Märchenprinz Sucht Aschenputtel
nie ein Dienstbote wirklich ein McCord geworden. Zweifellos fragte sich Edward gerade, ob sie jetzt auch zu diesen bemitleidenswerten Glücksrittern gehörte, die auf diese Weise im gesellschaftlichen Rang aufsteigen wollten.
Jetzt würde man über sie tuscheln. Am liebsten hätte Tanya sich in ein tiefes Loch verkrochen, um den geschockten Gesichtsausdruck des Mannes, den sie von klein auf kannte und mochte, nicht länger ertragen zu müssen.
Doch die Lage wurde nicht besser, wenn sie nur stumm dasaß, und so stand sie auf und nahm ihm die Kleiderhülle ab. „Danke“, murmelte sie, konnte ihm dabei aber nicht in die Augen blicken. Gern hätte sie gesagt, es ist nicht so, wie Sie denken , aber das wäre angesichts der Küsse wohl auch schon geschwindelt gewesen …
„Dann lege ich das hier auf Ihren Schreibtisch, Doktor“, sagte Edward und ging.
Für Tanya war die angespannte Stimmung fast greifbar, Tate hingegen schien davon nichts zu merken. Er kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, denn in diesem Moment klingelte sein Handy.
„Das ist das Krankenhaus, ich muss rangehen“, erklärte er nach einem Blick aufs Display.
Tanya nutzte die Gelegenheit, um die Kleiderhülle ins Haus zu bringen. Und obwohl ihr die Situation so peinlich gewesen war, konnte sie doch nicht widerstehen, den Reißverschluss aufzuziehen, als sie den Bügel über die Türkante gehängt hatte.
Das Kleid war noch schöner, als sie es in Erinnerung hatte. Viel zu schön, um ihr solches Unbehagen zu bereiten. Dennoch …
„Ich muss ins Krankenhaus zurück …“
Erschrocken zuckte sie zusammen, als Tate den Kopf durch die Terrassentür steckte. „Bei einem meiner Patienten gibt es Komplikationen. Aber ich werde rechtzeitig heute Abend zurück sein.“
Sie nickte benommen. Warum musste alles so kompliziert sein? Wieso konnte sie sich nicht einfach freuen, dass sie heute Abend in einem wundervollen Kleid an der Seite eines äußerst attraktiven Mannes ausgehen würde?
Doch das Gefühl, etwas Verwerfliches zu tun, ließ sich einfach nicht abschütteln.
„Danke für das Mittagessen“, fügte Tate hinzu.
„Gern geschehen.“ Tanya fragte sich, ob sie ihm nicht doch lieber einen Korb geben sollte.
Vielleicht war es besser, zu Hause zu bleiben, bei ihrer Mutter, der Haushälterin. Wo sie hingehörte …
Auf dem Weg zum Krankenhaus ging Tate in Gedanken das Gespräch mit Tanya noch einmal durch. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, ihr keine Details zu nennen, die die Suche nach dem Diamanten gefährden konnten. Diese Informationen würde er Tanya erst dann geben, wenn der Diamant gefunden und als Eigentum der McCords eingetragen war. Dann konnte sie die Sensation dazu nutzen, ihre Karriere voranzubringen – und gleichzeitig dafür sorgen, dass das McCord-Imperium erneut in aller Munde war.
Andererseits hatte er ihr von Penny und Jason Foley erzählt, und das überraschte ihn selbst. Die Worte waren ihm einfach so rausgerutscht.
Die Beziehung seiner Schwester zu einem Foley machte ihm jetzt schon seit Tagen Sorgen – und nun hatte er sich Tanya anvertraut.
Sie war der erste Mensch seit Buzz, bei dem er so offen sein konnte. Aber wie konnte er seine Freundschaft mit Buzz mit dem vergleichen, was ihn und Tanya verband?
Nun, zum einen fühlte er sich bei ihr frei. Er musste sich nicht verstellen, sondern konnte sagen, was er dachte. Natürlich spielten auch andere Dinge eine Rolle, die mit Freundschaft allein nichts zu tun hatten. Trotzdem, wenn er mit ihr zusammen war, ging es ihm gut.
Und so langsam fing er an, sich nach Tanya zu sehnen. Er wollte mehr Zeit mir ihr verbringen, ihr noch näher sein … Letzte Nacht hatte er kaum geschlafen, weil er nach dem viel zu kurzen Kuss nur noch an sie dachte. Und heute hatte er die Fakten heruntergespult, die er ihr geben wollte, und dabei doch nur gesehen, wie die Sonne rötliche Glanzlichter auf ihr Haar setzte, ihrer Haut einen goldenen Schimmer verlieh und in ihren dunklen Augen kleine Fünkchen leuchten ließ. Und wie wundervoll ihr ärmelloses Top ihre Brüste betonte, die er endlich an seinem Körper spüren wollte …
Am liebsten hätte er Tanya auf seinen Schoß gezogen und sie wieder und wieder geküsst …
Aber dann war Edward mit dem Kleid gekommen, und alles hatte sich verändert.
Es war ihr unendlich peinlich gewesen, und sie war knallrot geworden. Offenbar schämte sie sich vor Edward, der tatsächlich sehr missbilligend gewirkt hatte. Würde es jetzt Gerede über sie
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