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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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smaragdenen Stäbchen verziert waren, wie sie kein König besaß. In dem Pavillon war auf Trägern von rotem Gold ein Baldachin aus Brokat ausgespannt, in welchen Vögel mit Füßen aus grünem Smaragd gestickt waren, während sich unter jedem Vogel ein Netz von glänzenden Perlen befand; der Baldachin selber stand über einem Springbrunnen, neben welchem ein mit Perlen, Juwelen und Hyazinthen besetztes Sofa stand, auf welchem ein Mädchen gleich der leuchtenden Sonne dalag, wie kein Auge ein schöneres geschaut hatte. Sie hatte ein glänzendes Perlenkleid an, auf ihrem Haupt trug sie eine Krone aus rotem Gold und eine Juwelenschnur, auf ihrer Brust funkelten ebenfalls Juwelen und auf ihrer Stirn flammten zwei Edelsteine so hell wie die Sonne; sie selber aber schien die Ankömmlinge anzuschauen und sie von rechts und links zu betrachten.
    Als der Emir Musa dieses Mädchen sah, verwunderte er sich höchlichst über ihre Anmut und war ganz verwirrt von ihrer Schönheit, ihren roten Wangen und ihrem schwarzen Haar, wodurch der Beschauer sie für lebend und nicht für tot halten musste; und die Leute begrüßten sie und sprachen zu ihr: “Frieden sei auf dir, O Mädchen!” Da sagte jedoch Talib bin Sahl: “Allah helfe dir! Wisse, dieses Mädchen ist tot und ohne Leben; wie sollte sie also den Salam erwidern? Dies ist nur ein kunstvoll präparierter Leichnam, dessen Augen nach dem Tode herausgenommen und nach Füllung der Höhlen mit Quecksilber wieder eingesetzt wurden, sodass sie blitzen und blinken und es dem Beschauer vorkommt, als blinzelte sie mit den Lidern.” Da rief der Emir Musa: “Preis sei Allah, welcher die Menschen dem Tode unterworfen hat!” Das Sofa aber, auf welchem das Mädchen lag, hatte Stufen, auf welchen zwei Sklaven, ein weißer und ein schwarzer, standen, von denen der eine eine Keule aus Stahl und der andere ein edelsteinbesetztes Schwert hielt, das den Blick blendete. Zwischen beiden stand eine goldene Tafel mit folgender Inschrift: “Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! Gelobt sei Allah, der Schöpfer der Menschen, der da ist der Herr der Herren, der Ursachen Verursacher. Im Namen Allahs, des Vorausbestimmers des Schicksals und Verhängnisses! O Menschenkind, was hat dich betört in deinem langen Hoffen und was hat dich deines Lebens Ende vergessen lassen? Weißt du nicht, dass der Tod dich in Bälde ruft und herbeieilt, deine Seele zu packen? Darum rüste dich zur Fahrt und versorge dich mit Proviant aus der Welt, die du binnen kurzem verlassen musst. Wo ist Adam, der Vater der Menschen? Wo Noah mit seinen Sprossen? Wo sind die Chosroenkönige und wo die Cäsaren? Wo sind die Könige von Indien und vom Irak? Wo sind die Könige der Welt, wo die Amalekiter und die alten Recken? Ihre Wohnungen stehen leer und verlassen haben sie ihre Sippen und Heimstätten. Wo sind die Könige von Adschamland und von Arabien? Gestorben sind sie allzumal und verfault und verwest. Wo sind die hochmögenden Herren? Alle sind sie tot. Wo sind Koreh und Ha- man? Wo Schaddad, der Sohn Ads, wo Kanaan und Pharao? Bei Allah, der Schnitter des Lebens zerschnitt ihren Odem und vereinsamte ihr Haus. Und ob sie sich wohl Proviant verschafften für den Tag der Heimkehr und sich die Antwort bereiteten für den Herrn der Menschen? O du, so du mich nicht kennest, so will ich dir nennen meinen Namen: Ich bin Tadmura, die Tochter der Amalekiterkönige, jener Könige, welche die Lande in Gerechtigkeit beherrschten. Ich nannte mein, was kein König sein eigen nannte und herrschte in Gerechtigkeit und Unparteilichkeit über die Untertanen; gab den Sklavinnen und Sklaven die Freiheit, bis mich plötzlich der Tod überfiel und das Verderben mich heimsuchte. Und also geschah’s:
    Sieben Jahre hintereinander fiel kein Regen vom Himmel und kein Grün sprosste auf der Erde, sodass wir uns, nachdem wir alle unsere Vorräte aufgebraucht hatten, an unser Vieh machten und es verzehrten, bis uns nichts mehr übrig geblieben war. Alsdann ließ ich alle meine Schätze vor mich bringen und mit Maßen messen, worauf ich zuverlässige Leute mit dem Geld nach Lebensmitteln ausschickte. Doch wiewohl sie alle Länder durchzogen und alle Städte aufsuchten, fanden sie nichts und kehrten nach langer Abwesenheit wieder zu uns zurück. Da breiteten wir alle unser Geld und unsere Schätze

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