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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Bewirtung sorgen, bis sie fort gingen; aber morgen vor Sonnenaufgang magst du kommen und deinen gefärbten Stoff mitnehmen!” Wieder ging der Mann fort und kam am dritten Tag zurück; und der Färber sagte ihm: “Gestern war ich wirklich zu entschuldigen; denn meine Frau kam in der Nacht nieder und ich hatte den ganzen Tag über mit allen möglichen Dingen zu tun. Aber wenn du morgen kommst, so sollst du auf alle Fälle dein Zeug gefärbt mitnehmen.” Kam der Mann jedoch zu der bestimmten Zeit wieder zu ihm, so trat er ihm mit einer anderen Ausrede entgegen, einerlei welcher und schwor ihm einen Eid. Und er versprach und schwor immer wieder, wenn der Kunde zu ihm kam, bis dieser die Geduld verlor und zu ihm sprach: “Wie oft willst du zu mir sagen: morgen? Gib mir meinen Stoff; ich will ihn nicht mehr färben lassen.” Dann pflegte der Färber zu sagen: “Bei Allah, mein Bruder, ich schäme mich vor dir; aber ich muss dir die Wahrheit sagen. Möge Allah jeden schädigen, der die Menschen in ihrem Besitze schädigt!” “Sage mir, was ist denn geschehen?” pflegte der Kunde zu sagen; und der Färber antwortete: “deinen Stoff hatte ich unvergleichlich schön gefärbt und ich hatte ihn auf die Leine gehängt, aber er ist mir gestohlen und ich weiß nicht, wer ihn gestohlen hat.” Gehörte nun der Eigentümer des Stoffes zu den gutmütigen Leuten, so sagte er wohl: “Allah wird ihn mir ersetzen.” Wenn er aber zu den übel wollenden Menschen gehörte, so drang er bei ihm auf Schimpf und Schande; dennoch erreichte er nichts von ihm, wenn er ihn auch beim Richter verklagte. Solches Tun trieb er so lange, bis sich sein Ruf unter den Leuten verbreitete und diese sich gegenseitig vor Abu Kir warnten und ihn zum Sprichwort machten und sich alle von ihm fernhielten. Keiner fiel mehr in sein Netz, außer denen, die nicht wussten, wie es mit ihm stand; und außerdem hatte er jeden Tag Schimpf und Schande zu erdulden bei den Geschöpfen Allahs des Erhabenen. So kam es, dass er schlechte Geschäfte machte, und er begann, zu dem Laden seines Nachbars Abu Sir, des Barbiers, zu gehen und sich darinnen niederzusetzen mit dem Blick auf die Färberei, sodass er deren Tür im Auge behielt. Und wenn er jemanden, der ihn nicht kannte, mit einem Stück Stoff, das er färben lassen wollte, an der Tür der Färberei stehen sah, so verließ er den Laden des Barbiers und sprach zu dem Kunden: “Was suchst du, Mann?” Jener antwortete ihm: “Nimm dies Stück und färbe es mir!” Dann fuhr er fort: “Welche Farbe wünschest du?” Denn trotz seiner schurkischen Streiche lag es in seiner Hand, dass er in allerlei Farben färbte; aber er war nie gegen jemanden ehrlich und so war die Not über ihn gekommen. Dann nahm er den Stoff dem Kunden aus der Hand und sprach zu ihm: “Gib mir den Lohn im Voraus und komm morgen wieder und hole deinen Stoff!” Der Fremde gab ihm das Geld und ging fort; und wenn der dann seiner Wege gegangen war, so nahm Abu Kir den Stoff und trug ihn zum Basar und verkaufte ihn; für den Erlös kaufte er sich Fleisch und Gemüse, Tabak und Früchte und was er sonst brauchte. Doch so oft er einen von denen vor dem Laden stehen sah, die ihm etwas zum Färben gegeben hatten, ging er nicht zu ihm hinaus und zeigte sich ihm nicht. In dieser Weise lebte er mehrere Jahre; aber da begab es sich eines Tages, dass er von einem harten Manne ein Stück Zeug erhielt; er verkaufte es und verbrauchte den Erlös. Nun kam der Eigentümer jeden Tag zu seinem Laden und fand ihn nicht dort, weil der jedesmal, wenn er einen sah, der einen Anspruch an ihn hatte, vor ihm fortlief in den Laden des Barbiers Abu Sir. Da nun jener harte Mann ihn nicht in seinem Laden fand und des Wartens überdrüssig wurde, so ging er zum Kadi; von dem holte er einen Gerichtsboten und dann nagelte er die Tür des Ladens zu in Gegenwart einer Schar von Muslimen und versiegelte sie; denn er hatte dort nur einige zerbrochene irdene Geräte gesehen, aber nichts darunter gefunden, was ihm seine Sache hätte ersetzen können. Dann nahm der Gerichtsbote den Schlüssel an sich und sprach zu den Nachbarn: “Sagt ihm, er solle das Zeug dieses Mannes herbeischaffen; dann mag er kommen, um sich den Schlüssel seines Ladens zu holen!” Darauf gingen der Mann und der Gerichtsbote ihrer

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