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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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vermögenden Kaufleute und Handelsherren zu spüren. „Ei, seht nur unseren frischgebackenen Kaufmann Achmed! Wahrhaftig, einer der Klügsten unter der Sonne. Was hat er in seinen Ballen? Lumpen! Doch es sind keine gewöhnlichen Lumpen, es sind solche, die er mit Gold bezahlt hat.
    O du großmächtiger Lumpenhändler, wahrlich, Köstliches wirst du für deine Ware zurückbringen!“
    „Ihr sagt es!“ antwortete Achmed gelassen.
    Als die Sticheleien nicht aufhören wollten, sprach er lächelnd: „Spottet nur, solange euch die Zunge nicht am Gaumen festklebt. Doch am Ende der Reise werde ich es sein, der Grund hat, über euch zu lachen.“
    Nach sieben Tagen war die Karawane in der bedeutenden Handelsstadt am Ufer des großen Flusses angelangt. Die Kaufleute nahmen dort ihre Quartiere, Achmed aber wartete, bis alle das Stadttor passiert hatten, dann rief er ihnen zu: „Ich suche mir außerhalb der Stadt ein billiges Nachtlager. Auf der Rückreise bin ich wieder zur Stelle!“
    Dann wählte er für sich und seine Tiere eine Sandbank aus, die weit in den Fluß hineinragte, lud seine Ballen ab und tränkte die Kamele. Kurz nach Sonnenuntergang verbrannte er die mitgebrachten Lumpen und verstreute die Asche sorgsam am sandigen Flußufer.
    Nun wartete er voller Ungeduld, ob sich wiederhole, was er genau vor einem Jahr an diesem Ort erlebt hatte.
    Die Nacht war klar, der Vollmond stieg am Himmel empor, da erhob sich plötzlich über dem Wasser eine schimmernde Wolke. Achmed unterdrückte mühsam einen Aufschrei des Entzückens: Die wunderbaren Fische, die er hier beobachtet hatte, waren wiedergekommen. Sie sprangen auf das Ufer und ließen aus ihren weitgeöffneten Mäulern schimmernde Perlen in das helle Mondlicht aufsteigen. Als die Perlen in den Sand zurückgefallen waren, suchten die Fische ihr schönes Spielzeug, um von neuem beginnen zu können. Doch die locker ausgestreute Asche hinderte sie, die Perlen zu finden. Da sprangen sie eilig zurück ins Wasser. Einer zweiten und dritten Fischwolke erging es ebenso.
    Achmed wartete, ohne sich zu rühren. Er erinnerte sich jener Nacht, in der er zum ersten Mal dem Spiel der springenden Fische zugesehen hatte. Es war ein lang andauernder Reigen gewesen, gleich Wasserfontänen waren die Perlen hochgestiegen und zurückgefallen. Im Morgengrauen waren die Fische plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen, im Wasser verschwunden. Ihre Perlen hatten sie mitgenommen. In der zweiten Nacht war Achmed mitten in ihrem Spiel auf sie zugesprungen, in der Hoffnung, wenigstens einige Perlen erhaschen zu können. Doch vergebens! Beim ersten Laut waren die Fische mitsamt ihrem Spielwerk in die Fluten getaucht und nicht wieder zum Vorschein gekommen.
    Dieses Mal aber hatte Achmed sie überlistet. Noch bevor die Sonne den Tag erhellte, fegte er mit größter Vorsicht die Asche mit den Perlen zusammen und siebte sie so, wie man das Korn nach dem Dreschen von der Spreu trennt. Er wollte seinen Augen nicht trauen: Es waren weitaus mehr Perlen, als er zu hoffen gewagt hatte.
    Jetzt begann für ihn die schwierigste Arbeit, denn es galt, seinen Schatz unangefochten nach Hause zu bringen. Er verbarg die Perlen, zog mit seinen Kamelen auf die Karawanenstraße und sammelte dort große Mengen von Kamelmist. Daraus machte er Mistfladen, Kisjaks genannt, die man in den kalten Monaten überall gern als Heizmaterial kaufte.
    Wieder an den Fluß zurückgekehrt, drückte er die Perlen tief in die Mistfladen und legte diese zum Trocknen in die Sonnenglut. Dann belud er seine Kamele damit.
    So war nahezu eine Woche vergangen.
    Die Kaufleute hatten indessen ihre Waren gut abgesetzt und neue erhandelt. Kein einziges Mal hatten sie Achmed auf dem Markte gesehen, um so erstaunter waren sie, als er sich am Reisetag pünktlich in der Karawanserei einfand. Neugierig musterten sie sein Gepäck und entdeckten die getrockneten Kisjaks. Da war es um ihre Fassung geschehen: Sie brachen in ein Gelächter aus, das kein Ende nehmen wollte. Die Heimreise war mit Spottreden gewürzt. Achmed schwieg zu alledem. Endlich, als die Heimatstadt in Sicht war, wurde ein reitender Bote vorausgeschickt, die Ankunft zu melden. Es war Brauch, daß die Freunde der Weitgereisten ein Begrüßungsmahl richteten, um deren glückliche Heimkehr zu feiern.
    Der Bote entledigte sich seiner Pflicht schneller als sonst, denn es drängte ihn, vom närrischen Achmed zu erzählen, der Gold in Lumpen und Lumpen in Kisjaks getauscht habe.
    Diese

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