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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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du mich denn schon beobachtet?“
    „Mm. Eine halbe Stunde?“ Er zuckte belanglos mit einer Schulter. „Vielleicht auch etwas länger.“
    Guter Gott, hoffentlich hatte ich geschnarcht. Verlegen senkte ich schnell meinen Blick. Von draußen kam eine angenehm kühle Brise herein, doch nicht einmal die konnte meine glühenden Wangen abkühlen.
    „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte ich.
    „Zeit aufzustehen und zu den anderen nach unten zu sausen, falls du vor der Arbeit noch einen kleinen Bissen essen willst.“
    Es war wohl kaum später als sieben, wenn Marie und Albert noch beim Frühstück saßen. Ich schlug die Decke zur Seite und schwang meine Beine aus dem Bett. Auf der Suche nach meinen Stiefeln drehte ich mich im Kreis. Julian nickte schließlich rüber zu seinem Schreibtisch. Er musste sie heute Morgen aus dem Weg geräumt und dort hingestellt haben.
    Ich zog sie schnell an, winkte ihm noch einmal kurz zu und huschte auf den Balkon hinaus. Na ja, fast. Gerade noch rechtzeitig fing ich mich mit beiden Händen im Türrahmen ab und schnappte entsetzt nach Luft.
    „Um Himmels willen, wo hab ich nur meinen Kopf?“, murmelte ich und machte einen Schritt zurück in Sicherheit.
    „Ja, wo nur?“, zog mich Julian auf.
    Ich drehte mich zu ihm, streckte ihm meine Zunge raus und stapfte zur gegenüberliegenden Tür. Julian sank etwas tiefer in die Couch und lächelte. „Ich seh dich dann draußen.“
    Als Antwort darauf ließ ich die Tür hinter mir etwas lauter zufallen, doch dann musste ich über mich selbst lachen. In meinem Zimmer zog ich mir schnell ein paar frische Kleider an, wusch mir den Schlaf aus dem Gesicht und huschte nach unten. Das letzte Croissant auf dem Teller in der Mitte des Tisches hatte offenbar gerade auf mich gewartet. Ich stibitzte es mir schnell und schob mir einen großen Brocken in den Mund. „Guten Morgen zusammen“, murmelte ich um den Bissen herum.
    Leider fiel mir erst hinterher auf, dass neben Marie und Albert auch meine Mutter am Tisch saß. Nie hätte ich sie absichtlich in meine Begrüßung miteinbezogen. Ich schluckte das Croissant runter und schüttete mir etwas Orangensaft in ein Glas, das ich dann auf ex austrank, wobei ich mit dem Rücken zu meiner Familie stand.
    „Warum bist du denn heute so in Eile, Chérie ?“, fragte meine Tante. „Komm doch und setz dich zu uns.“
    Nicht einmal ihre lieb gemeinte Einladung hätte mich dazu gebracht, mich an diesem Morgen neben den Drachen zu setzen. Dazu hatte der Tag zu schön angefangen.
    „Verschlafen. Ich warte draußen auf euch.“ Ich beugte mich zu Marie hinunter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke für das letzte Croissant.“
    Drei Paar verwunderte Augen richteten sich in diesem Moment auf mich. Oh nein, was hatte ich getan? Meine Muskeln erstarrten und mein Mund ging auf und zu wie der eines gestrandeten Fisches. Kein Ton kam raus.
    Aber jetzt mal ehrlich … wie konnte man auch einen Kuss zurücknehmen?
    Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf beim Rausgehen. Das war alles so verwirrend. Wieso war ich eigentlich so glücklich?
    Die Antwort war so einfach wie erschreckend. Julian. Er hatte mir ganz schön den Kopf verdreht. Und aus irgendeinem Grund hatte ich an diesem Tag einfach keine Lust, weiter gegen die Schmetterlinge in meinem Bauch anzukämpfen. Sollten sie doch rauskommen und spielen. Ich war bereit.

17.   Die tote Ente
     
     
    NICHT DIE KLEINSTE Wolke trübte an diesem Freitagmorgen den stahlblauen Himmel. Mit jeder Stunde, die verstrich, schien die Sonne heißer herab auf meinen Kopf, und Schweiß begann auf meiner Stirn zu perlen. Ich wischte mir das Gesicht an meinem T-Shirt ab. Julian war gerade mal wieder zurück ins Haus gelaufen, um nach dem Drachen zu sehen. Er war heute sehr viel öfter drinnen als sonst. Auch Marie und Valentine waren nicht hier, um mir mit einem Schwätzchen die Zeit zu vertreiben. Sie waren gemeinsam in die Stadt gefahren, um Einkäufe für eine bevorstehende Feier zu erledigen.
    „Was ist das für ein Fest?“, fragte ich Julian, als er wieder zurück in die Weinberge geschlendert kam.
    „Nichts Besonderes. Nur ein netter Abend, an dem ein paar Freunde eingeladen werden. Es gibt Musik und gutes Essen. Und dann wird wahrscheinlich auch noch der Wein des Vorjahres gekostet.“
    „Und wann findet die Party genau statt?“ Ich musste wissen, wann ich anfangen sollte, Kopfschmerzen vorzutäuschen, damit ich bei dieser Feier nicht anwesend sein

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