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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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schlummerte, legte sich zu den übrigen Zwergen, bei jedem eine Stunde, und da war die Nacht herum.

     
    Als nun am Morgen Schneewittchen aufwachte, fragten die Zwerge, wer sie wäre, und wie sie sich in ihr Haus gefunden hätte? Da erzählte sie ihnen, wie die Königinn sie habe umbringen wollen, der Jäger ihr aber das Leben geschenkt, und wie sie den ganzen Tag gelaufen, bis sie endlich in dies Häuschen gekommen wäre.

     
    Da hatten die Zwerge Mitleid mit ihr, und sagten: »Wenn du unsern Haushalt verwalten, und kochen, nähen, waschen, das Haus kehren, die Betten machen und stricken willst, und Alles ordentlich und reinlich halten, so sollst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen; Abends kommen wir nach Hause, da muß der Tisch gedeckt, und das Essen fertig seyn; am Tage aber sind wir im Bergwerke, und graben Gold, da bist du allein; hüte dich nur vor der Königinn, vor der du immer noch nicht sicher bist, und laß niemand herein.«

     
    Schneewittchen blieb nun bei den Zwergen; aber die Königinn meinte, sie wäre todt, und folglich wäre sie wieder die Schönste im Lande. Darum trat sie Morgens vor den Spiegel, und fragte:

     
      Spiegel, Spiegel an der Wand,

      Wer ist die Schönst' im ganzen Land?

     
    Da antwortete der Spiegel:

     
      Ihr seyd die Schönste hier,

      Aber Schneewittchen bei den sieben Zwergen ist tausendmal schöner, als Ihr!

     
    Als das die Königinn hörte, erschrak sie, und sah wohl, daß sie betrogen worden, und der Jäger Schneewittchen nicht getödtet hätte. Weil sie nun wußte, daß die sieben Zwerge draußen im Walde hinter den sieben Bergen wohnten, so schloß sie gleich, daß Schneewittchen sich zu denselben gerettet haben müßte, und sann von Neuem darauf, wie sie dieselbe tödten möchte: denn so lange der Spiegel nicht sagte, daß sie die schönste Frau im Lande wäre, hatte sie keine Ruhe. Sie verkleidete sich deshalb selber in eine alte Krämerinn, färbte ihr Gesicht ganz gelb, daß sie auch kein Mensch erkannte, und ging hinaus vor das Zwerghaus. Sie klopfte an die Thür, und rief: »Macht auf, macht auf, ich bin die alte Krämerfrau, die schöne Waare feil hat!« Schneewittchen öffnete das Fenster, und guckte hinaus. »Was habt Ihr denn?« fragte sie. »Schnürband, liebes Kind,« sagte die Alte und holte eines hervor, das war von gelber, rother und blauer Seide geflochten; »willst du das haben?« – »Ei ja,« sprach Schneewittchen, und dachte: die alte gute Frau kann ich wohl hereinlassen, die meint es redlich; sie riegelte also die Thüre auf, und erhandelte sich das Schnürband. »Aber wie bist du denn so lose geschnürt,« sagte die Alte; »komm, ich will dich einmal schnüren, wie es ordentlich seyn muß.«

     
    Schneewittchen stellte sich vor sie hin. Da nahm sie das Schnürband, und schnürte ihr die Brust so fest damit, daß ihr der Athem verging, und sie für todt hinfiel. Darüber war die Alte zufrieden, und ging fort.

     
    Als die Zwerge um Mitternacht heimkamen, da erschraken sie sehr: denn ihr liebes Schneewittchen lag todt auf dem Boden. Aber sie merkten bald, daß die böse Mutter müsse da gewesen seyn, hoben das schöne Kind in die Höhe, und da sie sahen, daß es so fest geschnürt war, schnitten sie das Schnürband entzwei – und siehe! nach und nach athmete es wieder, und schlug die Augen auf. Da freueten sich die Zwerge sehr, und ermahnten und baten Schneewittchen, doch keinen Menschen wieder in's Häuschen zu lassen.

     
    Als nun die Königinn nach Hause gekommen war, trat sie wieder vor den Spiegel, und sagte:

     
      Spiegel, Spiegel an der Wand,

      Wer ist die Schönst' im ganzen Land?

     
    Der Spiegel antwortete:

     
      Ihr seyd die Schönste hier,

      Aber Schneewittchen ist tausendmal schöner, als Ihr!

     
    Sie erschrak, daß das Blut ihr all zum Herzen lief, da sie merkte, daß Schneewittchen wieder lebendig geworden wäre, und sann den ganzen Tag und die ganze Nacht, wie sie es doch anfangen wollte, Schneewittchen an das Leben zu kommen. Darum verkleidete sie sich in einen hausirenden Kaufmann, setzte sich einen falschen Bart an, und machte sich ganz unkenntlich; dann nahm sie ein Kästchen mit Waare unter den Arm, und ging so hinaus hinter die Berge. Unter der Waare hatte sie aber einen stark vergifteten Kamm, damit wollte sie Schneewittchen umbringen.

     
    Als sie an das Häuschen der Zwerge gekommen war, klopfte sie an die Thüre. Aber Schneewittchen rief: »Ich darf niemand hereinlassen!«

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