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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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umwenden, denn der Schuster nähe inwendig und nicht auswendig!“
    Als der große Woiwode diese Antwort vernahm, rief er: „Die versteht’s! Aber kehret sofort wieder um und saget der klugen Liweska, sie solle zu mir kommen : nicht gefahren, nicht gegangen, nicht geritten, nicht angekleidet und nicht nackt, ferner nicht außerhalb des Weges und nicht im Wege, und soll mir etwas mitbringen, das ein Geschenk ist und doch keins!“
    Das mußte sich der Burghüter aufschreiben lassen von einem Schreiber des Woiwoden, und er war ganz geknickt, als er seiner Tochter diesen Auftrag ausrichtete.
    „Keine Sorge, Vater“, sagte sie, „das will ich schon machen!“
    Sie fing zuerst eine Wespe und legte sie zwischen einen tiefen und einen flachen Teller, dann zog sie ihre Kleider aus und warf ein Fischnetz über sich. So ging sic mit den Tellern in den Hof, holte ihren Geißbock aus dem Stall, setzte einen Fuß auf seinen zottigen Rücken und schritt mit dem anderen auf dem Boden zwischen den Beinen des Tieres fort. Das sah zwar etwas ulkig aus, aber es ging - denn sie ritt nicht, sie lief nicht, war nicht außerhalb des Weges und auch niemandem im Wege.
    Als der große Woiwode Johann Zapolja sie so ankommen sah, rief er: „Die kann’s! Die versteht’s!“
    Nun war er noch auf das Geschenk begierig, hob den einen Teller auf, und sogleich surrte die Wespe davon, und es war das Geschenk kein Geschenk.
    Da dachte Johann Zapolja: Eine Klügere bekommst du im ganzen Lande nicht! Er nahm des Burghüters Tochter zum Weibe. Aber eine Bedingung stellte er: Sie solle sich nicht in seine Ämter einmischen. Tue sie das, so werde sie verstoßen.
    Das versprach Liweska, und sie hielt es auch lange Zeit getreulich.
    Eines Tages aber, als der Woiwode auf der Jagd war, kamen zwei streitende Bauern zur Burg, und da ihr Mann nicht da war, brachten sie der Woiwodin Liweska ihre Sache vor.
    Sie waren beide in der vergangenen Nacht in der Mühle gewesen, der eine mit einem Ochsengespann, der andere mit Stuten, und eine Stute hatte ein Füllen geworfen.
    Das Füllen aber hatte, als beide am Morgen erwachten, unter dem Wagen gelegen, an dem die Ochsen angespannt waren.
    Der eine Bauer nun behauptete, das Füllen gehöre ihm, da es unter seinem Wagen gelegen.
    Die Woiwodin lachte.
    „Mein Gemahl wird euch Recht sprechen, wenn er kommt. Er reitet jetzt im Kornfeld und fängt Fische!“
    Der Mann mit den Ochsen lachte und sprach: „Wie können im Kornfeld Fische sein?“
    „So gut, wie ein Ochsenwagen ein Füllen werfen kann!“ sagte Liweska und ließ ihn stehen.
    Jetzt erkannte der Bauer, daß er etwas Dummes behauptet hatte, ging beschämt fort und ließ seinem Widerpart das Recht.
    Als der Woiwode von der Jagd heimkehrte und die Sache erfuhr, ging er zu seiner Frau.
    „So weh es mir tut, Liweska, du mußt fort von mir, denn du hast das Gelöbnis gebrochen. Eine Gnade will ich dir noch gewähren: Was dir das Allerliebste ist im Hause, das kannst du dir einpacken und mitnehmen! Aber vor Tagesanbruch mußt du fort sein!“
    Sprach’s und ließ sie stehen.
    Liweska senkte die Augen und blieb stumm.
    Aber bis gegen Abend machte sie alles bereit und packte das Nötigste.
    Als sie mit Johann Zapolja zum letzten Mal am Abendbrottisch saß und sie gegessen hatten, sprach sie: „Laß mich noch einmal mit dir auf dein Wohl anstoßen!“
    Inzwischen hatte sie, ohne daß er es gemerkt, die Becher gewechselt und in den seinen einen Schlaftrunk fallen lassen.
    Johann Zapolja stieß gern mit ihr an und leerte das Glas. Bald darauf fiel er in einen tiefen Schlaf.
    Liweska packte ihn sogleich in eine große Kiste und ließ diese nach Sighisoara auf die Burg zu ihrem Vater tragen.
    Sie folgte nach.
    Als sie in dem kleinen Burgzimmerchen waren, nahm sie ihren Johann heraus, hob ihn in ein reines Bett, setzte sich daneben und schloß kein Auge die ganze Nacht, wachte, strickte an einem dicken Strumpf. Der große Woiwode schlief bis hoch in den Tag hinein und hatte süße Träume.
    Plötzlich erwachte er und sah mit großen Augen um sich.
    „Wo bin ich?“
    „Bei mir, mein Schatz!“
    Liweska beugte sich lächelnd über ihn.
    Sie sagte ihm, daß sie von seiner Gnade Gebrauch gemacht habe. Weil sie aber im ganzen Reich nichts Lieberes gewußt habe als ihn ... so hätte sie ihn sich mitgebracht.
    „O du mein Herzblatt!“ rief da der große Woiwode Johann Zapolja aus. „Du bist noch tausendmal besser als klug!“
    Fröhlich führte er sie wieder heim - und

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