wenn er wieder stehen geblieben ist und sei unbesorgt und ohne Furcht, denn auf diesem Wege gelangst du nach der Messingstadt.” Wie nun Musa die Handfläche des Reiters rieb, kehrte er sich wie der blendende Blitz um und wendete sich nach einer anderen Richtung, als sie zuvor innegehabt hatten, worauf sie sich in dieser Richtung aufmachten und fanden, dass es ein richtiger Weg war.
    Nachdem sie manche Nacht und manchen Tag weitergezogen waren und weite Landstrecken durchmessen hatten, gewahrten sie mit einem Male eine schwarze steinerne Säule, in welcher eine Gestalt bis zur Achselgrube steckte, die zwei Flügel und vier Hände hatte. Zwei Hände glichen Menschenhänden, die beiden anderen aber sahen wie Löwentatzen aus und hatten eiserne Krallen; das Haar auf dem Kopfe der Gestalt glich Pferdeschweifen, ihre beiden Augen funkelten wie zwei Kohlen und ein drittes Auge, das sie hatte, stand auf ihrer Stirn und glich einem feuersprühenden Luchsauge. Die Gestalt selber war schwarz und lang und rief: “Preis dem Herrn, der diese harte Prüfung und schmerzliche Strafe über mich bis zum Tag der Auferstehung verhängt hat!” Als die Leute diese Gestalt erblickten, verloren sie vor ihrem schrecklichen Aussehen völlig den Verstand und kehrten sich zur Flucht. Der Emir Musa aber fragte den Scheich Abd es-Samad: “Was ist das?” Der Scheich erwiderte: “Ich weiß es nicht.” Hierauf sagte der Emir: “Tritt an die Gestalt heran und frag sie, vielleicht gibt sie uns über sich Auskunft.” Da versetzte der Scheich: “Allah hüte den Emir, siehe, wir fürchten uns vor der Gestalt!” Der Emir erwiderte jedoch: “Fürchte dich nicht; er kann euch und anderen in seiner Lage nichts tun.”

Weitere Kostenlose Bücher