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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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mich hindurch sehen.
    Oder in mich hinein.
    Etwas unsicher wurde ich langsamer und spazierte die letzten paar Meter. Ich hatte meinen Kopf geneigt und Julian blickte zu mir nach oben, doch ich hatte immer noch nicht das Gefühl, dass er ganz in der Realität angekommen war. Also kniete ich mich vor ihm auf das ausgebreitete Badetuch, stützte meine Hände auf meine Oberschenkel und fragte vorsichtig: „Was geht dir gerade durch den Sinn?“
    Er blinzelte. Und da wusste ich, erst jetzt sah er mich richtig. Er streichelte mir zärtlich über die Wange und sagte leise: „Du.“
    Dieses eine Wort sprengte alle Gedanken aus meinem Kopf. Seine Finger rutschten weiter bis in meinen Nacken und mit seinem Daumen strich er liebevoll an meinem Kinn entlang bis zu meinem Ohr. Mein Mund wurde ganz trocken. Julian sah mir tief in die Augen und gab mir eine Sekunde Zeit, um die Situation abzuschätzen und eine Entscheidung zu treffen. Würde ich einen Rückzieher machen oder mich auf ihn einlassen?
    Ich bewegte mich keinen Millimeter von der Stelle.
    Und dann drehte sich die Welt plötzlich langsamer. Julian zog mich sachte zu sich heran. Mein Atem kam dabei stoßweise. Alles, was ich sehen konnte, war sein Mund, der näher kam und den ich so gerne kosten wollte. Schließlich sanken meine Augenlider nieder und ich folgte nur noch seiner Führung. Zärtlich drückte er seine Lippen auf meine. Sie waren weich wie Zuckerwatte und sie schmeckten auch mindestens genauso gut.
    Ich stützte meine Hände in den Sand und lehnte mich weiter zu Julian. Den Kopf leicht geneigt, hauchte er erst federleichte Küsse gegen meine Lippen, dann glitt seine Zunge langsam über meine Unterlippe. Ein Kribbeln breitete sich über meinen gesamten Körper aus und zentrierte sich in meinem Bauch. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig und alles nur, weil Julians Zunge begonnen hatte mit meiner zu spielen. Seine Finger krallten sich in mein Haar, seine langen, tiefen Atemzüge liebkosten die Haut meiner Wangen.
    Das stete Rollen der Wellen hinter mir schien um ein Vielfaches langsamer geworden zu sein. Die Rufe der Möwen waren unnatürlich lang gezogen und kamen von weit weg. Selbst der Wind hatte einen Gang runtergeschaltet und blies nun mit einer hypnotischen Gemütlichkeit. Die Zeit war nicht mehr dieselbe.
    Ich versank in Julians Umarmung. Voll und ganz und ohne zurück.
    Zärtlich biss er mich in die Unterlippe und ich spürte, wie er dabei grinste. Ich lehnte mich ein paar Zentimeter zurück und sah ihm in die Augen. „Heißt das, wir sind jetzt über kompliziert hinaus?“
    Er überlegte kurz, wobei er die Lippen aufeinanderpresste. „Kompliziert“, seufzte er und streifte mit einem Lächeln eine Haarsträhne hinter mein Ohr, „beginnt in diesem Moment.“
    Ich verstand die Schwermut in seinem Blick nicht ganz, doch bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, zog er mich wieder näher zu sich heran und küsste mich noch einmal. Langsam. Sinnlich. So, dass mir beinahe das Herz stehen blieb.
    Dann nahm er meine beiden Hände in seine und drehte mich so herum, dass ich mit dem Rücken gegen seine Brust lehnte und wir beide unsere Arme über meinem Bauch verschränkt hatten. Julian hielt mich fest, als hätte er Angst, es könnte mich jeden Moment jemand aus seinen Armen reißen.
    „Du kannst ruhig locker lassen. Ich werd nicht weglaufen“, neckte ich ihn über meine Schulter.
    Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. „Versprochen?“ Die Frage klang viel trauriger, als sie vermutlich klingen sollte.
    Nichts in der Welt hätte mich in diesem Moment von ihm trennen können. Zum ersten Mal seit ich nach Frankreich und in das Haus meiner Tante gekommen war, wusste ich mit überwältigender Sicherheit, dass ich bis zum Ende bleiben wollte. „Ja, versprochen.“
    Selbst nach meinem Nicken dauerte es noch eine halbe Minute, bis er sich entspannte. Unsere Finger waren ineinander verschlungen und ich blickte hinaus auf den seltsam ruhigen Ozean. Wenn ich es mir recht überlegte, hätte ich eigentlich durch die Aufregung, Julian endlich so nahe zu sein, völlig verkrampft sein müssen—nervös und zittrig. Doch ich war nichts dergleichen.
    Durch seine zärtliche Umarmung drang wie immer diese Gelassenheit in mich ein, die alles um mich herum unwirklich werden ließ. Ich legte meinen Kopf zurück auf seine Schulter. In diesem Moment dachte ich an nichts, außer daran, wie schön es war, in seinem Armen zu liegen und seinen Atem in meinem Haar zu

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