Märchen aus 1001 Nacht
ihm stand und schrie ihn an: âErhebe dich, damit ich dich mit diesem Schwert töte, so wie du meinen Sohn getötet hast.â Als der Kaufmann den Dschinni sah und seine Worte hörte, erschrak er und Angst vor ihm durchdrang ihn und er sagte: âMein Herr, wegen welchen Vergehens willst du mich töten?â - âIch will dich töten, weil du meinen Sohn getötet hast.â - âWer hat deinen Sohn getötet?â - âduâ, sagte der Dschinni, âdu hast meinen Sohn getötet.â
Da sprach der Kaufmann: âIch beteure bei Allah, ich habe deinen Sohn nicht getötet. Wann und wie soll das geschehen sein?â Der Dschinni sagte da: âHast du dich nicht hier niedergelassen, aus deiner Satteltasche Datteln herausgeholt, dann die Datteln gegessen und die Kerne nach rechts und nach links geworfen?â - âJaâ, sagte der Kaufmann, âdas habe ich getan.â Da sagte der Dschinni: âDann hast du meinen Sohn getötet. Als du nämlich die Kerne nach rechts und links geworfen hast, da traf ein Kern meinen Sohn, wie er da einherging und tötete ihn. Und ich muss dich jetzt töten, so wie du ihn getötet hast.â Da sagte der Kaufmann: âTue es nicht, mein Gebieter.â Doch der erwiderte: âIch muss dich töten, wie du ihn getötet hast. Ist nicht Tod die Strafe für das Töten?â Da sprach der Kaufmann: âWir verdanken Allah unser Leben und kehren zu ihm zurück. Es gibt keine Macht und keine Kraft auÃer durch den allmächtigen Allah. Wenn ich ihn getötet habe, so habe ich das nur aus Unachtsamkeit getan und ich wünsche, dass du mir vergibst.â Doch der Dschinni sagte: âNein, ich muss dich töten, wie du meinen Sohn getötet hast.â Dann packte er ihn, warf ihn auf die Erde und erhob das Schwert zum Hieb. Da begann der Kaufmann zu weinen und Frau und Kinder zu beklagen. Der Dschinni hob das Schwert zum Hieb, aber der Kaufmann weinte, dass seine Kleider durchnässt wurden und sprach: âEs gibt keine Kraft und keine Macht auÃer durch den allmächtigen Allah.â Dann sprach er die Verse:
Die Zeit hat zweierlei Tage: froh die einen, die anderen voll Sorgen;
Und zwiegeteilt ist das Leben: das Heute hell, trübe das Morgen.Â
Wer uns ob der Zeiten Wechsel schmäht, den sollst du befragen:Â
âIstâs nicht der Edelmensch nur, den widrige Zeiten plagen?âÂ
Siehst du nicht, wenn des Sturmes Winde mächtig erbrausen,Â
Sind es die hohen Bäume allein, um die sie sausen.
Wie viel der Bäume, grüne und dürre, sind auf Erden;
Doch nur die Fruchtbäume sindâs, in die Steine geworfen werden.
Sieh doch: am Himmel stehen der Sterne unzählbare Scharen;Â
Doch Sonne und Mond allein sind bedroht durch finstre Gefahren.
An heiteren Tagen lebtest du nur in Gedanken der FreudenÂ
Und fürchtetest nicht das böse Geschick der kommenden Leiden.Â
Die Nächte schienen dir friedlich und du lieÃest dich durch sie blenden,Â
Doch in heiterer Nacht bricht es herein und du kannst es nicht wenden.
Als der Kaufmann mit seinem Weinen und seinen Versen zu Ende war, sagte der Dschinni: âBei Allah, auch wenn du Blut weinen würdest, ich muss dich töten, wie du meinen Sohn getötet hast.â
âMusst du?â fragte der Kaufmann. âJa, ich mussâ, sagte der Dschinni, dann hob er das Schwert zum Hieb.â
âMan sagt, O glücklicher rechtmeinender König, als der Dschinni seine Hand mit dem Schwert erhob, da fragte ihn der Kaufmann: âO Dämon, musst du mich in jedem Fall töten?â - âJaâ, sagte der. âDann gewähre mir Aufschub, damit ich Abschied von meinen Leuten, von meinen Kindern und von meiner Frau nehmen kann, meine Hinterlassenschaft aufteile und meinen letzten Willen verfüge. Dann werde ich zu dir zurückkommen, dass du mich tötest.â Da sagte der Geist: âIch fürchte, wenn ich dich freilasse und dir Aufschub gewähre, dann tust du, was du willst und kommst nicht mehr.â Doch der Kaufmann erwiderte: âIch schwöre dir einen Eid; ich verpflichte mich dir gegenüber vertraglich und rufe den Herrn des Himmels und der Erde zum Zeugen an, dass ich zu dir komme.â Da fragte er ihn: âWie lange soll der Aufschub währen?â - âEin Jahrâ, sagte der Kaufmann, âdamit ich mich noch einmal voll an meinen
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