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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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„Ich dachte—denke—du bist ein Alien. So wie Superman, vom Planeten Krypton. Nur halt mit anderen Superkräften.“
    Ohne stehenzubleiben, drehte er seinen Kopf zu mir und zog die Augenbrauen skeptisch zusammen. „Was Besseres fällt dir nicht ein?“
    „Heißt das, ich liege falsch?“
    „Absolut!“
    Leicht beschämt dachte ich an meine ursprüngliche Theorie. „Offenbar kannst du Tote zum Leben erwecken. Bist du so eine Art Voodoo-Zauberer?“
    „Nein?“ Nun klang er beinahe beleidigt. „Ich war der Meinung, du hättest es mittlerweile herausgefunden.“
    Ich runzelte die Stirn. Jeder normale Mensch würde bei diesem Gespräch längst durchdrehen. Dass ich immer noch so ruhig war, musste bedeuten, dass ich entweder kein normaler Mensch war oder dass Julian immer noch auf magische Weise an meiner Psyche herumschraubte. „Dann hör endlich auf, Spielchen mit mir zu spielen, und sag mir, woher du kommst.“
    Julian blieb mitten auf der Wiese stehen und ich mit ihm. Außer einem Baum alle paar hundert Meter erstreckte sich vor uns nichts außer einem Gras- und Blumenmeer. Er hatte seinen Arm von meinen Schultern genommen, doch meine Hand hielt er immer noch fest. Er lächelte, auch wenn seine Lippen versiegelt waren.
    Und plötzlich fiel es wie Schuppen von meinen Augen. Seine übernatürlich hübschen Gesichtszüge, die Art und Weise, auf die er Magie anwenden konnte, sein Boss, der einen Pakt mit meiner Mutter hatte … Alles deutete auf eines hin.
    „Ach du lieber Himmel“, sagte ich leise und fühlte dabei, wie ich kreidebleich wurde. „Du arbeitest für den Teufel.“ Das war wohl das Absurdeste, das ich jemals laut ausgesprochen hatte, doch es musste so sein. Es war die einzig logische Erklärung.
    Julians Kinn sackte nach unten, dann machte er den Mund wieder zu, ohne etwas zu sagen. Er sah mich einen langen Moment mit völlig neuem Interesse an. Dann fragte er: „Würde es dir Angst machen, wenn die Antwort Ja wäre?“
    Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nicht bekreuzigt, doch in diesem Augenblick war ich nahe dran. Allein die Bedenken, ich könnte ihn damit beleidigen, hielten mich davon ab. Also bewegte ich mich keinen Millimeter und starrte ihn nur mit so weit aufgerissenen Augen an, dass es weh tat.
    Und doch war die Antwort auf seine Gegenfrage ein definitives: „Nein.“
    Dafür hatte er zu viel Gutes getan. Es war mir egal, für wen er arbeitete. Nichts und niemand konnte meine Gefühle für diesen unglaublichen—und sehr seltsamen—Jungen schmälern. Nicht einmal die Tiefen der Hölle.
    Aber zumindest war nun klar, warum ich bei Google nichts über seinen Arbeitgeber gefunden hatte.
    Julian zog einen Mundwinkel hoch. „Genau genommen arbeite ich für die andere Seite.“
    „Die andere Seite von was? Von der Hölle?“ Ich verzog misstrauisch das Gesicht. „Das wäre dann … der Himmel?“ Ich lachte über mich selbst. „Tut mir leid, das war schon wieder Blödsinn. Du bist ja sicher kein Engel.“
    Mit seinem breiten Grinsen trat auch ein Funkeln in seine Augen.
    Meine Finger glitten kraftlos aus seinen. „Ach du Scheiße. Du meinst das ernst.“

26. Und dann hielt er die Zeit an
     
     
    EIN WARMER WIND raschelte in den Blättern eines nahen Apfelbaumes und trug den satten Duft dieser Früchte zu uns herüber. Wolken marschierten wie eine Herde Schafe quer über den Himmel. Sie erzeugten ein beruhigendes Spiel aus Sonnenlicht und Schatten auf meinem Gesicht. Ich lag auf dem Rücken im weichen, saftig grünen Gras und genoss, wie Julian mit einem Gänseblümchen über meine Nase, meine Lippen, mein Kinn und meinen Hals strich. Erst runter, dann wieder rauf. Es kitzelte und ich kicherte dabei.
    Julian lag neben mir und hatte seinen Kopf in seine Hand gestützt. „Du nimmst die Sache ja ziemlich gelassen.“
    Ich hatte nichts mehr gesagt, seit er mir sein unglaubliches Geheimnis offenbart hatte. Wenn das seine Auffassung von die Sache gelassen nehmen war, dann hatte er wohl Recht. Eigentlich sollte ich gerade vor Erstaunen—oder Entsetzen—ausflippen. Tat ich aber nicht. „Hältst du mich wieder ruhig mit deinen Engelskräften?“
    Julian zuckte mit einer Schulter und lächelte spitzbübisch. „Vielleicht.“ Er kitzelte mich mit der Blume unter der Nase. „Würde es dir was ausmachen, wenn es so wäre?“
    Ich rieb mir die juckende Nase mit dem Finger. „Solange du nicht irgendwie in meinen Kopf einsteigst und an meinem Verstand herumbastelst, ist es ganz

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