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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Da sie aber durch das Fenster gesehen hatte, daß es ein Mann war, so ließ sie die Furcht fahren, weil er ihr so sehr zuredete, und machte auf. Nun zog die verkleidete Königinn den vergifteten blinkenden Kamm hervor, steckte ihr denselben in die Haare, und so tief in die Haut, daß das Mädchen niederfiel, und todt war. »Nun wirst du liegen bleiben!« sagte die Königinn, und ging mit einem erleichterten Herzen davon.

     
    Die Zwerge aber kamen zur rechten Zeit nach Hause, und da sie sahen, was geschehen war, zogen sie den giftigen Kamm aus den Haaren. Da schlug Schneewittchen die Augen auf, und war wieder lebendig, und versprach den Zwergen, sie wolle gewiß niemand wieder einlassen.

     
    Indessen stellte sich die Königinn wieder vor ihren Spiegel, und fragte:

     
      Spiegel, Spiegel an der Wand,

      Wer ist die Schönst' im ganzen Land?

     
    Und der Spiegel antwortete:

     
      Ihr seyd die Schönste hier,

      Aber Schneewittchen bei den Zwergen ist tausendmal schöner, als Ihr!

     
    Als das die Königinn wieder hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. »Schneewittchen soll sterben,« rief sie aus, »und wenn es mir das Leben kostet!« Und damit ging sie in ihre heimlichste Stube, wohin niemand kommen durfte, weil sie ihre bösesten Giftkünste hier trieb, und vergiftete den schönsten, rothbäckigsten Apfel, den sie finden konnte, auf der rothen Seite mit dem schrecklichsten Gifte, die andere grüne Seite aber blieb unberührt. Hierauf verkleidete sie sich als Bauerfrau, legte mehrere Aepfel in einen Tragekorb, worunter auch der vergiftete befindlich war, und ging so zu der Wohnung der Zwerge. Sie klopfte an die Thüre. Schneewittchen aber rief aus dem Fenster: »Ich darf Keinen hereinlassen, die Zwerge haben es mir verboten.« – »Nun, wenn Ihr nicht wollt,« sagte die Bäuerinn, »so kann ich Euch nicht zwingen. Meine Aepfel werde ich doch wohl noch los werden. Da, einen will ich Euch zur Probe schenken.« – »Nein, ich darf nichts Geschenktes nehmen, die Zwerge wollen es nicht haben!« antwortete Schneewittchen. Da sprach die Alte: »Ihr mögt Euch wohl fürchten – nun so will ich den Apfel entzwei schneiden; seht da, die eine Hälfte esse ich hier, kostet Ihr die andere,« und damit reichte sie ihr die rothe Seite des Apfels hin. Da ließ sich Schneewittchen endlich bereden, nahm die Hälfte des Apfels durch das Fenster hin und biß hinein, doch kaum, daß sie einen Bissen in den Mund genommen hatte, so fiel sie todt zur Erde nieder.

     
    Die Königinn aber freuete sich, ging nach Hause, und fragte den Spiegel:

     
      Spiegel, Spiegel an der Wand,

      Wer ist die Schönst' im ganzen Land?

     
    Da antwortete er:

     
      Ihr seyd die Schönst' im ganzen Land!

     
    »Nun habe ich Ruhe,« sprach sie, »da ich wieder die Schönste im Lande bin, und Schneewittchen wird dies Mal wohl todt bleiben.«

     
    Als die Zwerge des Abends aus dem Bergwerke nach Hause kamen, da lag das liebe Schneewittchen auf dem Boden, und war todt. Sie löseten ihr Schnürband, sahen zu, ob sie nichts Giftiges in ihren Haaren fänden – Alles umsonst! sie war todt, und blieb todt. Darum legten sie dieselbe auf eine Bahre, und setzten sich alle sieben daran, und weinten drei Tage lang. Aber als sie nun die Leiche begraben wollten, da sahen sie, daß Schneewittchen noch gar nicht wie eine Todte aussah, sondern noch ganz frisch war, und die schön weißen und rothen Backen noch hatte. Deshalb ließen sie einen Sarg von Glas machen, zu welchem die Luft konnte, und legten sie hinein, daß man sie sehen konnte, schrieben auch mit goldenen Buchstaben ihren Namen und ihre Abstammung darauf, und Einer blieb jeden Tag zu Hause und bewachte den Sarg.

     
    So lag Schneewittchen eine lange, lange Zeit im Sarge, und verwesete nicht, war auch so weiß wie Schnee, und so roth wie Blut, und wenn sie die Aeuglein hätte aufthun können, so wären sie so schwarz wie Ebenholz gewesen: denn sie lag da, als wenn sie schliefe.

     
    Einmal kam ein junger Prinz, der sich auf der Jagd weithin verirret, und nun in dem Walde verspätet hatte, wo das Haus der Zwerge stand. Er trat hinein, um in demselben zu übernachten.

     
    Als er nun in der Stube war, und Schneewittchen in dem gläsernen Sarge liegen sah, worauf die sieben Lichtlein so recht ihren Schein warfen, konnte er sich nicht satt an ihrer Schönheit sehen, und las die goldene Inschrift, und erfuhr nun, daß sie eine Königstochter wäre. Da bat er, sie möchten ihm denselben

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