Märchen unter dem Wüsenhimmel
erleichtert. „Ich will meine Ehe immer noch retten, aber ich glaube, ich sollte es als ich selbst tun.
Nicht als irgendeine Mätresse.“
„Natürlich.“
„Du bist nicht böse?“, hakte Heather besorgt nach. „Ich weiß wirklich sehr zu schätzen, was ihr für mich getan habt. Aber es geht so sehr gegen meine Natur.“
„Ich dachte, genau das wäre der Sinn der Sache“, entgegnete Fatima und tätschelte ihr die Hand. „Aber wichtig ist mir nur, dass du glücklich wirst. Dafür tue ich alles, was du möchtest.“
„Danke.“ Heather zog sich die Schuhe aus und stand auf. Es war herrlich, wieder richtig gehen zu können. „Ich muss Jamal als ich selbst für mich gewinnen. So schwierig das auch sein mag, es ist zumindest ehrlich.“
„Wie du meinst, Kind.“
An diesem Abend las Heather in einem der Bücher, die Fatima ihr gegeben hatte. Immer noch konnte sie kaum fassen, auf wie viele verschiedene Arten sich die Leute liebten und was sie alles mit ihren Körpern anstellten.
Sie hatte gerade ein Kapitel zur Hälfte gelesen, als Jamal die Suite betrat. Sie wusste nicht, wo er den Abend verbracht hatte. Er war nicht zum Dinner erschienen, und sie hatte ihn ungeduldig erwartet, da sie nun entschlossen war, ihre Ehe endlich zu kitten.
Sie warf das Buch auf das Bett und ging hinüber in das Wohnzimmer. Er stand bei der Bar und hatte sich bereits einen Drink eingeschenkt.
„Hi“, sagte sie und blieb vor dem Sofa stehen. „Hattest du einen schönen Abend?“
Jamal drehte sich zu ihr um. Wie gewöhnlich trug sie ein unförmiges Kleid, diesmal in einem hellen Grün, das ihren Teint blass wirken ließ. Das Haar hing in einem geflochtenen Zopf auf ihrem Rücken, und sie war barfuß. Sie sah jung und verletzlichaus. Der fragende Ausdruck auf ihrem Gesicht erweckte Schuldgefühle in ihm, weil er den Palast verlassen hatte, ohne sie einzuladen oder ihr auch nur Bescheid zu sagen.
Das schlechte Gewissen war neu für ihn. Yasmin gegenüber hatte er es nie verspürt. Aber sie hatte sich auch schon sehr bald nach der Hochzeit verändert. Oder sie hatte vielmehr ihr wahres Wesen zu erkennen gegeben und nur noch bei offiziellen Anlässen als Prinzessin mit ihm verkehren wollen. Sie hatte seine Avancen im Bett abgelehnt und war in das Zimmer umgezogen, das Heather nun bewohnte.
Er redete sich ein, dass Heather nicht wie Yasmin war. Sie war nicht an Äußerlichkeiten und öffentlichen Auftritten interessiert. Aber sie hatte eines mit Yasmin gemeinsam: Auch sie weigerte sich, sein Bett zu teilen.
„Du sprichst nicht einmal mehr mit mir“, sagte sie und blickte ihn mit großen Augen an.
„So ist es nicht. Ich war in Gedanken. Entschuldige bitte.“ Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. „Mein Abend war sehr angenehm. Ich habe zusammen mit einem Freund von der Universität gegessen. Nigel und ich haben gemeinsam Oxford besucht. Er ist geschäftlich hier.“ Erneut verspürte er das seltsame Schuldgefühl. „Ich habe daran gedacht, dich einzuladen, aber Nigel hat seine Frau nicht mitgebracht. Daher dachte ich, es wäre zu langweilig für dich, wenn zwei alte Freunde über alte Zeiten und Leute reden, die du nicht kennst.“
Sie nickte. „Ich verstehe. Ich wusste gar nicht, dass du den Palast verlassen hast.“
Er vermutete, dass sie nur versöhnlich sein wollte, doch ihre Worte erhöhten nur sein schlechtes Gewissen. „Möchtest du etwas trinken?“
„Nein, danke.“
Er bedeutete ihr, sich auf das Sofa zu setzen. Dann füllte er sein Glas auf und gesellte sich zu ihr. „Nigel hat eine wichtigePosition in der britischen Regierung inne. Obwohl seine Interessen den gesamten Nahen Osten betreffen, kommt er häufig hierher. Ich habe ihm gesagt, dass er nächstes Mal seine Familie mitbringen und hier im Palast wohnen soll. Dann kannst du sie kennenlernen.“
Sie lächelte vage. „Das wäre schön. Du hast von Familie gesprochen. Er hat also Kinder?“
„Ja. Zwei Jungen. Er hat mir Fotos gezeigt. Sie sind zwei und fünf Jahre alt.“
„Ich weiß nicht viel über Kinder, aber zwei Jungen in dem Alter müssen viel Arbeit bereiten.“
Unwillkürlich fragte Jamal sich, was für eine Mutter Heather sein würde. Yasmin hatte bereits nach einem Monat klargestellt, dass sie nur aus Pflicht bereit war, Kinder zu bekommen und nicht die Absicht hegte, sich selbst um ihren Nachwuchs zu kümmern. „Als Prinzessin hättest du natürlich Hilfe. Eine Amme und ein Kindermädchen.“
„Gelegentlich würde ich mich
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