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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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kleinen Weile erinnerte er sich jedoch an die Lampe und sagte fröhlich zu seiner Mutter: “Bei deinem Leben, meine Mutter, der Sohn des Wesirs soll sich ihrer nicht erfreuen, wie du denkst. Jetzt aber lass uns hiervon schweigen; erheb dich vielmehr und setz uns das Nachtessen auf, hernach will ich ein wenig in mein Zimmer gehen und dann soll alles gut werden.”
    Nachdem Aladin zur Nacht gegessen hatte, begab er sich in sein Zimmer und verschloss die Tür hinter sich; dann holte er die Lampe und rieb sie und sogleich erschien der Sklave und sprach zu ihm: “Heische, was du willst, ich bin dein Sklave und der Sklave dessen, der die Lampe in seiner Hand hält; ich und alle Sklaven der Lampe.” Da sagte Aladin: “Merk auf! Ich begehrte vom Sultan seine Tochter zur Frau und er versprach sie mir nach drei Monaten. Er blieb seinem Wort jedoch nicht treu, sondern gab sie dem Sohn des Wesirs, der sie heute Nacht heimsuchen will. Ich befehle dir jetzt deshalb, so du ein getreuer Diener der Lampe bist, siehst du heute Nacht den Bräutigam und die Braut beisammen ruhen, so bringe sie in ihrem Bett hierher. Das ist’s, was ich von dir begehre.” Der Sklave versetzte: “Ich höre und gehorche; verlangst du jedoch noch einen anderen Dienst als diesen, so lass mich deine Wünsche hören.” Aladin versetzte: “Augenblicklich verlange ich nichts weiter, als was ich dir gesagt habe.” Da verschwand der Sklave, während Aladin zu seiner Mutter zurück kehrte, um den Rest des Abends mit ihr zu verbringen. Als dann die Stunde nahte, in welcher der Sklave wiederkommen musste, erhob er sich und zog sich in sein Gemach zurück; und schon nach kurzer Weile erschien plötzlich der Sklave mit dem Brautpaar im Bett, angesichts dessen sich Aladin mächtig freute. Dann befahl er dem Sklaven der Lampe: “Nimm diesen Galgenstrick von hier fort und leg ihn in den Abtritt.” Und sogleich hob der Sklave den Sohn des Wesirs auf und legte ihn in den Abtritt. Bevor er ihn jedoch verließ, blies er ihn mit einem Hauch an, der ihm die Haut erschaudern ließ, sodass ihm Angst und Bange wurde. Hierauf kehrte der Sklave wieder zu Aladin zurück und sprach zu ihm: “Wenn du noch sonst ein Anliegen hast, so sag es mir.” Aladin entgegnete: “Komm am Morgen wieder und trag sie zurück an ihren Platz.” Da antwortete der Sklave: “Ich höre und gehorche” und verschwand, während sich Aladin erhob und kaum glaubte, dass ihm die Sache so gut gelungen sei. Als er jedoch die Herrin Bedr el-Budur in seinem Haus sah, bewahrte er, wiewohl er seit langer Zeit in Liebe zu ihr erglühte, den Anstand und sprach zu ihr: “O Herrin der Schönen, befürchte nicht, dass ich dich hierherbrachte, um deine Ehre zu schänden. Allah soll hüten, ich wollte nur nicht, dass sich ein andrer deiner erfreute, da dein Vater, der Sultan, dich mir versprach. Sei deshalb ruhig und in Frieden.”
    Als sich nun die Herrin Bedr el-Budur, die Tochter des Sultans, in diesem schäbigen und finstern Haus sah und Aladins Worte vernahm, wurde sie von Furcht und Schrecken erfasst und ganz verstört, sodass sie Aladin keine Antwort zu geben vermochte. Dann erhob sich Aladin, zog seine Kleider aus und legte zwischen sie und sich ein Schwert, worauf er neben ihr im Bett ruhte, ohne eine Treulosigkeit zu begehen, da er nur die Ehe zwischen dem Sohn des Wesirs und ihr verhindern wollte. Die Herrin Bedr el-Budur dagegen verbrachte die übelste Nacht, die sie je erlebt hatte und der Sohn des Wesirs lag im Abtritt da und vermochte sich aus Furcht vor dem Sklaven nicht zu rühren. Am anderen Morgen erschien der Sklave vor Aladin, ohne dass er die Lampe gerieben hätte und sprach zu ihm: “Mein Herr, wenn du etwas begehrst, so befiehl es mir, damit ich es aufs genauste ausrichte.” Aladin versetzte: “Geh und trag die Braut und den Bräutigam wieder an ihren Platz.” In einem Augenblick hatte der Sklave Aladins Befehl vollstreckt und den Sohn des Wesirs wieder zur Herrin Bedr el-Budur gelegt und beide aufgehoben und wie zuvor an ihren Platz im Serail gesetzt, ohne dass sie jemand gesehen hätten, doch wären sie fast vor Furcht gestorben, als sie sich von einem Ort zum anderen getragen sahen. Kaum aber hatte der Sklave sie an ihren Platz gesetzt und war wieder fortgegangen, da kam auch schon der Sultan an, um seine Tochter zu besuchen. Sobald der Sohn

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