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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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standen mit auf dem Rücken gekreuzten Armen da und warteten auf seinen Befehl, sich zu setzen. Als sie dann den Befehl erhalten hatten, setzte sich jeder von ihnen auf seinen Platz, worauf die Bittsteller vor den Sultan traten; und es wurde eines jeden Sache in ihrer Weise erledigt, bis der Diwan ein Ende nahm. Alsdann erhob sich der König und begab sich in das Serail, während alle anderen ihres Weges gingen. Aladins Mutter, die vor allen anderen gekommen war, hatte Gelegenheit gefunden einzutreten, ohne dass jemand mit ihr gesprochen hätte, um sie hernach vor den Sultan zu führen; und sie blieb dort stehen, bis der Diwan geschlossen wurde und der Sultan sich erhob und in sein Serail begab, worauf alle ihres Weges gingen Als sie nun sah, dass sich der Sultan von seinem Thron erhob und in den Harem ging, ging sie ebenfalls ihres Weges und kehrte heim. Sobald ihr Sohn Aladin sie erblickte und die Schüssel in ihrer Hand sah, glaubte er, es könnte ihr etwas zugestoßen sein, doch wollte er sie nicht eher fragen, als bis sie eingetreten war. Wie sie nun bei ihm eintrat, setzte sie die Schüssel nieder und erzählte ihm, wie es ihr ergangen war, indem sie mit den Worten schloss: “Gelobt sei Allah, mein Kind, dass ich Mut genug fand, mir heute im Diwan einen Platz auszusuchen; wenn ich auch heute den Sultan noch nicht anredete, so will ich es morgen tun, so Allah will, der Erhabene. Heute gab es außer mir noch viele andere, die ebenfalls mit dem Sultan nicht zu sprechen vermochten. Sei jedoch guten Mutes, mein Kind, morgen werde ich ganz bestimmt dir zuliebe mit ihm reden, mag da kommen, was will.”
    Als Aladin seiner Mutter Worte vernommen hatte, freute er sich mächtig und wiewohl er in seiner übermäßigen Liebe und Leidenschaft für die Herrin Bedr el-Budur von Stunde zu Stunde die Erledigung der Sache erwartete, so fasste er sich jedoch in Geduld und verbrachte die Nacht ruhig mit seiner Mutter. Am nächsten Morgen erhob sie sich und begab sich mit der Schüssel wieder zum Diwan des Sultans. Als sie ihn verschlossen sah, fragte sie die Leute, die ihr erwiderten: “Der Sultan hält nur dreimal in der Woche Diwan ab.” So sah sie sich genötigt, wieder heimzukehren; und von nun an ging sie eine Woche lang täglich zum Diwan und stand vor ihm, wenn er geöffnet war, bis er geschlossen wurde; war er aber nicht geöffnet, so kehrte sie wieder heim. Der Sultan aber bemerkte sie in jedem Diwan. Als nun der letzte Tag der Woche kam, ging sie wieder fort und stellte sich wie gewöhnlich vor den Diwan, bis er geschlossen wurde, ohne den Mut zu finden, hineinzugehen oder etwas zu sagen. Da erhob sich der Sultan und schritt, begleitet vom Großwesir, zum Harem; unterwegs aber wendete er sich zu ihm und sprach: “Wesir, sechs oder sieben Tage lang sehe ich an jedem Diwan jene alte Frau herkommen und stets etwas unter ihrem Frauenschleier tragen. Weißt du, wer sie ist und was sie wünscht?” Der Wesir versetzte: “O unser Herr Sultan, die Weiber haben wenig Verstand; vielleicht ist diese Frau zu dir gekommen, um wider ihren Gatten oder sonst jemand von ihren Angehörigen Klage zu führen.” Der Sultan war jedoch durch die Antwort des Wesirs nicht zufrieden gestellt, sondern befahl ihm, wenn die Frau noch einmal in den Diwan käme, sie vor ihn zu führen, worauf der Wesir sogleich seine Hand aufs Haupt legte und sprach: “Ich höre und gehorche, O unser Herr und Sultan.”
    Wie nun Aladins Mutter sich wiederum in den Diwan begab und betrübt und abgemüdet vor dem Sultan dastand, schaute der Sultan sie an und sprach zu seinem Wesir: “Das da ist die Frau, von der ich gestern zu dir sprach; bring sie sofort vor mich, damit ich sehe, was für eine Sache sie vorzubringen hat und ihr Anliegen erfülle.” Da erhob sich der Wesir auf der Stelle und führte Aladins Mutter vor den Sultan, die, sobald sie vor ihm stand, ihre Fingerspitzen küsste und an ihre Stirn führte; dann wünschte sie ihm Ruhm und langes Leben und ewiges Glück und küsste die Erde vor ihm, worauf der Sultan zu ihr sprach: “O Frau, seit wie viel Tagen sehe ich dich in den Diwan kommen, ohne dass du ein Wort sprichst? Wenn du ein Anliegen hast, so sag es mir, damit ich es dir erfüllen kann.” Da küsste Aladins Mutter zum zweiten Mal die Erde vor ihm, segnete ihn und sprach zu ihm: “Ja fürwahr, bei deines

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