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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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und aß und der Maghribite aß mit ihm und sie waren fröhlich und guter Dinge und erquickten sich, bis der Maghribite sagte: “Steh auf, Sohn meines Bruders, wenn du dich ausgeruht hast, damit wir wieder ein wenig weiterwandern.”
    Da erhob sich Aladin und der Maghribite führte ihn wieder von Garten zu Garten, bis sie alle Gärten hinter sich gelassen hatten und zu einem hohen Berg gelangten. Hier aber sagte Aladin, der zeitlebens nicht aus dem Stadttor hinausgekommen war und in seinem ganzen Leben keinen so großen Spaziergang gemacht hatte, zum Maghribiten: “Mein Oheim, wohin gehen wir? Wir haben alle Gärten hinter uns gelassen und stehen vor einem Berg; wenn der Weg noch weit ist, so habe ich nicht mehr die Kraft weiterzugehen, da ich von Müdigkeit ganz erschöpft bin. Da keine Gärten mehr vor uns sind, so lass uns wieder umkehren und zur Stadt zurückgehen.” Der Maghribite versetzte jedoch: “Nein, mein Sohn, dies ist der rechte Weg; auch sind die Gärten noch nicht zu Ende, vielmehr gehen wir jetzt zu einem Garten, wie Könige seinesgleichen nicht besitzen. Alle Gärten, die du bisher gesehen hast, sind nichts im Vergleich zu jenem. Nimm daher alle deine Kraft zum Gehen zusammen; gottlob bist du ein Mann.” Hierauf begann er Aladin mit freundlichen Worten aufzumuntern und erzählte ihm wunderbare Geschichten, Lügen und Wahres, bis sie zu dem Ort gelangten, der das Ziel des maghribitischen Zauberers war, um dessentwillen er sich aus dem Abendland nach dem Lande China aufgemacht hatte. Als sie nun daselbst angelangt waren, sagte der Maghribite zu Aladin: “O Sohn meines Bruders, setz dich und ruhe dich aus, denn dies ist der Ort, nach dem wir gehen wollten. Und so Allah will, werde ich dir alsbald merkwürdige Dinge zeigen, wie niemand in aller Welt dem ähnliches gesehen hat; und niemand hatte seine Augenweide an dem, was du sogleich zu schauen bekommen wirst. Hast du dich jedoch ausgeruht, so steh auf und suche Holzstücke und kurzes dürres Reisig, ein Feuer damit anzumachen; dann will ich dich Wunderdinge schauen lassen.” Als Aladin dies vernahm, bekam er Verlangen, das, was sein Oheim zu tun vorhatte, zu schauen und alle Müdigkeit vergessend, erhob er sich sofort und begann kleine Holzstücke und dürres Reisig aufzulesen, bis der Maghribite zu ihm sagte: “Es ist genug, o Sohn meines Bruders.” Hierauf holte er aus seiner Tasche eine Schachtel hervor, öffnete sie und entnahm ihr soviel Weihrauch, als er bedurfte. Dann räucherte er und sprach Schwur- und Zauberformeln und unverständliche Worte; und alsbald verfinsterte sich der Himmel und die Erde spaltete sich unter Beben und Donnern. Erschrocken hierüber und von Entsetzen gepackt, wollte Aladin fortlaufen; als der maghribitische Zauberer dies jedoch bemerkte, ergrimmte er gewaltig, da ohne Aladin alle seine Arbeit vergeblich war, dieweil der Schatz, den er heben wollte, sich nur durch Aladin öffnen ließ. Als er daher sah, dass Aladin fortlaufen wollte, erhob er sich wider ihn und versetzte ihm mit der Hand einen Schlag aufs Haupt, dass er ihm fast die Zähne ausgeschlagen hätte und Aladin besinnungslos zu Boden stürzte. Nach kurzer Weile kam er jedoch durch den Zauber des Maghribiten wieder zu sich und sprach nun weinend zu ihm: “O mein Oheim, was hab ich denn getan, dass ich von dir solch einen Schlag verdiente?” Da suchte ihn der Maghribite wieder zu beschwichtigen und sagte zu ihm: “Mein Sohn, es ist meine Absicht, dich zum Mann zu machen. Widersprich mir daher nicht, da ich dein Oheim bin und Vaterstelle bei dir einnehme. Gehorche mir in allen meinen Befehlen, denn binnen kurzem wirst du all diese Drangsal und Mühe vergessen haben, wenn du die Wunderdinge schaust.” Als sich aber die Erde vor dem Zauberer gespalten hatte, wurde ein marmorner Stein mit einem Ring aus Messing sichtbar; und nun streute der Maghribite eine Sandfigur und wendete sich zu Aladin, indem er zu ihm sprach: “Wenn du alles tust, was ich dich heiße, dann sollst du reicher als alle Könige werden. Aus diesem Grunde, mein Sohn, schlug ich dich; denn hier liegt ein Schatz auf deinen Namen verborgen und doch wolltest du ihn liegen lassen und fortlaufen. Jetzt aber nimm deine fünf Sinne zusammen und schau, wie ich die Erde durch meine Beschwörungen und Zauberformeln öffnete. Unter jenem Stein, in dem sich der Ring befindet,

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