Märchen aus 1001 Nacht
Erlebnis und sagte zu ihm: âIch erstand erst gestern wieder zum Leben, als ich meinen Gemahl sah, der mich aus der Gefangenschaft eines verruchten maghribitischen Zauberers befreite, wie es nach meinem Dafürhalten auf der ganzen Erde keinen schmutzigeren gibt. Ohne meinen Geliebten Aladin wäre ich nimmer von ihm befreit und du hättest mich in deinem ganzen Leben nicht wieder zu sehen bekommen. Fürwahr, mein Vater, ich litt unter schwerer Trübsal und Sorge wegen der Trennung nicht allein von dir, sondern auch von meinem Gemahl, dem ich alle Tage meines Lebens zu Dank verpflichtet bin, dass er mich von diesem verruchten Zauberer befreite.â
Hierauf begann die Herrin Bedr el-Budur ihrem Vater alle ihre Erlebnisse zu erzählen und Aladin nahm nach ihr das Wort und erzählte, wie er den verruchten Zauberer getötet hatte. Danach führte er den Sultan in das Nebengemach, in dem der Leichnam des Maghribiten lag. Der Sultan befahl sofort, ihn fortzunehmen und zu verbrennen und seine Asche in die Luft zu streuen; dann umarmte er Aladin und sagte zu ihm, ihn mit Küssen bedeckend: âEntschuldige mich, mein Sohn, dass ich dir das Leben nehmen wollte wegen dieses unsauberen, verruchten Zauberers, der dich in diese Grube stürzte. Ich bin jedoch für das, was ich dir antat, zu entschuldigen, mein Sohn, da ich mich meiner einzigen Tochter beraubt sah, die mir lieber als mein Leben ist; und du weiÃt, wie zärtlich die Herzen der Eltern an ihren Kindern hängen, umso mehr, da ich kein anderes Kind als die Herrin Bedr el-Bu- dur habe.â In dieser Weise entschuldigte sich der Sultan bei Aladin und küsste ihn, während Aladin zu ihm sagte: âO König der Zeit, du hast mir nichts getan, was gegen das Gesetz verstieà und ich habe gleichfalls keine Schuld, vielmehr rührt alles von diesem schmutzigen maghribitischen Zauberer her.â Hierauf befahl der König, die Stadt zu schmücken und Freudenfeste zu feiern und lieà den Herold ankündigen: âDer heutige Tag ist ein hohes Fest, das im ganzen Reich einen vollen Monat, dreiÃig Tage lang, gefeiert werden muss, zu Ehren der Rückkehr der Herrin Bedr el-Budur, der Tochter des Sultans und ihres Gatten Aladin.â Aber Aladin führte mit seiner jungen Gemahlin, der Herrin Bedr el-Budur, ein heiteres und angenehmes Leben, frei von jeglicher Gefahr; und als der Sultan nach einiger Zeit starb, setzte sich Aladin auf den Thron des Reiches und regierte seine Untertanen in Gerechtigkeit und alle Welt liebte ihn. So führte er mit seiner jungen Gemahlin, der Herrin Bedr el-Budur, das angenehmste, fröhlichste und zufriedenste Leben, bis der Zerstörer der Freuden und der Trenner der Vereinigungen sie heimsuchte.
Die Geschichte von Abu Kir und Abu Sir
Einst lebten zwei Männer in der Stadt Alexandrien, der eine von ihnen war ein Färber und hieà Abu Kir, der andere aber war ein Barbier und hieà Abu Sir. Die beiden waren einander benachbart in der MarktstraÃe; denn der Laden des Barbiers stand neben dem Laden des Färbers. Der Färber nun war ein Betrüger und Belüger, ein arger Bösewicht, als wäre seine Schläfe aus hartem Felsen hergekommen oder aus der Schwelle einer Synagoge der Juden entnommen; und er schämte sich keiner Schandtat, die er unter den Menschen verübte. Wenn jemand ihm ein Stück Zeug zum Färben brachte, so pflegte er von ihm zuerst den Lohn zu verlangen, indem er vorgab, er müsse dafür Stoffe kaufen, mit denen er färbe; und jener gab ihm dann den Lohn im Voraus. Sobald der Färber aber das Geld von ihm in Händen hatte, gab er es für Essen und Trinken aus; und dann verkaufte er auch noch das Zeug, das er erhalten hatte, sowie dessen Besitzer fortgegangen war und gab den Erlös für Essen und Trinken und andere Dinge aus. Er aà nur das feinste von den leckersten Gerichten und trank nur das Beste von den Getränken, die den Verstand vernichten. Wenn dann der Eigentümer des Stoffes kam, so sprach er zu ihm: âKomm morgen vor Sonnenaufgang wieder zu mir, so wirst du dein Zeug gefärbt vorfinden!â Der Eigentümer ging darauf seiner Wege, indem er bei sich sprach: âEin Tag ist dem anderen nahe.â Wenn er aber am folgenden Tag zur verabredeten Zeit kam, so sagte der Färber zu ihm: âKomm morgen wieder; gestern hatte ich keine Zeit; denn es waren Gäste bei mir und ich musste für ihre
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