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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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mehr. Du allein hast die Macht, zu strafen und zu verzeihen. So richte du nach dem Gesetz!“
    Harun al Raschid nickte dem Knaben zu, bedeutete ihm, wieder neben ihm Platz zu nehmen, dann wandte er sich an den Kaufmann: „Dein Vergehen ist größer als ein gemeiner Diebstahl. Du hast deinem Freund, der dir vertraute, zugleich mit dem Gold seinen guten Namen gestohlen. Im Gerichtssaal schworst du bei Allah einen Meineid, den du heute bedenkenlos erneuert hättest. Darum verdienst du nichts anderes als den Galgen.“
    Dann wandte sich der Fürst dem Kadi zu, der auf das Schlimmste gefaßt war: „Bei dir, Kadi, will ich von einer besonderen Strafe absehen, du bist heute in aller Öffentlichkeit als ein leichtfertiger und schlechter Richter erkannt worden. Das sei für dich zunächst Strafe genug. Lerne von diesem Knaben, wie man das Richteramt auszuführen hat. Es geht nicht darum, Urteile zu fällen, sondern die Wahrheit zu erkunden und dann Recht zu sprechen.“
    Der betrügerische Kaufmann benannte weinend den Platz, an dem er die tausend Goldstücke verborgen hatte. Dann bat er flehentlich, man möge seiner rechtschaffenen Frau, die ihn gewarnt habe, kein Leid antun. Ali Chodschah versprach ihm, für sie zu sorgen.
    Der Fürst aber dankte dem Knaben und entließ ihn mit einer hohen Belohnung.
    So wurde durch die Klugheit eines Kindes der höchste Richter beschämt, der verräterische Freund bestraft, und Ali Chodschah gewann nicht nur sein Gold, sondern auch Ehre und Ansehen zurück.     Ilse    Korn

Gobborn Seer
    Ein Märchen aus England
    Gobborn Seer war ein tüchtiger Zimmermann und Baumeister. Von weit her kamen die Leute zu ihm, denn im ganzen Land war er wegen seiner Meisterschaft berühmt.
    Für seinen Sohn Jack gab es nichts Schöneres, als es dem Vater nachzutun. Auch Gobborn war eifrig bemüht, aus dem Sohn einen tüchtigen Meister zu machen. Um so mehr betrübte cs ihn, daß der Junge im Überlegen und auch im Zupacken etwas langsam war. Da der Vater ihn hierin gern tüchtiger gesehen hätte, stellte er ihm ab und zu knifflige Aufgaben.
    Eines Tages schlachtete er ein Schaf und trug dem Sohn auf, das Fell auf dem Markt zu verkaufen, die Haut aber samt dem Erlös zurückzubringen.
    Jack glaubte nicht recht gehört zu haben. Der Vater aber blieb bei seinem Wort. So begab sich der Sohn auf den Weg zur Stadt. Unterwegs grübelte und grübelte er, wie er das Fell verkaufen und die Haut zurückbringen könne. Soviel er auch nachsann, er kam zu keinem Ende. Was Wunder, daß er auf dem Markt auch keinen Käufer fand. Unverrichtetersache kehrte er heim.
    Gobborn Seer lächelte insgeheim und schickte den Jungen zum zweiten Mal in die Stadt. Wiederum kam Jack, ohne einen Käufer gefunden zu haben, zu Hause an und sagte ärgerlich: „Was verlangst du, Vater? Soll ich etwa die Haut verkaufen und den Käufer danach bestehlen? Das kann doch nicht dein Wunsch sein!“
    Der Vater lächelte: „Das will ich auch nicht.“
    Und er schickte den Sohn ein drittes Mal fort, sein Glück zu versuchen. Jack, dem noch der Spott der Marktleute in den Ohren klang, hatte es dieses Mal nicht eilig. Er schlenderte durch Wiesen und Felder und beschloß, nicht mehr zum Vater zurückzukehren. Allein die Aussicht, ohne Geld in die Fremde zu wandern, behagte ihm auch nicht. Auf einer kleinen Brücke blieb er stehen und blickte tiefsinnig ins Wasser.
    Am anderen Ufer kniete ein junges Mädchen, das Wäsche spülte. Als es den hübschen Jungen und dessen finster zusammengezogene Stirn bemerkte, rief es ihn an: „So jung und doch schon voller Sorgen? Ihr wollt doch nicht etwa ins Wasser springen?“
    Jack lachte verlegen und war zugleich froh, einen Menschen gefunden zu haben, mit dem er über das unsinnige Verlangen seines Vaters sprechen konnte. Doch wie erstaunte er, als das Mädchen hell auflachte, ihn schelmisch ansah und ihn aufforderte, mit zu ihrem Häuschen zu kommen, vielleicht fände sich da Rat. Erfreut ging Jack mit ihr und trug ihr den Wäschekorb nach Hause. Dort angelangt, stellte das Mädchen Wasser zum Kochen auf und hielt dann das Schaffell so lange über den Wasserdampf, bis sich die Wolle ganz leicht von der Haut lösen ließ. Sodann bezahlte sie dem verdutzten Jungen den Marktpreis für die Wolle und wickelte ihm lächelnd die Schafhaut wieder ein.
    Dieses Mal kam Jack vergnügt nach Hause, brachte dem Vater die Haut und das Geld für die Wolle. Dann erzählte er, wie er beides erhandelt habe.
    So eine Frau

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