Märchen aus 1001 Nacht
Da trat der Scheich Abd es-Samad an die Gestalt heran und fragte sie: âGestalt, wie heiÃt du, was bist du und wer hat dich in solchem Bilde hierhergebracht?â Da versetzte die Gestalt: âWas mich anlangt, so bin ich ein Ifrit von den Dschinn und heiÃe Dahisch, Sohn des Aa- masch; ich bin hier fest gebannt durch die Hochherrlichkeit, eingesperrt durch die Allmacht und gestraft, solange Allah, der Mächtige und Herrliche, es will.â Nun sagte der Emir Musa zum Scheich Abd es-Samad: âFrag ihn, warum er hier in dieser Säule eingesperrt ist.â
Der Scheich tat es, worauf der Ifrit antwortete: âMeine Geschichte ist wunderbar; ich diente einem der Söhne Iblisâ und er lehnte sich auf gegen Salomon, den Propheten Allahs. Da ergrimmte Salomon gewaltig. Er hob seine Heerscharen aus von den Dschinn, den Menschen, den Tieren, den Vögeln und Reptilien und befahl seinem Wesir Ed-Damerjat, dem König der Dschinn, die Ma- ride von allen Orten zusammenzubringen, worauf dieser ihm sechshunderttausendmal tausend Satane zusammenbrachte. Alsdann befahl er Asaf, dem Sohn des Berechia, ihm seine Menschenheerscharen zu versammeln, deren Anzahl tausendmal tausend oder mehr betrug. Nachdem er alle diese Streiter mit Wehr und Waffen versehen hatte, setzte er sich mit allen seinen Truppen, den Menschen und den Dschinn, auf seinen Teppich und zog mit ihnen durch die Luft, während die Vögel ihm zu Häupten flogen und die Tiere unter dem Teppich mitliefen, bis er sich auf seinem Gestade niederlieÃ, dass die ganze Insel von seinen Heerscharen wimmelte. Hierauf schickte er einen Boten an den König und lieà ihm sagen: âHier bin ich nun gekommen; verteidige dein Leben gegen das, was auf dich niedergekommen ist, oder unterwirf dich mir, bekenne meine Apostelschaft, zerbrich deinen Götzen, diene dem Einigen, dem allein Anbetungswürdigen, verheirate mir deine Tochter gesetzmäÃig und sprich, du samt den Deinigen: Ich bezeuge, dass es keinen Allah gibt auÃer Allah und ich bezeuge, dass Salomon der Prophet Allahs ist. So du dieses sprichst, sollst du Gnade erhalten; weigerst du dich aber, so wirst du vergeblich versuchen, mir zu entrinnen!â Als nun mein Herr sich weigerte, marschierte das ganze Heer Salomons wider uns los und stritt mit uns auf weitem Plan zwei Tage lang; am dritten Tage überfiel uns jedoch das Unheil und Allahs, des Erhabenen, Beschluss ereilte uns. Der erste, welcher Salomon angriff, war ich mit meinen Truppen und ich sprach zu meinen Gefährten: âBleibt auf eurem Platz, während ich wider sie ins Feld trete und Ed-Damerjat zum Zweikampf herausfordere.â Und siehe, da trat er auch schon wider mich ins Feld wie ein riesiger Berg mit lohenden Feuern und aufsteigenden Rauchsäulen und warf eine feurige Sternschnuppe nach mir, der ich jedoch auswich, sodass sie mich verfehlte. Dann warf ich eine feurige Schnuppe nach ihm, die ihn traf; sein Schaft kam jedoch meinem Feuer zuvor und er stieà einen so gewaltigen Schrei gegen mich aus, dass die Berge davon erbebten und ich glaubte, der Himmel wäre über mich eingestürzt. Dann befahl er seinen Streitern, uns anzugreifen, worauf sie alle zumal wider uns und wir wider sie anstürmten; einer schrie wider den anderen, die Feuer flammten in heller Lobe, der Rauch stieg hoch auf und die Herzen waren nahe am Zerspringen; zu Fuà kämpften die einen, die Vögel hoch in der Luft, die Tiere im Staub und ich maà mich mit Ed-Damerjat, bis er mich und ich ihn ermüdet hatte. SchlieÃlich wurde ich so matt, dass mich meine Gefährten und Truppen im Stich lieÃen und meine Stammesgenossen sich ebenfalls zur Flucht wendeten, worauf der Prophet Allahs, Salomon, schrie: âNehmt jenen gewaltigen Tyrannen gefangen, jenen Unseligen, Verfluchten!â Da focht Mann wider Mann und Dschinni wider Dschinni; Salomons Heerscharen stürmten wider die unsrigen, zur Rechten und Linken von den wilden Tieren umgeben, welche die Rosse zerrissen und die Streiter zerfleischten, während die Vögel über uns flatterten und den Streitern die Augen bald mit den Krallen und bald mit dem Schnabel ausrissen oder ihnen mit den Schwingen ins Gesicht schlugen, bis die Mehrzahl von uns wie Palmenstümpfe am Boden lag und unser König floh und wir Salomons Beute wurden. Was mich anlangt, so flüchtete ich mich auf meinen Schwingen vor Ed-Damerjat, doch folgte er mir einen Weg von
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