Märchen unter dem Wüsenhimmel
Kronprinzen Angst einjagt.“
Malik stand auf und griff in seine Hosentasche. „Du, mein Bruder, bist äußerst erfolgreich bei den Damen, aber selbst du würdest es nicht schaffen, sie zu verführen. Ich wette fünfzig Dollar, dass du es nicht schaffst, ihr beim Dinner ein Lächeln zu entlocken.“
Jamal erhob sich ebenfalls. „Ich habe eine bessere Idee. Wir wetten um deinen neuen Ferrari für eine Woche.“
„Nicht einmal im Traum!“
„Dein neuer Ferrari für eine Woche, wenn ich sie heute Abend küsse.“
Malik zog die Augenbrauen zusammen. „Wenn du es nicht schaffst, muss dein neuer Hengst sechs von meinen Stuten decken. Jeden Tag eine.“ Er grinste.
Jamal überlegte. Diese geheimnisvolle Heather McKinley musste in der Tat Furcht einflößend sein, wenn sein Bruder bereitwar, seinen neuen Wagen dafür aufs Spiel zu setzen. Doch er war nicht beunruhigt. Bisher war ihm noch keine Frau begegnet, die seinem beträchtlichen Charme hatte widerstehen können. „Abgemacht“, sagte er und streckte die Hand aus.
„Auf den Mund“, verlangte Malik und legte die Hand in die seines Bruders.
Grinsend drückte Jamal zu. „Überlasse es einem Profi.“
„Heiraten?“ Heather war überzeugt, sich verhört zu haben. „Ich soll heiraten?“
„Überrascht dich das so sehr?“, hakte Givon nach. „Du bist weit über zwanzig, und du bist sicherlich vernünftig.“
Alt und vernünftig. Zwei gute Gründe, um zu heiraten, dachte sie sarkastisch. „Ich bin allerdings überrascht. Ich habe nie gedacht …“
„Dann solltest du jetzt daran denken. Du und Jamal habt viel gemeinsam. Er ist zwar ein paar Jahre älter, aber das ist gut für einen Ehemann. Ihr beide liebt El Bahar. Er ist wie du sehr an Geschichte interessiert. Ihr reitet beide gern.“
„Ich habe nicht mehr auf einem Pferd gesessen, seit ich zwölf war“, murmelte sie, so als wäre es ein ausschlaggebendes Argument.
„Dann wirst du es wieder lernen. Es ist nicht so schwierig.“
Heather stand auf und trat an die Wand, die ein Bildnis vom Garten Eden zierte. Die winzigen Mosaiksteinchen zeigten Eva, die von der Schlange in Versuchung geführt wurde. Die roten Steinchen des Apfels schienen von innen zu leuchten. Sollte auch sie auf die Probe gestellt werden? War Givon die Schlange, oder war er die Antwort auf ihre Gebete?
„Jamal braucht dich“, fuhr Givon in eindringlichem Ton fort. „Sein Leben ist leer. Es ist fast sechs Jahre her, seit seine Frau starb, und in all der Zeit war er allein.“
„Er hat mit jeder attraktiven Frau zwischen hier und dem Nordpol verkehrt“, wandte Heather ein. „Er ist ein Frauenheld.“
Jamal bevorzugte vollbusige, schöne und möglichst blonde Frauen. Je glamouröser, berühmter und sinnlicher, umso besser. Die Klatschspalten sagten ihm nach, ein spektakulärer Liebhaber zu sein. Nicht, dass derartige Dinge sie interessierten und sie sich mit solchen Zeitschriften beschäftigte, aber beim Friseur gab es kaum etwas anderes zu lesen.
„Wie gesagt, ist sein Leben leer. Er lässt sich zwar mit diesen attraktiven Hohlköpfen ein, aber heiratet er sie? Bringt er sie nach El Bahar?“ Mit einem Kopfschütteln beantwortete er seine eigenen Fragen. „Sie bedeuten ihm nichts. Er benutzt sie und wirft sie fort.“
„Eine beeindruckende Charakterreferenz für einen zukünftigen Ehemann“, murrte sie.
„Er braucht eine Ehefrau“, fuhr der König fort, so als hätte er ihren Einwurf nicht gehört. „Jemanden, für den er da sein kann. Den er lieben kann, und der seine Liebe erwidert.“
„Das ist alles sehr interessant, aber es hat nichts mit mir zu tun.“ Heather drehte sich zu ihm um. „Ich will weder Jamal noch sonst jemanden heiraten. Ich bin wieder in El Bahar. Ich habe meine Arbeit. Das ist alles, was ich brauche.“
„Du brauchst mehr. Du musst heiraten, damit du Babys bekommen kannst. Und du kannst nicht behaupten, dass du ihn nicht magst. Ich glaube, dass du ihn bevorzugst.“
„Deine Söhne sind alle sehr nett“, entgegnete sie diplomatisch. „Ich bevorzuge keinen.“
In Wirklichkeit waren ihr alle drei Prinzen zu herrisch und viel zu kühn. Khalil, der jüngste, schien sich mit einer sehr netten Frau niedergelassen zu haben. Aber Malik und Jamal waren immer noch wild und machten sie nervös. Sie wollte nicht heiraten, aber falls sie es tat – um dieser imaginären Kinder willen–, dann sollte es ein sanfter Mann sein, der intellektuell und gütig statt leidenschaftlich war.
„Aber
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