Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
könnte mein Jack gebrauchen, dachte der Vater, die weiß sich zu helfen. Bald darauf bat er den Sohn, das Mädchen aufzusuchen und in sein Haus einzuladen. Doch die Kluge ließ sich Zeit.
Als sie dann eines Tages Jacks Familie besuchte, fanden auch die Eltern großen Gefallen an ihr, und bald wurde im Hause des Zimmermanns Hochzeit gefeiert. Jack hätte keine hübschere, arbeitsamere und klügere Frau finden können.
Eine Zeitlang lebten die jungen Leute glücklich miteinander. Da geschah es, daß Gobborn Seer einen großen Auftrag erhielt: Er und sein Sohn sollten dem König ein Schloß bauen, schöner als alle bisherigen, aber es war eine Bedingung dabei: Sie durften kein zweites Mal an anderer Stelle ein ähnliches errichten. Gobborn Seer hätte diesen Auftrag, der ihn über ein Jahr von den Seinen fernhalten sollte, gern abgelehnt, doch er fürchtete den Zorn des Königs. So machte er sich eines Tages mit Jack, der ungern seine junge Frau verließ, auf den Weg. Der Vater, sonst voller Späße, war dieses Mal weder gesprächig noch heiter.
„Verkürze mir den Weg, Junge“, sagte er, nachdem sie lange schweigend gegangen waren.
Jack ließ gehorsam seine Augen schweifen, sah eifrig nach rechts und links, dann antwortete er: „Es ist nur diese eine Straße, Vater, doch wenn wir ein paar Schritte zulegten?“
„Ich sehe, du kannst mir nicht helfen“, seufzte Gobborn. „Ich habe es mir überlegt, geh du wieder nach Hause. Ich werde den Grundstein allein legen, später lasse ich dich holen.“
Als Jack so schnell wieder daheim war, fragte seine Frau verwundert: „Warum kommst du zurück, lieber Mann, hattest du Streit mit dem Vater?“
„Nein“, sagte er zögernd, „er ist ärgerlich über mich geworden. Er verlangte, ich solle ihm den Weg verkürzen. Aber als ich ihm vorschlug, größere Schritte zu machen, war es ihm auch nicht recht, und er schickte mich heim.“
Die junge Frau wiegte den Kopf: „Der Vater hat Sorgen. Es ist nicht gut, diesem König zu dienen. Er wünschte sich, du solltest ihm den Sinn erheitern, ihm hübsche und lustige Geschichten erzählen.“
Als Jack begriffen hatte, bat er: „Erzähl mir geschwind solche Geschichten, liebe Frau. Ich bin gut zu Fuß und werde den Vater wieder einholen.“
Und so geschah es. Spät in der Nacht traf Jack in der Herberge ein, in der der Vater schlief.
Als sie am nächsten Morgen gemeinsam weiterwanderten und Jack dem Vater viele kleine und heitere Geschichten erzählte, da lachte Gobborn auf: „Jack, mein Junge, was hast du für eine prächtige Frau! Mit ihrer Hilfe ist es dir wirklich gelungen, mir den Weg zu verkürzen.“
In der Königsstadt angelangt, machten sie sich alsbald an die Arbeit und gedachten auch des Rates, den die junge Frau Jack mit auf den Weg gegeben hatte: „Stellt euch gut mit den Kleinen. Mißtraut den Worten der Großen!“
Alle beide waren sie freundlich und hilfsbereit gegen jedermann und deshalb sowohl bei den Dienern des Königs als auch bei den Bauleuten gern gelitten. Gobborn spielte sich nicht als großer Baumeister auf, sondern sprach und handelte wie einer, der sein Fach versteht, aber nie zu klug ist, auf den Rat eines anderen zu hören.
So verging das Jahr, und das Schloß war fast fertig. Nur einige Gerüstarbeiten an den Gesimsen mußten noch beendet werden. Der Bau war herrlich anzuschauen. Niemand hatte irgendwo einen ähnlichen gesehen.
In wenigen Wochen sollten die Gäste eintreffen. Endlich konnten Gobborn Seer und sein Sohn auf Entlohnung und Heimkehr hoffen. Eines Abends, nachdem die Haushälterin ihnen das Essen aus der königlichen Küche gebracht hatte, zog sic Gobborn beiseite und sagte: „Ich muß Euch warnen, Meister, aus des Kanzlers Mund vernahm ich Worte, die mir nicht gefallen: ,Die festen Riegel und Schlösser werden den halten, der sie ersann“, so sagte er.“
Gobborn überdachte die Mitteilung, dann bat er die Frau, sie möge versuchen, Genaueres zu erfahren.
Am nächsten Abend kam sie wieder. „Meister Gobborn, man spielt mit Euch ein falsches Spiel. Der König fürchtet, Ihr könntet Eure Dienste doch einem anderen und reicheren Herrscher anbieten und ihm ein ähnliches oder gar noch schöneres Schloß bauen. Darum will er Euch und Euren Sohn in dem tiefsten Gewölbe festhalten. Der Schatzkanzler meinte sogar, dabei spare man noch den Lohn, den man Euch schulde. Der Bau habe schon genug Gold verschlungen.“ Jack war aufs tiefste erschrocken, doch Gobborn sagte:
Weitere Kostenlose Bücher