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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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unter unserem Balkon vorbei. Maries Efeu kletterten daran nach oben. Mit nur zwei Fingern konnte ich das filigrane Holzgerüst ganz leicht von der Hausmauer wegziehen. Meine Vermutung stimmte also. Dieses Teil konnte vielleicht dem Gewicht einer wachsenden Bohnenranke Stand halten, doch niemals dem eines ausgewachsenen Mannes.
    Ich kratzte mich am Kopf und spitzte dabei die Lippen. Das war ja eine nette Lüge, die er mir da über das Gitter erzählt hatte. Tja, zumindest hatte ich heute den ganzen Tag Zeit, mehr über sein Geheimnis herauszufinden, wenn wir alleine unterwegs waren.
    Nachdem ich schnell ein Handtuch aus meinem Badezimmer geholt hatte, schlitterte ich noch einmal zurück und kämmte rasch mein Haar. Dann schlüpfte ich in meine Stiefel und lief zurück nach unten und raus in die Garage. Ich war noch nicht einmal um die Ecke gebogen, da hörte ich jedoch schon die Stimme des Drachens und blieb abrupt stehen.
    „Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist, Julian.“
    Ärgerlich biss ich die Zähne aufeinander. Hatte er etwa versucht mich in eine Falle zu locken?
    „Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt“, antwortete Julian meiner Mutter. Oh Junge, sein schnippischer Tonfall brachte selbst meine kleinen Härchen zum Stehen.
    Doch wenn er wirklich dachte, ich würde einen kleinen Familienausflug mit meiner Mutter machen, dann hatte er eine Schraube locker. Ich zog meine Schultern zurück und trat selbstbewusst durch die Tür in die Garage. „Kommt sie mit? Denn dann bleibe ich zu Hause.“
    Julian seufzte schwer, als seine Augen nach oben in Richtung Decke rollten. „Nein, sie kommt nicht mit. Und nein, du wirst nicht hierbleiben. Deine Mutter ist nur gekommen, um dir einen schönen Tag zu wünschen.“ Er blickte sie wirkungsvoll an. „Ist es nicht so?“
    Meine Mutter starrte entsetzt zurück, doch Julian blieb eisern. Schließlich kam sie um das Heck des Wagens herum und blieb vor mir stehen. „Ich wünsche dir viel Spaß heute, Jona.“ Obwohl Julian sie so offensichtlich zu dieser Äußerung gedrängt hatte, schien das Lächeln, mit dem sie mich bedachte, von Herzen zu kommen. Sogar so sehr, dass ich gegen den Drang, ihr Lächeln zu erwidern, mit aller Kraft ankämpfen musste.
    Hoppla. So etwas sollte nicht passieren. Schweigend blickte ich ihr hinterher, als sie aus der Garage verschwand.
    „Bist du so weit?“
    Julians Stimme so nah an meinem Ohr schreckte mich auf und ich drehte mich ruckartig um. Seine Nasenspitze war nur wenige Zentimeter von meiner entfernt. Sein Mundwinkel zuckte nach oben.
    Ich hob das Badetuch, das ich mitgebracht hatte, hoch. „Ich hab alles. Meinetwegen können wir los.“
    Er stellte noch einen Picknickkorb in den Kofferraum und schlug dann den Deckel zu. „Na schön, dann steig ein. Wir haben eine lange Fahrt vor uns.“
    Aufgeregt kletterte ich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Julian glitt hinters Steuer, startete den Motor und fuhr den Geländewagen rückwärts aus der Garage.
    Die nächsten zwanzig Minuten sprachen wir kaum ein Wort miteinander. Vertieft in die wunderschöne Landschaft, blickte ich einfach nur aus dem Fenster.
    Irgendwann hörte ich, wie Julian sich räusperte. „Jona?“
    „Hm?“ Ich rollte meinen Kopf zu seiner Seite.
    „Gestern—mit Lou-Lou, der Ente und alledem … Na ja, für einen Moment hast du ziemlich erschüttert ausgesehen.“ Nach einem flüchtigen Blick auf meine Seite konzentrierte er sich wieder auf die Straße. „Hab ich dir Angst gemacht?“
    Oh Mann. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie ich das Thema wohl am besten anschneiden sollte. Umso besser, dass er mir diese Arbeit abgenommen hatte. „Du—“ Aber was wollte ich ihm eigentlich sagen? Ich stieß einen langen Seufzer aus. „Nein“, musste ich schließlich gestehen. „Hast du nicht. Allerdings solltest du wissen, dass ich dir die Geschichte mit dem Rankengitter nicht eine Sekunde lang abgekauft hab. Ich hab das Ding heute untersucht. Kein verdammtes Eichhörnchen würde es da rauf schaffen, ohne das Gitter zu zerbrechen.
    Die Augenbrauen tief ins Gesicht gezogen, wandte er sich rasch zu mir. „Du glaubst mir also immer noch nicht?“
    „Nicht ein Wort! Aber ich verstehe nicht, warum du mir nicht die Wahrheit verraten willst. Wie bist du so schnell auf den Balkon gekommen? Und sag jetzt nicht, du hast dich auf Charlenes Schultern gestellt. Die hält nämlich genauso wenig aus wie das dämliche Holzgitter.“
    Julian

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