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MärchenSpiel (German Edition)

MärchenSpiel (German Edition)

Titel: MärchenSpiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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kippte.
    „ Was denkst du? Dass ich mir von einer verzogenen Prinzessin die Nerven ruinieren lasse?“
    Würdevoll öffnete er die Stricke, die sie an dem Stein hielten und hieß sie auf seinen Rücken steigen.
    Als er mit ihr in die Höhle flog und Prinzessin Gwenwyfar ihre Eltern auf der Plattform stehen sah, rollten doch noch einige Tränen ihre Wangen hinab.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Mörderische Nachbarn
     
    Wie gerne würde ich meine Nachbarn töten?
    Die Antwort ist so naiv, wie erschütternd: Zu gerne.
    Vor Jahren hat jemand zu mir gesagt: „Wir Menschen leiden unendlich darunter, nicht einfach den Typen von nebenan umbringen zu dürfen.
    Damals habe ich gelacht. Aber damals habe ich auch den Typen von nebenan noch nicht gekannt. Heute lache ich nicht mehr.
    Besonders nicht mehr um zwei Uhr morgens, wenn mich der Partylärm der Dauerfeier wach hält.
    Seit zwei Jahren wohne ich nun schon in der Ulmenstrasse 13. Auf Englisch: Elmstreet 13. Das hätte mich als eingefleischten Horrorfilmfan schon vor dem Einzug stutzig machen können. – Hat es aber nicht.
    Genauso wenig, wie die ersten Feiern. – In Ordnung, ich mag es genauso wenig wie die meisten anderen Leute, wenn bis mitten in der Nacht nebenan gefeiert wird. Aber meine Güte! Es gibt nun mal Geburtstage.
    Aber es waren keinen Geburtstage und es waren auch keine Feiern.
    Es war eine einzige Feier. – Zumindest rückblickend. Es gab keine Nacht in diesen zwei Jahren, in denen nicht im Garten nebenan gefeiert wurde. Bei Wind und Wetter waren die Nachbarn draußen oder im Partyzelt.
    Und es gab anscheinend immer einen Grund zum Feiern: Fußball, Formel Eins, Boxen, Eishockey, Schnee, Regen, den erste Regenwurm…
    Wussten Sie, dass Schlafmangel überaus aggressiv macht? Tagschlaf ist einfach nicht dasselbe, wie Nachtschlaf. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie es war, acht Stunden zu schlafen.
    Nach einem Monat und den ersten Gewaltphantasien suchte ich das Gespräch mit den Nachbarn. Sie zeigten sich verständnisvoll: „Wenn sie nicht schlafen können, kommen sie doch einfach rüber und feiern mit!“
    Komischerweise wollen manche Leute nicht verstehen, dass man schlafen muss.
    Glauben Sie es, oder lassen Sie es: Diese Nachbarn schliefen nicht! Sie feierten bis vier Uhr morgens und waren um sechs Uhr morgens wieder auf der Straße um sich über ihre Erlebnisse in der letzten Nacht, die sie gemeinsam durchwacht hatten, auszutauschen. – Direkt unter meinem Schlafzimmerfenster!
    Wieder versuchte ich es im Guten und bat die Nachbarn wenigstens um 0 Uhr aufzuhören. Das würde für mich gesicherte sechseinhalb Stunden Schlaf bedeuten. – Genug, um zu überleben.
    Nichts änderte sich.
    Als nächstes rief ich jede Nacht die Polizei an. – Die kamen immer erst, wenn sich die Nachbarn für zwei Stunden in ihre Häuser zurückgezogen hatten.
    Wahrscheinlich arbeitete einer von ihnen bei der Polizei. – Oder wahrscheinlicher: Er kannte jemanden, der bei der Polizei arbeitete und lud ihn zu manchen Feiern ein.
    Die Beschwerde bei der Mietgesellschaft brachte mir ein müdes Lächeln ein. Eine Unterschriftensammlung in der Wohnsiedlung führte zu der sagenhaften Anzahl von vier Unterschriften. – Die anderen waren mit meinen Nachbarn verwandt, gingen mit ihren Töchtern zur Schule oder ins Bett. Die restlichen Rentner, Frührentner, Langzeitarbeitslose, Krankenscheininhaber, Schichtdienstler und Wenigschlafkünstler feierten mit und sponserten die Dauerfeier.
    Trotzdem erstattete ich Anzeige beim Ordnungsamt. Zwei Stunden später luden mich die Nachbarn wieder ein mitzufeiern. Anscheinend hatten sie auch Freunde beim Ordnungsamt.
    Dankend lehnte ich ab und bat sie darum allen zu sagen, sie sollen leise sein. Kurz darauf hatte ich eine Packung Ohropax im Briefkasten.
    Konnte ich gut gebrauchen, denn nun war der Kindergarten gegenüber fertig, was bedeutete, dass bis 12.30 Kinderjauchzen oder Geschrei zu hören war. Und ab 13.00 spielten die älteren Kinder im Zwischenraum der Häuser Fußball, Fangen oder beschimpften sich einfach nur grundlos.
    Ich schickte die älteren Kinder weg. – Ihre Eltern hatten Gärten, schräg gegenüber waren ein Park und ein Spielplatz. Da konnten sie laut sein.
    Schon am selben Abend um 23.30 unterhielten sich die Nachbarn auf der Straße, unter meinem Schlafzimmerfenster über mich. Kinderfeindlich, hieß es. Unverschämt. Launisch. Spießig und

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