Märchen unter dem Wüsenhimmel
heiraten?“
Sie wirbelte zu ihm herum. „Bist du völlig verrückt? Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe. Wir haben nichts gemeinsam.“
„Im Gegenteil. Wir haben sehr viel gemeinsam. Uns beiden liegt El Bahar am Herzen, sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart. Ich bin sehr daran interessiert, die Geschichte zu bewahren. Du kennst die Sitten des Landes, dir gefällt das Leben im Palast. Du bist intelligent genug, um die Vielschichtigkeit eines königlichen Lebens zu bewältigen. Ich vermute, dass du mich für gut aussehend hältst, und ich finde dich recht attraktiv.“
Die letzte Behauptung entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber er hatte in seinem Leben schon schlimmere Lügen von sich gegeben. Schließlich geschah es zu einem guten Zweck. Außerdem war sie eigentlich nicht hässlich. Sie brauchte nur etwas Styling.
Sie öffnete den Mund, doch kein Laut kam heraus.
„Du wirst ja rot“, bemerkte er.
„Nein. Ich werde nie rot. In meinem Leben gibt es keine Peinlichkeiten. Warum sollte ich also rot werden?“
„Wäre es denn so furchtbar?“
„Ja! Wieso kümmert es dich gar nicht, dass du eine Fremde heiraten sollst?“
„Ich halte es einfach nicht für das Ende der Welt. Es gibt schlimmere Schicksale.“
„Was denn? Lebendig begraben zu werden? Von Blut saugenden Würmern gefressen zu werden?“
„Du fütterst das Ego eines Mannes wirklich nicht. Als meine Ehefrau wirst du daran arbeiten müssen.“
Verärgert stampfte sie mit dem Fuß auf. „Jetzt hör mir mal gut zu, Prinz Jamal Khan von El Bahar! Ich werde dich niemals heiraten. Nicht in diesem Leben und nicht im nächsten Leben. Das ist endgültig.“
„Wollen wir wetten?“ Grinsend trat Jamal zu ihr, legte einen Arm um ihre Schultern und den anderen um ihre Taille.
Sie erstarrte, stemmte sich dann gegen seine Brust. „Was soll der Unsinn?“
„Ich will herausfinden, ob dein Mund zu etwas anderem taugt, als Beleidigungen auszuspucken.“
Ihre nussbraunen Augen sprühten Funken. „Wage es ja nicht! Ich bin nicht an dir interessiert. Ich mag keinen Körperkontakt. Ich bitte dich nur einmal: Lass mich los!“
„Wenn du mich nur einmal bittest, brauche ich auch nur einmal zu antworten. Nein.“
Sie wollte protestieren, doch eigentlich war es ihr nicht unangenehm, von ihm umarmt zu werden. Wärme strömte von seinem in ihren Körper über, und ihre Brüste, die seine Brust berührten, fühlten sich seltsam empfindsam an. Sie verspürte den heftigen Drang, die Arme um seinen Nacken zu schlingen, doch sie unterließ es.
„Entspann dich doch“, sagte er leicht belustigt. „Ich werdedich schon nicht fressen.“
„Ich bin entspannt.“
„Du bist so steif wie ein Bügelbrett.“ Er schüttelte sie sanft. „Atme tief durch.“
„Vielen Dank, aber ich brauche keine Instruktionen von dir.“
„Lügnerin. Du brauchst Instruktionen, und ich bin als Einziger in der Nähe.“
War ihre Unerfahrenheit derart offensichtlich? „Wenn du mich einfach loslässt, können wir das Gespräch fortsetzen.“
„Ich will nicht reden. Ich will dich küssen.“
Sie hatte sich also nicht geirrt. Es wunderte sie ebenso wie seine Behauptung, dass er sie attraktiv fand. Kein anderer Mann hatte das je geäußert. Sie wusste, dass sie nicht anziehend war. Vielleicht lag es an ihrer Kleidung, an ihrer Frisur oder an der Brille. Sie wollte ihr Äußeres ändern, aber sie wusste nicht, wie sie es anfangen sollte. Ebenso erging es ihr mit Männern. Sie hielt sich zurück, weil sie sich so linkisch fühlte. Nun wünschte sie, mehr Erfahrung zu haben.
„Was denkst du?“
„Nichts.“
„Du lügst schon wieder. Ich frage mich, ob der König von diesem Charakterfehler weiß.“ Er zog sie noch enger an sich. „Jetzt sag meinen Namen.“
„Warum?“
„Weil ich hören möchte, wie es klingt.“
„Warum muss sich alles um dich drehen?“
Seine Zähne blitzten auf, als er grinste. „Weil es so mehr Spaß macht.“
„Ich will es nicht tun.“
„Woher weißt du das, wenn du es nicht ausprobiert hast?
Zufällig küsse ich großartig.“
„Eingebildet bist du wohl gar nicht, wie?“
„Sei nicht so kritisch, solange du meinen Charme nicht genossen hast.“
„Dein Charme interessiert mich nicht.“
Er strich mit dem Zeigefinger über ihre Lippen. „Entspann dich und sag meinen Namen.“
Allmählich begann sie es zu genießen, ihm so nahe zu sein. Er war stark, und sie fühlte sich sicher. „Jamal“, flüsterte sie
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