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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ihr nicht verübeln sollte, dass sie ihm keine Antwort gegeben hätte. Hierauf ließ sie insgeheim den Sohn des Wesirs kommen und fragte ihn, wie sich die Sache verhielte und ob an den Worten der Herrin Bedr el- Budur. Der Sohn des Wesirs sagte jedoch in seiner Furcht, seine Braut aus den Händen zu verlieren: “Meine Herrin, ich weiß nichts von all dem, was du da sagst.” Infolgedessen glaubte die Königin fest, ihre Tochter hätte tolles Zeug zusammengeträumt. Die Hochzeitsfeste nahmen den Tag über ihren Fortgang, die Tänzerinnen tanzten, die Sängerinnen sangen und all die Instrumente musizierten und die Königin, der Wesir und sein Sohn gaben sich die größte Mühe bei den Festlichkeiten, die Herrin Bedr el-Budur zu erfreuen und ihren Kummer zu verscheuchen. Sie unterließen an jenem Tage nichts, was irgendwie zur Freude anregte, doch was sie auch vor ihr darstellen ließen, um sie zu erheitern und den Kummer aus ihrem Herzen zu bannen, nichts machte auf sie Eindruck und sie blieb still, nachdenklich und verstört von dem, was ihr während der Nacht widerfahren war. Wohl war es dem Sohn des Wesirs noch schlimmer als ihr ergangen, da er im Abtritt geschlafen hatte; doch hatte er die Sache geleugnet und sich aus dem Gedächtnis geschlagen, um nicht die Braut und die Ehre zu verlieren, zumal, wo ihn alle Leute um dieses Los, das ihm so hohe Ehre eintrug, beneideten; ferner aber auch wegen der außerordentlichen Anmut und Schönheit der Herrin Bedr el-Budur. Inzwischen war Aladin ausgegangen, um sich die Festlichkeiten in der Stadt und im Serail anzusehen und lachte, als er die Leute von der Ehre, die dem Sohn des Wesirs widerfahren war und von seinem hohen Glück, der Schwiegersohn des Sultans geworden zu sein und dem großen Pomp bei seiner Hochzeitsfeier reden hörte. Er sprach bei sich: “Ihr Armen, ihr wisst nicht, wie es ihm heute Nacht ergangen ist, sonst würdet ihr ihn nicht beneiden.” Als dann die Nacht anbrach und die Schlafenszeit kam, ging er in sein Gemach und rieb die Lampe; sogleich erschien der Sklave und er befahl ihm, die Tochter des Sultans mit ihrem Hochzeiter wie in der verflossenen Nacht zu bringen, bevor ihr noch der Sohn des Wesirs die Mädchenschaft genommen hätte. Der Sklave verschwand auf der Stelle und säumte nur so lange, bis der rechte Zeitpunkt kam, worauf er wieder mit dem Bett erschien, in dem die Herrin Bedr el-Budur und der Sohn des Wesirs lagen. Dann verfuhr er mit dem Sohn des Wesirs wie in der vergangenen Nacht, indem er ihn nahm und in den Abtritt niederlegte, wo er ihn zusammen geschrumpft vor Furcht und Zittern liegen ließ. Aladin aber erhob sich und legte wieder das Schwert zwischen sich und die Herrin Bedr el-Budur, worauf er die Nacht an ihrer Seite zubrachte. Am nächsten Morgen erschien dann wieder der Sklave der Lampe und trug beide an ihren Platz zurück, während Aladin von Schadenfreude über den Sohn des Wesirs erfüllt war. Als nun der Sultan am Morgen erwachte, gedachte er, seine Tochter Bedr el-Budur wieder wie tags zuvor zu besuchen; er erhob sich deshalb, legte seine Sachen an und begab sich zum Gemach seiner Tochter. Sobald er die Tür öffnete, stieg der Sohn des Wesirs aus dem Bett und begann sich anzukleiden, während ihm die Rippen vor Frost klapperten, da der Sklave sie soeben erst zurückgebracht hatte. Wie nun der Sultan eintrat, schritt er auf seine Tochter Bedr el-Budur zu, die noch im Bett lag und wünschte ihr Guten Morgen, indem er den Vorhang lüpfte. Dann küsste er sie zwischen die Augen und fragte sie nach ihrem Befinden; er sah jedoch, dass sie sauer dreinblickte und ihm nicht die geringste Antwort gab, sondern ihn böse anschaute und in der übelsten Verfassung war. Da ergrimmte der Sultan darüber, dass sie ihm keine Antwort gab und im Glauben, es stünde nicht Recht mit ihr, zückte er sein Schwert und fuhr sie an: “Was ist mit dir vorgefallen? Wenn du mir nicht sagst, was mit dir geschehen ist, so nehme ich dir sofort das Leben. Ehrst du und achtest du mich so? Ich rede zu dir und du gibst mir keine Antwort?” Als nun die Herrin Bedr el-Budur ihren Vater, den Sultan, anschaute und ihn ergrimmt und mit gezücktem Schwert in der Hand dastehen sah, verlor sie ihre Furcht und sagte zu ihm, ihr Haupt erhebend: “Teurer Vater, sei nicht böse auf mich und übereile dich nicht in deinem Zorn, denn ich bin

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