Märchen unter dem Wüsenhimmel
Spaziergang am Abend. Es ist sehr schön.“
„Danke, das werde ich tun.“
Heather zögerte. „Ich weiß, dass es schrecklich unhöflich ist zu fragen, aber wie gut kennen Sie den Prinzen?“
„Überhaupt nicht.“ In kurzen Zügen berichtete Liana von den Vorfällen im Flugzeug und auf dem Flughafen. „Statt zur Amerikanischen Schule hat das Taxi uns hierher gebracht. Ich verstehe nicht, was passiert ist.“
„Offensichtlich hat er ein Auge auf Sie geworfen.“
Dann kann er es gern zurückhaben, dachte Liana, aber sie sprach es nicht aus. „Das kann ich nicht glauben. Ich bin nur eine Lehrerin.“
„Sie sind sehr attraktiv. Groß, blond, blauäugig.“
All das traf zu, aber sie war auch etwa zwanzig Pfund zu schwer und nicht im Geringsten an Mode interessiert. Sie kleidete sich lieber bequem als stilvoll. Sie sah zwar ganz passabel aus, aber sie fesselte bestimmt nicht die Aufmerksamkeit eines Prinzen. „Es muss etwas anderes sein.“
„Warum fällt es Ihnen so schwer zu glauben, dass Malik Sie begehren könnte? Sind Sie nicht interessiert?“
„Eigentlich nicht. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich keinen Mann in meinem Leben haben möchte, und andernfalls würde ich nicht jemanden wie Malik nehmen. Ich würde mich als Frau Nummer drei oder vier niemals wohlfühlen.“
Heather lächelte. „Aber in El Bahar ist Vielweiberei nicht gestattet. Männer haben nur eine Ehefrau, und Prinz Malik ist nicht verheiratet.“
„Wenn ich jemals wieder heirate, soll es eine gleichberechtigte Partnerschaft sein. Das ist bei einem Kronprinzen sehr unwahrscheinlich.“
„Da mögen Sie recht haben. Ich lasse Sie jetzt in Ruhe auspacken.Wenn Sie etwas brauchen, greifen Sie nur zum Telefon und bitten Sie darum. Später wird jemand kommen und Ihre Bestellung zum Dinner aufnehmen.“ Sie ging zur Tür. „Es hat mich sehr gefreut, Sie beide kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in El Bahar.“ Und damit war sie gegangen.
„Sie ist sehr hübsch“, sagte Bethany. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Prinzessin kennenlerne oder in einem Palast wohne. Es ist wie aus einem Märchenbuch, stimmt’s, Mommy?“
„So ähnlich“, stimmte Liana vage zu. „Sehen wir uns mal den Rest der Suite an.“
Sie gingen durch den kurzen Flur und fanden zwei Schlafzimmer vor, jedes mit einem eigenen Badezimmer. Der kleinere der Räume war immer noch groß genug für ein breites Bett, einen Schreibtisch, eine Kommode und einen großen Einbauschrank, der einen supermodernen Fernseher, einen DVD-Spieler und eine Sammlung Spielfilme beherbergte. Das angrenzende Bad war mit flauschigen Handtüchern wie einer Sammlung Toilettenartikel ausgestattet. Kleinere Versionen der Wandbilder im Wohnzimmer befanden sich auf den Wänden und dem Fußboden.
Das größere Schlafzimmer wies ein riesiges Himmelbett auf, und das Badezimmer war mit einer runden Wanne ausgestattet. Blumen zierten die Kacheln. Auch hier standen verschiedene Toilettenartikel sowie Make-up zur Verfügung.
„Mir gefällt es hier, Mommy“, verkündete Bethany, als sie die Tour beendeten. „Können wir bleiben?“
Liana grinste. „Wäre es nicht schön, wie Prinzessinnen zu leben? Du könntest darauf bestehen, dass all deine Klassenkameraden sich vor dir verbeugen.“
Bethany kicherte. „Vor allem die Jungs.“
„Natürlich alle Jungs, und einige Mädchen. Diejenigen, die nicht nett sind.“Lachend kehrten sie in Bethanys Zimmer zurück und begannen auszupacken. Kurz darauf klopfte es an die Tür.
Liana eilte ins Vorzimmer. War es Malik? Sie befand sich in der unbehaglichen Lage, es zu hoffen wie zu fürchten. Sie öffnete die Tür und erblickte eine attraktive Frau Anfang dreißig mit dunklen Haaren und Augen.
„Ich bin Dora Khan. Darf ich hereinkommen?“
„Natürlich.“ Liana trat beiseite. „Sie sind also …?“
„Die Frau von Khalil, dem jüngsten Königssohn.“
Dora trug das Haar zu einem eleganten Knoten verschlungen. Sie hatte einen makellosen Teint, und ihr Kleid war so elegant wie Heathers.
Offensichtlich wissen Prinzessinnen sich zu kleiden, dachte Liana mit einem Anflug von Neid und versuchte zu ignorieren, wie zerknittert ihre Jeans und ihre Bluse nach über vierundzwanzig Stunden auf Reisen waren.
„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich von Maliks ungebührlichem Verhalten gehört habe“, eröffnete Dora. „Ich weiß, dass Sie seit einer Weile miteinander gehen, aber Sie zu zwingen, im Palast zu
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