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Maerchen aus Malula

Titel: Maerchen aus Malula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafik Schami
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ich dich endgültig gewonnen habe, will ich nicht mit dir leben. Mein Sohn wird dein Nachfolger sein, doch ich möchte weiter Gewürze verkaufen. Ich will allein leben.« Der Sultan weinte bei diesen Worten, doch er erhob sich von seinem Thron, verneigte sich vor der Frau und sprach: »Gegen die wütenden Wellen war ich gewappnet, doch das stille Wasser besiegte mich.«

 
    DER MÄUSEVERTILGER
    oder
    VON DER OHNMACHT
    DER UNWISSENDEN
     
    Es war einmal ein Ölverkäufer. Er zog von Dorf zu Dorf und bot sein Olivenöl dort zu einem guten Preis feil, wo die Bauern keine Olivenbäume pflanzten und selten in die ferne Stadt fuhren.
    Damals, als sich diese Geschichte abspielte, war es nicht selten, daß Bauern ihr ganzes Leben im Dorf blieben.
    Eines Tages kam der Ölverkäufer in eine entlegene Gegend.
    Er verkaufte sein Öl bis zum späten Abend und beschloß, in diesem Dorf zu übernachten.
    So erkundigte er sich nach dem Haus des Dorfältesten. Fremde waren zu jener Zeit gerngesehene Gäste, doch der erfahrene Händler lehnte dieEinladungen von drei Bauern freundlich ab, weil er sich ein üppigeres Mahl beim Dorfältesten erhoffte, und er irrte sich nicht.
    Der Dorfälteste lud einige Nachbarn zum Abendessen ein, damit sein Gast sich gut unterhielte und bald wieder ins Dorf kommen würde.
    Die Hausherrin tischte ihrem Gast ein deftiges Gericht aus Lammfleisch, Reis und Joghurt auf. Als sie das frische Roggenbrot hereintrug, konnte der Ölhändler seine Gier nur schwer im Zaum halten.
    Doch kaum saßen die Gäste um das Essen herum, da huschten alsbald viele Mäuse herein, machten sich über das Essen her und fraßen alles in Windeseile auf. Nur mit Mühe konnten der Dorfälteste und seine Nachbarn ein paar Brote und kleine Fleischstücke vor den gefräßigen Mäusen retten.
    Der Ölhändler aber ekelte sich derartig, daß er nichts anfaßte. Als die Mäuse alles kahlgefressen hatten, verschwanden sie so plötzlich, wie sie hereingestürmt waren.
    »Was war das?« fragte der Ölhändler verärgert.
    »So ist unser Leben mit diesen Ungeheuern«, antwortete der Dorfälteste etwas beschämt. »Sie kommen, fressen und verschwinden«, fügte er leise hinzu und winkte hilflos mit der Hand ab.
    »Das gibt es doch nicht«, staunte der Ölhändler. »Habe ich richtig gehört, ihr nennt diese winzigen Mäuse Ungeheuer?«
    »Sie sind Ungeheuer. Sie haben uns besiegt. Nichtshaben wir unversucht gelassen, sie zu vertilgen. Aber sie werden immer zahlreicher, und wenn sie wütend werden, so können sie einen Menschen überfallen und sogar töten«, erklärte der Dorfälteste.
    »Und ihr habt wirklich Angst vor diesen Tieren? Seid ihr tatsächlich so feige in diesem Dorf?« höhnte der Ölhändler.
    »Das sind wir nicht. Bären und Wölfe haben wir gejagt, unsere Männer töten mit ihrem Blick einen Adler, doch diese Ungeheuer sind stärker. Sie schleichen auf samtenen Pfoten. Sie brüllen nicht, und sie fletschen nicht ihre Zähne, doch in der Masse sind sie gefährlicher als ein verletzter Wolf«, antwortete der Lehrer.
    »Und was gebt ihr mir, wenn ich euch von diesen Ungeheuern befreie?« fragte der Ölhändler, und seine Augen glänzten erwartungsvoll.
    »Wir geben dir, was du verlangst!« rief der Dorfälteste.
    »Ich verlange zweitausend Piaster«, erwiderte der Ölhändler. »Ich bringe euch ein Tier, das diese Ungeheuer frißt.«
    »Dieses Tier gibt es nicht. Willst du dich über uns lustig machen?« unterbrach ihn ein Bauer.
    »Nein, ich habe ein solches Tier. Ihr sollt erst zahlen, wenn es die ersten zehn Ungeheuer gefressen hat«, sagte der Ölhändler nachdrücklich.
    »Und was zahlst du, wenn dein Tier, das wir noch nicht kennen, von diesen Ungeheuern gefressen wird?« fragte der Lehrer mißtrauisch.
    »Ich zahle euch das Doppelte«, erwiderte der Ölhändler.
    »Das ist ein anständiges Angebot«, entschied der Dorfälteste.
    Am nächsten Morgen stieg der Ölhändler auf sein Maultier und ritt davon.
    Einige Bauern lachten aber hinter dem Händler her. »Er hielt uns für dumm? Nun wird er für sein großes Maul zahlen oder sich nie wieder blicken lassen«, machte sich ein junger Bauer lustig.
    »Ja, ja«, bestätigte der Dorfälteste und sah in die Ferne. »Händler versprechen oft das Blaue vom Himmel, und einfältig ist der, der erwartungsvoll hinaufschaut, denn diese Gauner ziehen ihm den Boden unter den Füßen weg, und er fällt auf die Nase.«
    Sieben Tage lang heiterten sich die Bauern mit Geschichten über die

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