Märchen aus 1001 Nacht
fürchte dich nicht, denn du bist ein Mann und kein Kind. In kurzer Zeit, mein Sohn, wirst du gewaltigen Reichtum gewinnen, sodass du der reichste Mensch auf der Welt werden wirst.â Da erhob sich Aladin und stieg in das Gewölbe hinunter, wo er die vier Räume und in jedem vier goldene Krüge fand. Er schritt jedoch, wie der Maghribite es ihn geheiÃen hatte, mit äuÃerster Vorsicht und Sorgfalt an ihnen vorüber, bis er in den Garten kam, in dem er weiter schritt, bis er zur Halle gelangte. Da trat er ein und stieg auf die Leiter, worauf er die Lampe herunternahm, sie auslöschte, das Ãl, das sie enthielt, ausgoss und sie in seinen Busen steckte. Alsdann betrat er den Garten und besah sich seine Bäume, auf denen Vögel mit ihrem Gesang den erhabenen Schöpfer lobpreisten, die er zuvor bei seinem Eintritt nicht gesehen hatte. Die Früchte aller dieser Bäume aber bestanden aus kostbaren Edelsteinen und jeder Baum hatte Früchte von besonderer Farbe und Gestalt; und diese Edelsteine waren von jeglicher Farbe, grün, weiÃ, gelb, rot und schimmerten heller als die Strahlen der Sonne am Vormittag. Die GröÃe der Edelsteine aber übertraf so sehr jede Beschreibung, dass nicht ein einziger Stein von derselben GröÃe bei den mächtigsten Königen der Welt zu finden war, ja nicht einmal Steine von der halben GröÃe der kleinsten unter ihnen.
Als nun Aladin zwischen den Bäumen umherspazierte und sie samt jenen Dingen, die den Blick blendeten und die Sinne gefangen nahmen, betrachtete, sah er, dass die Bäume anstatt gewöhnlicher Früchte groÃe Edelsteine, wie Smaragde, Diamanten, Hyazinthe, Perlen und dergleichen Juwelen, trugen, deren Anblick die Sinne verwirrte. Da aber Aladin solche Sachen in seinem ganzen Leben noch nicht zu schauen bekommen hatte und auch noch nicht erwachsen war, um den Wert dieser Edelsteine zu erkennen, glaubte er, dass sie Glas oder Kristall wären und sammelte so viel von ihnen auf, wie er in seine Brusttasche stecken konnte, in dem Gedanken, zu Hause mit ihnen zu spielen. Er stopfte auch seinen Gurt voll und lud sich soviel auf, als er nur zu tragen vermochte, um die Früchte dann zur Zier in sein Haus zu legen, da er sie, wie oben erwähnt, für Glas hielt. Hierauf eilte er aus Furcht vor seinem Oheim, dem Maghribiten, zurück, bis er wieder durch die vier Räume kam und wieder in das Gewölbe gelangte, ohne einen Blick auf die goldenen Krüge zu werfen, wiewohl es ihm bei seiner Rückkehr freistand, von ihnen, was er wollte, an sich zu nehmen. Als er nun zur Treppe kam, stieg er empor, bis ihm nur noch die letzte Stufe übrig blieb; da diese jedoch höher als die anderen war und er sie wegen seiner Last nicht allein ersteigen konnte, sagte er zum Maghribiten: âO mein Oheim, reich mir die Hand und hilf mir hinauf.â Der Maghribite erwiderte ihm: âMein Sohn, gib mir die Lampe und erleichtere deine Last; vielleicht istâs das, was dich so beschwert.â Aladin entgegnete ihm jedoch: âMein Oheim, die Lampe beschwert mich nicht im geringsten; reich mir deine Hand und wenn ich hinaufgestiegen bin, gebe ich dir die Lampe.â Da aber des maghribitischen Zauberers Verlangen einzig nach der Lampe stand, drängte er Aladin, ihm die Lampe zu geben, während Aladin mit der Hand nicht zur Lampe kommen konnte, da er sie tief in seine Kleider geborgen und die Taschen darüber mit Edelsteinen voll gepfropft hatte. Als nun der Maghribite trotz allen Forderns und Drängens die Lampe nicht erhielt, ergrimmte er so mächtig, dass er vor Wut närrisch wurde, während Aladin ohne Falsch und böse Absicht versprach, ihm die Lampe zu geben, sobald er aus dem Gewölbe herausgestiegen wäre. SchlieÃlich verlor der Maghribite in seiner rasenden Wut alle Hoffnung, die Lampe von Aladin zu bekommen und hob Schwur- und Zauberformeln zu sprechen an und warf mitten ins Feuer Räucherwerk, worauf sich die Steinplatte von selbst durch die Kraft des Zaubers über die Ãffnung legte und die Erde die Platte wie zuvor bedeckte, sodass Aladin unter der Erde blieb und nicht herauskommen konnte.
Hierauf ging der Maghribite fort, um Aladin Hungers sterben zu lassen; denn wie bereits erwähnt, war er ein Fremder und gar nicht Aladins Oheim, sondern hatte sich nur verstellt und dies erlogen, um durch Aladins Vermittlung, der den Schatz allein zu heben vermochte, die Lampe zu
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