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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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schenken, denn er könnte nicht leben, ohne sie zu sehen, er wolle sie so hoch halten und ehren, wie sein Liebstes auf der Welt. Da waren die Zwerge mitleidig, und gaben ihm den Sarg. Der Prinz aber ließ ihn in sein Schloß tragen, und auf seine Stube setzen; er selber saß den ganzen Tag dabei, und konnte die Augen nicht abwenden. Wenn er aber ausgehen mußte, und Schneewittchen nicht sehen konnte, so ward er traurig, konnte auch keinen Bissen essen, wenn der Sarg nicht neben ihm stand. Die Diener aber, die beständig den Sarg herumtragen mußten, waren unwillig darüber, und Einer hob einmal, als der Prinz nicht zu Hause war, den Sargdeckel auf, richtete Schneewittchen in die Höhe und sagte: »Um so eines todten Mädchens willen wird man den ganzen Tag gejagt und geplagt!« und dabei gab ihr der unverschämte Mensch einen tüchtigen Schlag in den Rücken.

     
    Da flog plötzlich dem todten Schneewittchen der vergiftete Apfelzapf, den sie hinunter geschluckt hatte, aus dem Schlunde, und alsbald war sie wieder lebendig.

     
    Da ging er hin zu dem Prinzen, und erzählte ihm, was vorgefallen war. Der aber wußte sich vor Freude gar nicht zu fassen, eilte hin, nahm Schneewittchen an die Hand und in die Arme, und sie ward seine Braut, und die Hochzeit bestellt. Dazu ward Schneewittchens gottlose Pflegemutter auch eingeladen. Diese aber wußte und ahnete nichts. Als sie sich nun zur Hochzeit schmückte, und vor den Spiegel trat, fragte sie:

     
      Spiegel, Spiegel an der Wand,

      Wer ist die Schönst' im ganzen Land?

     
    Da antwortete der Spiegel:

     
      Ihr seyd die Schönste hier,

      Aber des Königs Braut ist tausendmal schöner, als Ihr.

     
    Als sie dies hörte, erschrak sie, und es ward ihr so angst und beklommen, daß sie es nicht sagen konnte. Doch trieb sie der Neid, daß sie auf der Hochzeit die Königsbraut sehen wollte. Als sie ankam, sah sie, daß es Schneewittchen war, und sank vor Schrecken beinahe in Ohnmacht.

     
    Aber die Zwerglein waren auch auf der Hochzeit, und weil sie dachten, daß Strafe seyn müßte, hatten sie Pantoffeln von Eisen geschmiedet, und hatten sie glühend gemacht. Diese mußte die Königinn anziehen, und darin tanzen, bis sie todt war. Sie wurde von Allen verabscheut, Schneewittchen aber hatte alle Welt lieb.

     

     
23. Die drei Gärtnerssöhne.

     

     
    Ein König hatte einen wunderschönen Garten, und in dem Garten stand ein großer, weitgeasteter Baum, der trug alljährlich viel goldene Aepfel. Es wußte kein Mensch, wie der Baum in den Garten gekommen war; aber er stand nun daselbst seit Menschengedenken, und es war, so weit seine Aeste reichten, ein Gitter von starken Eisenstäben um denselben, und zu der Gartenthüre hatte niemand den Schlüssel, als der König. So konnte nicht leicht ein Apfel entwendet werden, der reif geworden war, und von dem Baume abfiel. Der König aber ließ die Aepfel nicht abpflücken, sondern sie mußten abfallen: denn je reifer sie geworden waren, desto feiner war das Gold.

     
    Nun begab es sich, daß in einem Jahre doch einmal ein Apfel nach dem andern fortkam. Darüber ward der König sehr ungehalten, und forschte nach, wer seine Goldäpfel ihm stähle; aber er brachte es nicht heraus.

     
    Da befahl er dem Gärtner, er solle des Nachts unter dem Baume wachen, und genau Acht haben, ob er den Dieb nicht erhaschen könne. Das that der Gärtner auch treulich, und setzte sich heimlich unter den Baum, und schauete sorgfältig umher, ob er niemand entdecken könnte. Als aber Mitternacht kam, da überfiel ihn der Schlaf, und er wollte ein wenig einnicken: denn er meinte, wenn der Dieb käme, so würde er leicht wieder aufwachen. Darüber schlief er fest ein, und als der Morgen anbrach, erwachte er, und zu seinem großen Schreck war der schönste Apfel fort.

     
    Nun sollte in der nächsten Nacht des Gärtners ältester Sohn wachen. Der begab sich nach dem Baume, setzte sich nieder, und dachte: Dir soll der Dieb nicht entkommen. Aber um Mitternacht wurde auch er müde, und schlief ein, und als er am Morgen erwachte, fehlte wieder ein Apfel. Da ward der König sehr zornig, und schickte des Gärtners zweiten Sohn nach dem Baume; aber dem ging's nicht besser, wie seinem Vater und seinem älteren Bruder; auch er schlief ein, und am Morgen war wieder ein Apfel fort.

     
    Nun mußte der jüngste Sohn wachen. Der hatte das vorausgesehen, und hatte schon vom Nachmittag bis zum Abend geschlafen, und ging dann hin unter den Baum, und weil er

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