Märchen aus 1001 Nacht
liegt der erwähnte Schatz. Stecke daher deine Hand in den Ring und hebe die Platte, denn niemand von allen Menschen als du allein vermag sie zu heben und du allein kannst deinen Fuà in den Hort hineinsetzen, da er für dich aufbewahrt ist. Jedoch musst du auf alles, was ich dich lehre, hören und darfst dir keine einzige Silbe meiner Worte entgehen lassen. Alles dies, mein Kind, ist zu deinem Besten, denn dies ist ein gewaltiger Schatz, wie die Könige der Welt seinesgleichen nicht besitzen und er ist für dich und mich.â
Da vergaà der arme Aladin Mühsal, Schläge und Weinen und geblendet von den Worten des Maghribiten, freute er sich, durch diese Schicksalsfügung reicher als alle Könige zu werden und sagte: âMein Oheim, befiehl mir alles, was du begehrst, ich gehorche deinem GeheiÃ.â Der Maghribite versetzte: âO Sohn meines Bruders, du bist mir wie mein Kind und selbst noch teurer, da du der Sohn meines Bruders bist. Ich habe keine anderen Verwandten als dich und du sollst mein Erbe und Nachfolger werden, mein Sohn.â Alsdann trat er an Aladin heran, küsste ihn und sprach: âFür wen unterziehe ich mich all dieser Mühen? Alles ist um deinetwillen, damit ich dich zu einem reichen und sehr groÃen Mann mache. Widersetze dich daher keinem meiner Worte, sondern tritt heran an den Ring und hebe ihn, wie ich es dir befehle.â Aladin erwiderte: âMein Oheim, dieser Ring ist mir zu schwer, ich kann ihn allein nicht heben. Tritt herzu und hilf mir dabei, da ich zu jung bin.â Der Maghribite entgegnete jedoch: âO Sohn meines Bruders, es ist uns unmöglich, etwas auszurichten, wenn ich dir helfe, denn all unsre Mühe würde vergeblich sein.
Leg nur deine Hand an den Ring und zieh an ihm; du wirst ihn sofort heben, da ich dir doch sagte, dass du ihn allein anfassen kannst. Während du aber an ihm ziehst, sprich den Namen deines Vaters und deiner Mutter aus und du wirst beim Heben nichts von seiner Schwere verspüren.â Da stärkte sich Aladin und tat mit festem Entschluss, wie der Maghribite es ihn geheiÃen hatte; und sobald er seinen Namen und die seiner Eltern aussprach, hob er die Platte mit der gröÃten Leichtigkeit und warf sie beiseite. Unter ihr wurde nun ein Gewölbe sichtbar, zu dem man auf einer Treppe von ungefähr zwölf Stufen hinunter stieg und der Maghribite sagte zu ihm: âO Aladin, nimm deine fünf Sinne zusammen und tue alles, was ich dir sage, aufs genauste, ohne das Geringste davon zu unterlassen. Steig mit aller Vorsicht in jenes Gewölbe hinunter, bis du auf seinen Grund gelangst, wo du einen in vier Räume geteilten Platz finden wirst, in deren jedem du vier Krüge aus Gold und andre aus Gold und Silber gewahren wirst. Hüte dich jedoch, sie anzurühren und nimm nichts von ihnen, sondern geh an ihnen vorüber, bis du zu einem vierten Raum gelangst, ohne deine Kleider oder Säume die Krüge und die Wände berühren zu lassen und ohne einen einzigen Augenblick stehen zu bleiben; solltest du dem zuwiderhandeln, so würdest du auf der Stelle in einen schwarzen Stein verwandelt werden. Bist du nun in den vierten Raum gelangt, so wirst du dort eine Tür finden; öffne sie, indem du wieder dieselben Namen wie bei der Platte aussprichst und tritt hinein. Du wirst dann in einen Garten gelangen, der überall mit Fruchtbäumen geschmückt ist. Von dort musst du auf dem Wege, den du vor dir siehst, gegen fünfzig Ellen weiter schreiten, worauf du eine Halle erblicken wirst, in der sich eine Leiter mit ungefähr dreiÃig Stufen befindet und von der Decke der Halle wirst du eine Lampe herunterhängen sehen. Nimm die Lampe und stecke sie, nachdem du das Ãl ausgegossen hast, in deinen Busen, ohne etwas für deine Kleider zu befürchten, da das Ãl kein wirkliches Ãl ist. Auf deiner Rückkehr magst du dann von den Bäumen pflücken, was dir beliebt, denn es gehört dir, solange die Lampe in deiner Hand ist.
Nachdem der Maghribite die Vorschriften, die er Aladin gab, beendet hatte, zog er von seinem Finger einen Siegelring und steckte ihn an Aladins Finger, indem er zu ihm sagte: âMein Sohn, dieser Siegelring wird dich vor allem Schaden und aller Furcht, die dir drohen könnten, wahren, jedoch nur unter der Bedingung, dass du alles, was ich dir sagte, beobachtest. Erheb dich nun, steig beherzt und festen Entschlusses hinunter und
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