Märchen aus 1001 Nacht
Worten küsste sie seinen Becher und trank ihn aus, worauf sie ihn niedersetzte; dann trat sie an ihn herzu und küsste ihn auf die Wange, dass er vor Freude flog und in der Absicht, das Gleiche zu tun, den Becher an seinen Mund setzte und ihn bis auf den Grund leerte, ohne zu prüfen, ob sich etwas in ihm befand oder nicht. In demselben Augenblick aber sank er wie ein Toter auf seinen Rücken und der Becher fiel aus seiner Hand. Da freute sich die Herrin Bedr el-Budur hierüber und die Sklavinnen tanzten und öffneten ihrem Herrn Aladin die Tür des Serails, worauf er eintrat und zum Gemach der Herrin Bedr el- Budur hinaufstieg.
Als er sie am Tisch sitzen und den Maghribiten wie einen Toten vor ihr liegen sah, trat er an sie heran, küsste sie und dankte ihr hierfür mit mächtiger Freude. Dann sagte er zu ihr: âBegib dich jetzt mit deinen Sklavinnen in deine inneren Gemächer und lass mich allein, damit ich mein Geschäft ins Reine bringe.â Ohne Säumen zog sich die Herrin Bedr el-Budur mit ihren Sklavinnen in ihre inneren Gemächer zurück, während sich Aladin erhob und hinter ihnen die Tür verriegelte. Dann trat er an den Maghribiten heran, steckte seine Hand in seinen Busen und zog die Lampe daraus hervor, worauf er sein Schwert zückte und ihm den Kopf abschlug. Alsdann rieb er die Lampe und sogleich erschien der Sklave, der Marid und sprach: âZu Diensten, mein Herr, was begehrst du?â Aladin versetzte: âIch wünsche, dass du dieses Serail von hier nach dem Land China trägst und es auf seinen früheren Platz gegenüber dem Serail des Sultans niedersetzest.â Der Marid antwortete: âIch höre und gehorche, mein Herr.â Hierauf begab sich Aladin wieder zur Herrin Bedr el-Budur, seiner Gemahlin und setzt sich zu ihr und umarmte und küsste sie; und sie küsste ihn und beide saÃen beim Wein und plauderten, während der Marid das Serail mit ihnen fort trug und es auf seinen Platz gegenüber dem Serail des Sultans niedersetzte. Dann lieà Aladin durch die Sklavinnen den Tisch auftragen und er und seine Gemahlin, die Herrin Bedr el-Budur, saÃen da und aÃen und tranken in lauter Freude und Fröhlichkeit, bis sie genug hatten, worauf sie sich ins Wein- und Plauderzimmer begaben und zechend, plaudernd und in heiÃem Verlangen einander küssend dasaÃen. Sie waren lange Zeit nicht fröhlich gewesen und so hörten sie nicht eher auf, als bis die Sonne des Weins in ihren Häuptern aufging und der Schlaf sie übermannte, worauf sie sich in aller Ruhe und Bequemlichkeit auf ihr Lager legten.
Am nächsten Morgen erhob sich Aladin und weckte seine Gemahlin, die Herrin Bedr el-Budur und die Sklavinnen kamen zu ihr und zogen sie an und machten sie zurecht und schmückten sie, während Aladin seine besten Sachen anlegte. Beide flogen vor Freude über ihre Wiedervereinigung nach der Trennung und die Herrin Bedr el-Budur freute sich ganz besonders auf das Wiedersehen mit ihrem Vater. Was nun aber den Sultan anlangt, so trauerte er seit Aladins Freilassung über den Verlust seiner Tochter und saà fortwährend da und weinte über sie wie ein Weib, da sie sein einziges Kind war. An jedem Morgen eilte er, wenn er aufgestanden war, ans Fenster und öffnete es und schaute aus ihm nach der Richtung hinaus, wo Aladins Serail gestanden hatte, indem er dabei weinte, bis ihm die Augen brannten und die Lider wund geworden waren. Als er sich nun an jenem Morgen wieder erhob und wie gewöhnlich das Fenster öffnete und hinausschaute, sah er vor sich ein Gebäude. Da rieb er sich die Augen und erkannte bei schärferem Zusehen, dass es Aladins Serail war. Da lieà er sich sofort ein Pferd satteln und vorführen und ritt zu Aladins Serail hinüber, während Aladin, der ihn ankommen sah, hinunter stieg und ihn auf halbem Wege empfing. Dann fasste er ihn bei der Hand und führte ihn hinauf zum Gemach seiner Tochter, der Herrin Bedr el-Budur, die ebenfalls groÃes Verlangen nach ihrem Vater trug und zu ihm hinunter stieg und ihn an der Tür der Treppe gegenüber dem Saal im Erdgeschoss empfing. Weinend umarmte sie ihr Vater und bedeckte sie mit Küssen und sie tat das gleiche, worauf Aladin sie in das Oberzimmer führte, wo sie sich setzten und der Sultan sich erkundigte, wie es ihr erginge und was sich mit ihr zugetragen hätte. Da erzählte die Herrin Bedr el-Budur ihrem Vater ihr
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