Maerchen aus Malula
wartenden Leuten und erzählte:
»Nicht einmal das Feuer kann ihm etwas anhaben. Die Flammen waren wie eine dichte Mauer, doch der Mäusevertilger sprang hindurch und setzte sich auf die große Trauerweide. Er rief mir zu: ›Geh, du Unglücklicher, sage deinem Dorfältesten, ich werde ihn fressen. Weder Feuer noch Wasser können mich hier vertreiben.‹«
»Geht hin und fällt die Bäume, wir werden sehen, ob er es dann immer noch aushält«, sagte der Dorfälteste.
Acht kräftige Männer schlugen daraufhin die vier Bäume ab.
Als sie erschöpft ihre Arbeit beendet hatten, sahen sie den Mäusevertilger auf einem fernen Gemäuer sitzen. Er legte seine Pfoten an sein Maul und wischte sich über das Gesicht.
»Was mag er wohl sagen?« fragte einer von ihnen, doch niemand konnte hören, ob das Tier etwas sagte. Sie schickten den Jüngsten los mit dem Auftrag, zu lauschen, was der Mäusevertilger flüsterte.
Der Junge schlich sich sehr ängstlich an das Gemäuer heran, blieb eine Weile versteckt stehen und kehrte mit eiligen Schritten zurück. »Er flüsterte«, sagte er außer Atem: »›Habt nur Geduld, ihr Häuserverbrenner und Bäumefäller. Ich werde euch alle vertilgen.‹«
Eilig liefen sie zu ihrem Dorfältesten und berichteten ihm und der besorgten Versammlung von derfurchtbaren Drohung. Die ganze Nacht sprachen die Leute aufgeregt darüber, und manche packten schon ihre Sachen, da sie diesen Ort des Grauens verlassen wollten.
Am nächsten Morgen kam der Ölhändler wieder einmal in die Gegend, er fand das Dorf zerstört und die alten hohen Bäume abgeholzt. Er wunderte sich darüber und wanderte weiter, bis er zu dem Ort gelangte, wo die Leute lagerten.
»Was ist passiert?« fragte er. Der Lehrer erzählte ihm vom fürchterlichen Ungeheuer, zu dem der Mäusevertilger geworden war, und berichtete von den Leuten, die auswandern wollten.
»Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich befreie euch von diesem Ungeheuer.«
»Gott segne dich. Du hast unsere Vorräte gerettet, und nun willst du dein Leben aufs Spiel setzen, um das unsrige zu schonen. Wie können wir uns nur erkenntlich zeigen?«
»Ich bekomme dafür zweitausend Piaster, und ihr kauft nie bei einem anderen Händler Öl. Ich setze ja mein Leben aufs Spiel«, antwortete der Ölhändler und erntete die dankbare Zustimmung seiner Zuhörer.
Alsdann ließ er eine junge Ziege schlachten, holte eine bräunliche Flasche aus seiner Satteltasche hervor und goß ihren Inhalt über den Kadaver. Es roch nach bitteren Mandeln. Nun nahm der Händler die Ziege auf die Schulter und ging ins Dorf.
Voller Sorge warteten die Bauern, und die Stunden krochen so langsam dahin, als wären sie Schildkröten. Nach einem halben Tag kehrte der Ölhändler zurück.
»Was ist geschehen?« wollte der Dorfälteste wissen.
»Die Bestie ist tot«, antwortete der Ölhändler und wusch sich seelenruhig die Hände.
»Tot … Unglaublich … Das kann nicht sein …«, raunten die Versammelten.
»Ihre Leiche liegt auf dem Dorfplatz. Geht hin und seht sie euch an. Ich habe es eilig.«
Lange zögerten die Bauern, bis zwei mutige Kundschafter mit der erlösenden Nachricht zurückkamen. »Das Ungeheuer ist tot!« riefen sie.
Die Leute jubelten, zahlten dem Händler die versprochene Summe und wünschten ihm Glück und Gesundheit auf seiner Reise. Am selben Tag kehrten die Bauern ins Dorf zurück, und nach ein paar Monaten vergaßen sie den Mäusevertilger und die Qualen der Angst.
Auch die gefräßigen Mäuse kehrten wieder, und wären die Baumstümpfe am Dorfplatz nicht gewesen, hätten die Leute die Geschichte längst vergessen.
Der Ölhändler aber zog von Dorf zu Dorf und bot seine jungen Löwen an.
WINTERTRAUBE
oder
DIE GESCHICHTE
VOM SCHWANGEREN MANN
Es war einmal eine Frau, die kinderlos geblieben war. Eines Tages kam ein Arzt ins Dorf und bot eine Arznei an, durch die jede Frau schwanger werden könne. Die Frau hörte die Rufe des Medizinmannes, verließ ihr Haus und bat ihn darum, ihr das Mittel zu geben.
Er überreichte ihr drei kleine braune Kugeln, riet ihr jedoch leise, sie nicht einzunehmen, bevor sie ein Bad genommen hätte. Die Frau legte das Mittel in die Wandnische und ging ins Bad.
Unterdessen kam ihr Gatte nach Hause. Er war ein gefräßiger Mann und verschlang alles, was ihm in die Hände fiel. Man erzählte, er hätte einst ganz allein einen Hammel vertilgt. Er war groß und dick wie ein Koloß und doch so sanftmütig wie ein Lamm.
Nun kam
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