Märchensommer (German Edition)
zurück. Starke Arme umfassten mich von hinten, als ich dabei gegen Julian stieß.
„Es ist arschkalt ,“ sagte ich über meine Schulter zu ihm.
„Wenn du dich erst daran gewöhnt hast, ist es halb so schlimm.“ Er nahm meine Hand und drehte mich wie eine Ballerina im Kreis. Dabei tanzte mein Haar im Wind. „Möchtest du ein Stück spazieren gehen?“
„Mm-hm.“
Julian gab den Weg vor. Er hatte Recht mit der Kälte. Je länger ich durch die flachen Wellen spazierte, umso weniger machte sie mir etwas aus. Ich sank mit jedem meiner Schritte im Sand ein und das gab mir das Gefühl, als würde ich auf Wolken laufen. Dabei gaben die Möwen über uns ein Konzert, extra für uns.
Wassertropfen spritzten in alle Richtungen und glänzten in der Sonne, als die heranrollenden Wellen auf meine Beine trafen. Julian bekam ebenfalls eine Ladung ab. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Stimmt. Es ist arschkalt.“
Das hinderte mich nicht daran, weiter wie wild mit Wasser um mich zu spritzen. „So ein bisschen kaltes Wasser wird doch einen harten Burschen wie dich nicht unterkriegen, oder?“ Ich bückte mich und spritzte ihn mit beiden Händen von oben bis unten nass.
Ein ernstzunehmendes Knurren kam aus seiner Kehle. Seine Augen funkelten übermütig.
Oh oh!
Mit einer schnellen Bewegung zog er sich das Hemd über den Kopf und warf es hinter sich an den Strand. Unter seiner glatten Haut zuckten und spannten sich seine Muskeln. Aus irgendeinem Grund lief mir bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Doch ich hatte nicht lange Zeit, ihn zu betrachten. Grinsend machte er einen Satz auf mich zu, beugte sich runter und schwang mich über seine Schulter.
Mein mädchenhaftes Quietschen und sein Lachen hallten über die Wellen hinweg, als ich wie ein Sack Mehl über seiner Schulter hing. Schnell merkte ich, was er als Nächstes vorhatte, denn ohne Rücksicht darauf, dass seine Shorts klitschnass wurden, ging er weiter ins tiefere Wasser.
„Wag es ja nicht!“, schrie ich. Meine Haarspitzen hingen bereits ins Meer. „Ich hab nichts zum Umziehen mit!“
„Dann betest du lieber darum, dass deine Kleider nicht aus Zucker sind“, schallte er und stapfte unaufhaltsam weiter. Seine Hand lag dabei gespreizt auf der Rückseite meiner Oberschenkel, was in meinem Bauch, abgesehen von der Panik vor einem bevorstehenden Tauchgang, ein prickeliges Gefühl auslöste.
Ich begann mit den Beinen zu strampeln, doch dem setzte Julian sogleich ein Ende indem er meine Unterschenkel mit dem zweiten Arm festhielt.
„Halt still! Es ist ja gleich vorbei!“, hörte ich seine verspielte Stimme.
„Wenn du das machst, bist du tot!“, kreischte ich als Antwort. „Lass mich sofort runter!“ Ich bereute meine Worte in dem Moment, als sie über meine Lippen kamen.
„Wie du willst.“ Julian ließ meine Beine los und gab mir dabei noch einen kleinen Schubs, sodass ich hinter ihm kopfüber in die Wellen tauchte.
Ich purzelte ein paar Sekunden lang wild herum und spuckte dann Wasser, als ich festen Boden unter meinen Füßen hatte und wieder an die Oberfläche kam. Durch einen Schleier aus tropfnassem Haar sah ich, wie Julian bereits zurück an den Strand watete und dabei über seine Schulter grinste. Lachend kämmte ich mir mit den Händen die Haare aus dem Gesicht und rief ihm nach: „Na warte! Ich krieg dich schon!“
Ich kämpfte mich durch die hüfthohen Wellen, doch das kristallklare Wasser gab die Sicht auf unzählige Muscheln und hübsche bunte Steine unter mir preis, sodass ich auf halbem Weg meine Absichten vergaß und einfach stehen blieb. Parallel zum Strand spazierte ich dann einige Zeit auf und ab und sammelte dabei ein paar wundersame Prachtstücke ein. Einige der Muscheln sahen aus wie Schmetterlingsflügel. Andere waren geformt wie kleine Pyramiden. Völlig eingenommen von meiner Beschäftigung, stakste ich lange Zeit einfach nur durchs Wasser und ließ mir die Sonne dabei auf den Kopf scheinen.
Mein Haar und meine Kleider waren schon lange getrocknet, als ich zum ersten Mal wieder rüber zu Julian blickte, der im Schatten gemütlich gegen eine der Palmen lehnte. Er hatte einen Arm auf sein aufgestelltes Knie gelegt und beobachtete mich stillschweigend.
Ich joggte über den Strand zu ihm, wobei mehr und mehr Sand an meinen nassen Füßen kleben blieb. Julians Augen folgten meinen Bewegungen, doch ich war mir nicht sicher, ob er mich wirklich sah, so tief in Gedanken wirkte er. Es war, als würde er durch
Weitere Kostenlose Bücher