Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
Vom Netzwerk:
Krieger. Auf Kim hingegen traf relativ wenig von alledem zu – um nicht zu sagen: nichts.
    Außerdem war seine Lage ziemlich aussichtslos. Er stand auf einem schmalen Pfad aus hartem Stein. In seinem Rücken war eine undurchdringliche Wand und auf der anderen Seite gähnte ein bodenloser Abgrund. Es gab nichts, wohin er fliehen konnte.
    Sein in Eisen gepanzertes Gegenüber schien das wohl ganz ähnlich zu sehen, denn der Ritter machte sich nicht einmal die Mühe, sein Schwert zu ziehen. Er schlug einfach mit seiner gepanzerten Hand nach Kim. Dieser duckte sich blitzartig und entging dem ersten Hieb, der Funken aus der Wand über seinem Kopf schlug. Dann traf ihn ein zweiter Fausthieb mit solcher Gewalt vor die Brust, dass ihm die Luft wegblieb und er zum zweiten Mal Sterne sah. Aus einem bloßen Reflex – und blanker Wut – heraus rammte er dem Eisenmann die flachen Hände vor die Brust und wurde mit einem stechenden Schmerz belohnt, der durch seine Handgelenke schoss.
    Der schwarze Ritter lachte rau, stolperte allerdings einen halben Schritt zurück … und dann wurde aus seinem Lachen eher etwas wie ein erschrockenes Keuchen, und er begann, wild mit den Armen zu rudern. Kim griff ganz automatisch zu, um ihn festzuhalten, doch es war zu spät. Unter dem schwarzen Helm drang ein entsetzter Schrei hervor, und der gepanzerte Ritter kippte nach hinten und verschwand in der Tiefe.
    Kim war mit einem einzigen Satz an der Kante und sank auf die Knie. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, und er hatte entsetzliche Angst, einen Leichnam mit verdrehten und gebrochenen Gliedmaßen zu erblicken. Er hätte dem Kerl gern ein hübsches Veilchen oder auch eine blutige Nase verpasst – aber doch nicht das!
    Das Licht reichte mittlerweile aus, um ihn erkennen zu lassen, dass der schwarze Ritter mindestens vier oder fünf Meterunter ihm reglos am Fuß eines steilen Abhangs lag. Kim sah zwar weder Blut noch Spuren irgendwelcher anderer schlimmer Verletzungen, aber der Ritter rührte sich nicht mehr. Und plötzlich hatte Kim ein noch schlechteres Gefühl … und den bitteren Geschmack der Niederlage auf der Zunge. Ganz egal, was dieser Mann ihm vor einer Minute noch hatte antun wollen, Kim musste ihm helfen!
    Fast schon verzweifelt sah er sich um, entdeckte nur ein paar Schritte entfernt eine Stelle, an der er – vielleicht – an der Wand hinabklettern konnte, und machte sich ohne das geringste Zögern daran. Kaum eine Minute später erreichte er den reglosen Krieger, fiel neben ihm auf die Knie und klappte das schwarze Visier seines Helms auf.
    Das Gesicht, das darunter zum Vorschein kam, erschreckte ihn. Denn es war keineswegs das eines brutalen Kriegers, das er erwartet hätte, sondern das eines Jungen, der allerhöchstens ein paar Jahre älter sein konnte als er. Er sah benommen aus, und in seinen Augen standen Schmerz und Verwirrung – aber immerhin lebte er noch.
    Blitzschnell, wenn auch mit zitternden Fingern, befreite Kim den schwarzen Ritter von seiner Rüstung. Dann legte er sie sich – wenn auch ungeschickt und nach mehreren vergeblichen Versuchen – selbst an. Es war ein sonderbares Gefühl, die Rüstung seiner Feinde zu tragen (nicht gerade angenehm, um ehrlich zu sein). Doch vielleicht bot ihm diese Verkleidung ja ein wenig Schutz, wenn noch mehr Verfolger auftauchten.
    Gerade, als er den schwarzen Helm aufsetzte, kam der Krieger stöhnend wieder zu sich. Kim schubste ihn unsanft zurück, bückte sich als Letztes nach seinem Schwert und band sich den schweren Ledergurt um. Aber er zögerte. Wenn er die Kleidung seines Feindes trug, dann würden die schwarzen Reiter seine Spur vielleicht verlieren und mit ein bisschen Glück auch den Weg nach Märchenmond nicht finden … aber schon diese grässliche Rüstung zu tragen, bereitete ihm fast körperliches Unbehagen, und es war unheimlich: Genau wie schon in der Klinik glaubte er auf einmal, Rebekkas Stimme zu hören und den Blick ihrer großen Augen zu spüren. Nein, Kim. Tu das nicht!
    Natürlich war das Unsinn. Rebekka war nicht hier, sondern eine Welt entfernt, in Boraas Gefangenschaft …
    Und doch: Sich nun diese schreckliche Waffe umzubinden, wäre einfach falsch .
    Kim ließ den Schwertgurt wieder fallen, wandte sich um und kletterte, durch das Gewicht der Rüstung behindert, mühsam die Wand wieder hoch. Dann allerdings schritt er umso schneller aus, um das Licht zu erreichen.
    Der Weg war jedoch noch erheblich weiter, als er angenommen hatte. Vielleicht kam er

Weitere Kostenlose Bücher