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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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versündigt. Solltet Ihr, o Oberster Kadi, jener Betrunkene gewesen sein - was der Himmel verhüten möge so bin ich bereit, Euch Gewand und Turban zurückzugeben.“
    Da erschrak der Oberste Kadi, denn er wußte, daß er in ganz Buchara entehrt wäre, wenn das Volk erführe, daß er sich dem Trunk ergeben habe.
    Und so lächelte er denn gnädig und sprach: „Oh, verehrtester Apandi, uns, dem Obersten Kadi, dem Hüter des Gesetzes, steht es nicht an, einen Becher Wein auch nur mit den Lippen zu berühren. Nicht ich war jener Betrunkene. Und Gewand und Turban gehören nicht mir. Gehe hin in Frieden.“
    Ganz Buchara aber wußte, wem Gewand und Turban gehörten. Und das Volk pries Apandi, der es verstanden hatte, den Obersten Kadi lächerlich zu machen.

Der Reiche und der Schnitter
    Rin Märchen aus Bulgarien
    Zur Erntezeit rief ein reicher Bauer seinen Nachbarn, einen armen Schlucker, zu sich, daß er ihm das Feld mähe.
    „Wie lange soll ich mähen?“ fragte der Arme.
    „Bis das Himmelslicht untergeht“, sagte der Reiche und zeigte mit dem Finger nach oben.
    „Und was gibst du mir dafür?“
    „Einen Beutel Mehl will ich dir geben, wenn du ordentlich arbeitest.“
    Der Arme ging auf des Reichen Feld und griff es mit seiner Sichel an einem Ende an. Die trockenen Halme raschelten unter seinen Händen, und die Schwaden fielen nur so nieder. Er mähte und mähte, ohne einmal den gebeugten Rücken zu strecken. Nur zur Mittagszeit setzte er sich ein wenig unter einen Birnbaum und verzehrte einen Kanten Brot und eine Zwiebel; dann griff er wieder zur Sichel. Bis zum Abend hatte er das halbe Feld abgemäht.
    Als die Sonne unterging, richtete er sich erschöpft auf, wischte den Schweiß von seiner heißen Stirn und sprach: „Genug für heute.“
    „Was genug“, sagte der Reiche, der gerade angekommen war, um zu sehen, was sein Schnitter geschafft hatte, „die Hälfte des Feldes steht ja noch.“
    „Aber die Sonne ist untergegangen, und es wird finster.“
    „Die Sonne ist untergegangen, aber sieh doch mal zum Himmel! Dort ist schon ihr Bruder erschienen, der Mond. Du mußt mähen, bis auch er untergeht, sonst gibt’s kein Mehl.“
    Wirklich war eben der Mond wie ein roter Apfel am Himmel aufgestiegen, und es war wieder hell geworden. Da ließ sich nichts machen, der Schnitter beugte den Rücken und arbeitete weiter. Die ganze Nacht schuftete er, der Reiche hingegen hatte sich unter den Birnbaum gelegt und schlief sich aus. Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, hatte der Arbeiter das ganze Feld gemäht.
    „Jetzt sollst du dein Mehl haben“, sprach der Reiche. „Geh nach Hause, hol einen Beutel und komm damit in meine Mühle. Dort habe ich mein Mehl.“
    Der Arme ging, und nach kurzer Zeit kam er mit einem riesengroßen Sack aus derber Ziegenwolle in die Mühle.
    „Hier füll mir das Mehl hinein“, sprach er.
    Der Reiche riß die Augen auf und lamentierte: „Wozu hast du diesen Ziegensack mitgebracht? Was ist denn das für ein Ding?“
    „Das Ding ist der große Bruder des Beutels“, erwiderte der Schnitter.
    „Wie kann denn der Beutel einen großen Bruder haben?“
    „Wenn der Mond der Bruder der Sonne ist, wieso kann dann der Beutel nicht auch einen Bruder haben?“ sagte der Arme verschmitzt.
    Der Reiche sah sich in die Enge getrieben und füllte den Ziegensack mit Mehl.
    Angel Karalijtschew

Der Herr und sein Knecht
    Ein armenisches Märchen
    Es waren einmal zwei sehr arme Brüder. Als die Not sie fast zu erdrücken drohte, beschlossen sie, daß der ältere sich als Knecht verdingen und seinen Verdienst dem jüngeren Bruder nach Hause schicken sollte.
    Wie gesagt - so getan. Der Jüngere blieb zu Hause und versah die Wirtschaft, sein Bruder aber wanderte in fremde Länder und verdingte sich bei einem reichen Herrn.
    Sie kamen überein, daß er bis zum Frühjahr arbeiten sollte.
    Aber der Herr stellte eine Bedingung: „Derjenige von uns, der in dieser Zeit einmal einen Wutanfall bekommt, muß zahlen. Wirst du wütend, dann zahlst du mir tausend Rubel. Werde ich wütend, so zahle ich dir tausend.“
    „Ich habe gar nicht soviel Geld“, erwiderte der Knecht.
    „Macht nichts, statt dessen arbeitest du eben zehn Jahre lang ohne Bezahlung.“ Der Knecht lehnte den Vorschlag zuerst ab, dann aber dachte er: Was auch kommen mag, ich werde eben nicht wütend. Gerät aber der Herr in Wut, dann muß er mir obendrein tausend Rubel zahlen! Und er willigte ein.
    Am nächsten Morgen schickte der Herr den

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