Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
Vom Netzwerk:
es dir schlecht!“
    „Herr Pfarrer“, sagte der Burghüter, „seid unbesorgt! Eure Nachbarn, der Joseph und der Theophil, sind zwei sanfte, friedliche Leute, die tun Euch den Gefallen und stellen sich hin als Heilige!“
    Das war ein kluger Rat, und der Pfarrer bat seine Nachbarn um die Gefälligkeit.
    Am Sonntag, ganz früh, gingen sie, wie Heilige gekleidet, in die Kapelle und stellten sich auf die leeren Plätze. Dann kam viel Volk, und es war ein großes Gedränge. Endlich erschien der große Woiwode, und es begann der Gottesdienst.
    Nach einiger Zeit, während die Aufmerksamkeit der Volksmenge durch die kirchlichen Feierlichkeiten gefesselt war, blickte einer der Heiligen zum Fenster hinaus, schmunzelte und flüsterte seinem Nachbarn zu: „Theophil, wie gut hat es jetzt meine Ziege, sie läuft frei in deinem Garten umher und frißt die zarten Rübchen!“
    Als Theophil das hörte, vergaß er, wo und was er war, sprang von seinem Sockel und lief durch die Sakristei hinaus.
    Der andere, der Joseph, erschrak und dachte, der erschlägt dir im Zorn die Ziege, sprang ebenfalls von seinem Sockel herunter und rannte dem Theophil hinterdrein.
    Das Volk und der große Woiwode Zapolja waren erstaunt und wußten nicht, wie das zuging.
    Nach der Kirche fragte Zapolja den Pfarrer: „Was war das mit den Heiligen? Warum liefen sie fort? Das ist mir noch nirgends vorgekommen!“
    „Tja, hochedler Herr, unsere Kapelle ist ihnen zu klein und dürftig. Sie haben es schon seit längerer Zeit in ihr nicht mehr aushalten wollen, und es bedurfte viel Zuredens meinerseits... aber nun schämten sie sich doch sicher vor Eurer Durchlaucht!“
    Das war eine kluge Ausrede vom Pfarrer.
    Johann Zapolja aber glaubte, es sei wirklich an dem, tat seine milde Hand auf, gab dem Pfarrer eine große Summe Geldes und sprach: „Damit bauet eine große und schöne Kirche!“
    Die Leute von Sighisoara waren hocherfreut. Sie gingen gleich daran und errichteten eine neue Kirche. Als sie fertig war, ließen sie über den Eingang schreiben:
    Lasset uns ohne Sorgen leben!
    Zur Einweihung kam der große Woiwode Johann Zapolja, besah sich die Kirche, und es gefiel ihm alles daran. Auch die Heiligen blieben auf ihren Sockeln und schämten sich nicht mehr.
    Aber der Spruch über der Tür ärgerte ihn.

    Wartet nur, ich will euch schon Sorgen machen! dachte er und sprach: „Wenn ihr mir in vierzehn Tagen nicht erratet, welches der schönste Klang, der schönste Sang und der schönste Stein ist, lasse ich euch alle in der Tirnava ertränken!“
    Da hatten die Leute von Sighisoara große Not und wußten sich nicht zu helfen. Des Burghüters älteste Tochter Liweska war aber ein kluges Jüngferlein. Als sie von der Sache hörte, sprach sie zu ihrem Vater: „Larifari - nichts leichter als das, ich will es dir sagen! Der schönste Klang ist der Glockenklang, der schönste Sang ist der Engel Sang, der schönste Stein ist der Stein der Weisen!“
    Als die Zeit um war, kam der große Woiwode Zapolja, und die Leute mußten der Reihe nach Bescheid auf die drei Fragen geben. Allein mit keiner Antwort war der Woiwode zufrieden, bis der Burghüter seine vorbrachte.
    Da staunte der große Woiwode.
    „So ist es! Ihr habt es getroffen - doch das ist nicht von Euch! Wenn Ihr nicht auf der Stelle gesteht, wer es Euch gesagt hat, lasse ich Euch vierteilen!“
    „Ich habe eine kluge Tochter!“ rief ängstlich der Burghüter. „Von ihr weiß ich es!“
    „Ach so! Nun, da will ich doch sehen, ob sie wirklich gar so klug ist! Tragt ihr diese zwei Fäden hin! Sie soll mir daraus ein Hemd weben!“
    Der Burghüter ging traurig mit den zwei Fäden nach Hause und traf Liweska auf der Schwelle.
    „Jetzt wird es dir und mir übel ergehen! Aus diesen zwei Fäden sollst du Herrn Johann ein Hemd weben!“
    Liweska lachte und nahm zwei Besenstiele.
    „Larifari! Trag diese zum Woiwoden! Er soll mir daraus erst einen Webstuhl und ein Schiffchen machen!“
    Als Johann Zapolja die Antwort hörte, sprach er: „Die kann es! Wie heißt das kluge Kind?“
    „Liweska!“
    Da nahm Johann Zapolja einen irdenen Topf, der keinen Boden mehr hatte. „Tragt das zu Eurer Tochter, sie möge einen Boden hineinnähen, aber so, daß man keine Naht und keinen Stich sieht!“
    Der Burghüter ging wieder traurig heim zu Liweska und sagte ihr, was sie tun sollte.
    „Larifari!“ lachte Liweska. „Geh damit wieder zurück! Ich lasse den Herrn Zapolja bitten, er möge den Topf nur erst hübsch

Weitere Kostenlose Bücher