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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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genommen.” Alsdann fragte er seine Leute: “Wer von euch will diese Leiter erklimmen und auf der Mauer entlanggehen und einen Weg ausfindig machen, wie er in die Stadt hinuntersteigen kann, um sie sich anzuschauen und uns zu vermelden, wie wir das Tor aufbekommen?” Da sagte einer von ihnen: “Ich will hinaufsteigen, O Emir und hinunterklettern und das Tor öffnen.” Und der Emir Musa versetzte: “Steig hinauf und Allah segne dich!”
    Da erklomm der Mann die Leiter; als er aber oben angelangt war und sich nun aufrichtete und die Stadt betrachtete, klatschte er plötzlich in die Hände, schrie so laut er konnte: “du bist schön” und stürzte sich in die Stadt hinunter, dass er völlig zermalmt wurde. Da sagte der Emir Musa: “So tat ein Vernünftiger; was mag da ein Verrückter erst anstellen! Wenn alle unsere Gefährten das Gleiche tun, so bleibt keiner von uns übrig und wir sind nicht imstande, unser Anliegen und den Auftrag des Fürsten der Gläubigen auszurichten. Macht euch marschbereit, wir haben nichts mehr mit dieser Stadt zu schaffen.” Einer von ihnen sagte jedoch: “Vielleicht steht ein anderer fester.” Darauf stieg der zweite, dritte, vierte und fünfte auf die Mauer und so fort einer nach dem anderen, bis zwölf Mann hinaufgestiegen waren und es alle dem ersten gleichgetan hatten. Da sagte der Scheich Abd es-Samad: “Dies ist allein meine Sache, denn der Erfahrene ist nicht wie der Unerfahrene.” Der Emir Musa versetzte: “Tu es nicht, ich will’s nicht leiden, dass du auf die Mauer steigst, denn so du umkommst, sterben wir alle bis auf den letzten Mann, da du des Volkes Führer bist.” Der Scheich Abd es-Samad entgegnete ihm jedoch: “Vielleicht bringt es meine Hand durch Allahs, des Erhabenen, Willen zuwege.” Als sich nun alles Volk damit einverstanden erklärte, dass der Scheich Abd es-Samad hinaufstiege, erhob er sich und sprach, um sich Mut zu machen: “Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!” Hierauf erklomm er die Leiter, indem er dabei fortwährend Allahs Namen anrief und die Verse der Rettung aus dem Koran hersagte, bis er oben auf der Mauer angelangt war und mit einem Male, wie er nun auf die Stadt zu schaute, ebenfalls mit den Händen zu klatschen begann. Da riefen ihm alle Leute zu: “O Scheich Abd es-Samad, tu’s nicht! Stürz dich nicht hinunter!” und jammerten: “Wir sind Allahs und zu Ihm führt unser Weg zurück! Wenn sich der Scheich Abd es-Samad hinunterstürzt, so sind wir alle verloren.” Der Scheich Abd es-Samad aber lachte nur über die Maßen und setzte sich für eine lange Weile, Allahs, des Erhabenen, Namen anrufend und die Verse der Rettung hersagend; dann erhob er sich wieder und rief so laut er konnte: “O Emir, seid unbesorgt! Allah, der Mächtige und Herrliche, hat Satans List und Tücken durch den Segen der Worte “Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen” abgewendet.” Da fragte ihn der Emir: “Was sahst du, O Scheich?” Er versetzte: “Als ich oben auf der Mauer anlangte, sah ich zehn Mädchen, schön wie Monde, die mir zuriefen und mit den Händen Zeichen gaben, zu ihnen herunterzukommen, wobei es mir vorkam, als befände sich ein großes Wasser zu meinen Füßen. Schon wollte ich mich gleich unsern Gefährten zu ihnen hinunterstürzen, als ich sie tot daliegen sah. Da nahm ich mich zusammen und sprach Verse aus Allahs, des Erhabenen, Buch, worauf Allah ihre List und Zauberei von mir abwendete und sie mich verließen, sodass ich mich nicht hinunterstürzte. Zweifellos aber ist dieser Zaubertrug ein Werk der Bewohner dieser Stadt, einen jeden, der hinunterschauen oder eindringen will, fernzuhalten, wie unsere Gefährten, die unten tot am Boden liegen.”
    Hierauf schritt er oben auf der Mauer entlang, bis er zu den beiden Messingtürmen kam, in denen er zwei Tore aus Gold sah, ohne dass er Vorlegeschlösser an ihnen erblickte oder sonst eine Art und Weise, sie zu öffnen, entdeckte. Da blieb er lange Zeit stehen und schaute suchend umher, bis er mit einem Male mitten auf einem der Tore einen Reiter aus Messing erblickte, welcher seine Hand ausstreckte, wie wenn er ein Zeichen gäbe und auf der etwas geschrieben stand. Da las es der Scheich Abd es- Samad und siehe, da stand folgendes geschrieben: “Reibe den Nagel in

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