Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
händigte ihm ein Goldstück und eine Handvoll Silberstücke aus - mehr hatte ihm der Vater nicht hinterlassen - und machte sich ans Kuchenbacken. Jean-Robert aber ging in die Schmiede, hämmerte aus dem Silber vier hübsche Hufeisen und aus dem Gold zwanzig Nägel mit goldenen Köpfen. Die packte er sorgfältig zu seinem Handwerkszeug in sein Ränzel, tat Kuchen, Brot und eine Flasche Wein dazu und nahm Abschied von der Mutter.
Fröhlich pfeifend machte sich unser Schmied auf den Weg zur Königsstadt. Als die Sonne im Mittag stand, schien es ihm an der Zeit, eine Ruhepause einzulegen. Er holte sein Zehrbrot heraus und ließ es sich schmecken. Nicht weit von ihm zirpte eine Grille. Der Schmied hörte ihr eine Weile zu, dann gab er ihr Antwort.
Das war ein lustiges Hinundhergezirpe! Endlich rief Jean-Robert: „Komm hervor, schwarze Grille, und zeig dich. Die Grillensprache kannst du doch besser als ich.“
Die Grille kam heran und fragte: „Wo willst du hin, Schmiedegeselle Jean-Robert?“
„Oha, du kennst mich?“ sagte der Bursche verwundert. „Wir haben doch heute zum ersten Mal miteinander gezirpt.“
„Dich kennt man weit und breit, Schmiedegeselle. Kannst so hübsch singen und pfeifen und sogar zirpen. Was treibst du hier am Feldrain?“
„Ich will in die Königsstadt wandern. Dort gibt es eine Prinzessin Tristesse, die will ich zum Lachen bringen.“
„Nun, das trifft sich gut. Nimm mich mit in die Stadt, ich wollte sie schon längst kennenIernen. Vielleicht kann ich dir auch einen Dienst erweisen.“
Der Schmiedegeselle betrachtete die Grille eine Weile, dann lachte er auf und sprach: „Aber gern, liebe Freundin, wenn es dir Spaß macht. Komm, halte dich an meinem Bart fest.“
Da sprang die Grille in den blonden Bart Jean-Roberts, und der wanderte guten Mutes weiter.
Als der Mond am Himmel hochstieg, machte der Schmied die zweite Rast und schickte seine Augen aus, um ein Plätzchen zum Übernachten zu finden. „Aufgepaßt, Grille, jetzt wollen wir zu Abend essen. Und dann sollst du mir Musik machen, damit ich besser schlafen kann.“
Sie ließen es sich schmecken, doch plötzlich rief es nicht weit von ihnen: „Pi-iep, pi-iep, pi-iep, ist nicht ein Krümchen für die kleine Feldmaus übrig?“
„Immer heranspaziert, kleines Mäuschen. Für dich langt es noch dreimal!“
Das Mäuschen setzte sich zu den beiden und nahm manierlich die Krümchen von Brot und Kuchen, dann fragte es: „Wo willst du hin, Schmiedegeselle Jean-Robert?“
Der lachte. „Daß ich unter den Feldmäusen Bekannte habe, wußte ich noch gar nicht. Woher kennst du mich? Bin schon eine Tagereise von Lauricourt entfernt!“
„Oh, wir Mäuse kennen dich gut. Meine Tante, die Stadtmaus, singt dein Lob in allen Tönen. Du hast Mäusefallen verkauft, die nicht allzu fest zuschnappen. So konnten sie und die Ihren entschlüpfen. Das spricht sich herum.“
Jean-Robert schmunzelte. „Ja, ja, sie wollten Mäusefallen von mir, da hab ich ihnen eben solche gemacht. Ihr kleinen flinken Tiere tut mir leid, weil alle so hinter euch her sind. Wo ich hingehe, möchtest du wissen? Zum König von Frankreich.“
„Und was willst du dort?“ fragte das Mäuschen.
„Sein Schwiegersohn werden! Die schöne Prinzessin Tristesse hat bisher nur traurige Männer gesehen, doch wenn ich ankomme, mit der Grille im Bart, und du wärest mit dabei und könntest auf meinem Barett tanzen, das würde mir schon helfen.“
„O fein, o fein“, quiekte das Mäuschen. „Du willst mich mitnehmen. Ich wollte schon immer einmal in die Königsstadt.“
„Na also!“ lachte der Schmiedegeselle, „wenn wir alle drei Glück haben, dann setze ich dich zur königlichen Speisekammer-Maus ein, abgemacht?“
Die Maus tanzte vor Vergnügen, dann brachte sie den lustigen Schmied in ihre Scheune zum Übernachten.
Ganz zeitig in der Frühe erwachte Jean-Robert, denn es juckte ihn heftig an der Nasenspitze und eine Stimme rief: „He, hallo, aufstehen! Wer etwas erreichen will, muß zeitig losmarschieren!“
„Komm hervor, damit ich dich sehen kann“, rief der Schmied und krabbelte sich an der Nase.
„Du kannst mich nicht sehen, Schmiedegeselle Jean-Robert, denn soeben saß ich noch auf deiner Nasenspitze, jetzt aber halte ich mich an deinem Ohr fest. Ich bin die Mutter aller Flöhe und furchtbar neugierig. Also geschwind, erzähle, was du vorhast.“
„I, du Mutter aller Flöhe, sehr fein hast du dich nicht bei mir eingeführt. Aber weil dich die
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