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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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Antworten bohrte. Für den Moment …
    Auf der Heimfahrt sprachen wir nur sehr wenig miteinander, doch hin und wieder griff Julian zu mir rüber und schlang seine Finger durch meine, bis er wieder in einen anderen Gang schalten musste und mich losließ. Ich lehnte entspannt in meinem Sitz und betrachtete die feinen Züge seines Gesichts, während er sich auf die Straße konzentrierte.
    Irgendwann zuckte sein Mundwinkel nach oben. „Beobachtest du mich?“
    „Mm-hm. Stört dich das?“
    Er schmunzelte. „Nicht, wenn dir gefällt, was du siehst.“
    Oh, und wie mir das gefiel. Aber irgendwie war Ansehen alleine nicht mehr genug für mich. Ich sehnte mich danach, ihn noch einmal zu küssen und dabei seine beschützenden Arme um mich zu spüren. Das wäre ein viel netterer Ausklang für einen wundervollen Tag wie diesen, als später auf der Feier meiner Familie zu erscheinen. Womit wir auch gleich beim Thema wären …
    „Ich glaube, ich bekomme Kopfschmerzen. Ich war heute wohl zu lange in der Sonne.“
    Julian warf mir einen seitlichen Blick zu. Um mein Unwohlsein perfekt vorzutäuschen, rieb ich mir die Schläfen und machte dabei eine schmerzverzerrte Grimasse.
    „Wenn das ein Versuch ist, dich vor der Party zu drücken, dann lass mich dir sagen: Es funktioniert nicht.“
    Meine Hände sackten in meinen Schoß. „Wie machst du das?!“
    „Wie mach ich was?“
    „Wie liest du ständig meine Gedanken?“
    „Ich lese deine Gedanken nicht. Du bist nur eine miserable Schauspielerin.“ Etwas in seiner ruhigen Stimme verriet mir, dass er gerade wieder nicht die ganze Wahrheit sagte. „Außerdem wirst du sicher Spaß auf der Feier haben, wenn du dir selbst nur endlich die Erlaubnis zum Glücklichsein gibst.“
    „Was soll das denn bitte heißen?“
    „Dass du nicht von vornherein schon entscheiden sollst, dass dir etwas sowieso keinen Spaß machen wird. Ich hab dich in den letzten zwei Wochen ziemlich gut kennengelernt, Jona. Und ich kann mittlerweile ganz genau sagen, wann du wieder diesen Schalter in deinem Kopf umlegst, der den Spaßfaktor abschaltet, nur weil deine Mutter ins Spiel kommt.“
    „Das mach ich gar nicht!“ Stur verschränkte ich die Arme vor der Brust. Und wie konnte er mich überhaupt in so kurzer Zeit durchschauen?
    „Tust du nicht?“, neckte er mich ungeniert und sah zu mir rüber. „Warum täuschst du dann lieber Kopfschmerzen vor, wo du stattdessen auf der Party mit mir tanzen könntest?“ Mit seinem schiefen Lächeln brachte er mein Herz zum Schmelzen. So etwas sollte verboten werden.
    „Ich tanze nicht“, murmelte ich, obwohl ich ja doch gern wieder einen Grund gefunden hätte, um meine Arme um ihn schlingen zu können. Tanzen schien da eine Möglichkeit zu sein.
    „Warum nicht?“, wollte Julian wissen.
    Weil ich keine Ahnung hatte, wie das ging. „Ich mag es einfach nicht.“
    „Wann hast du jemals getanzt?“
    „Noch nie.“ Ich biss die Zähne aufeinander und richtete meinen Blick auf meine Knie, die leicht nach links kippten, als Julian eine Rechtskurve fuhr.
    „Und wieder hat sie den Schalter umgelegt …“, sagte er mit einem Seufzen. Er griff nach meiner Hand und hielt sie fest, selbst als er wieder einen Gang hochschalten musste, was so zwar etwas umständlich, aber irgendwie süß war. Seine Finger gruben sich in meinen Handrücken, als er fester zudrückte. „Würdest du es dir vielleicht noch mal überlegen, wenn ich bitte sage?“ Er wackelte dabei mit den Augenbrauen und brachte mich damit zum Lachen.
    Mit der freien Hand gab ich ihm einen leichten Klaps auf die Schulter. „Na schön, ich werd darüber nachdenken. Und jetzt lass mich in Ruhe.“
    Julian nickte zufrieden.
    Er parkte den Geländewagen in der Garage und holte den leeren Picknickkorb und die Handtücher aus dem Kofferraum. Als er mir seine Hand reichte, zögerte ich.
    Julian neigte fragend seinen Kopf.
    Ich holte tief Luft und atmete dann langsam aus. „Sie sollen nicht sehen, dass ich … dass du … wir … na, du weißt schon.“
    Er bog eine Augenbraue nach oben. „Und mit sie meinst du—?“
    „Den Drachen“, grummelte ich. Charlene gefiel es nicht, dass Julian und ich uns näherkamen, so viel war klar. Wahrscheinlich wollte sie ihn immer noch für sich allein haben und hasste mich dafür wie die Pest. „Ich hab euch neulich reden gehört.“ Erst erwartete ich von Julian dafür gerügt zu werden, dass ich gelauscht hatte, doch als er mich nur schweigend ansah, erklärte ich weiter:

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