Märchenwald Mörderwald
hervor?
»Er heißt Ricky.«
»Aha.«
»Ein liebes Tier.«
Ich lächelte nur, was den Lord aufmerksam werden ließ. »He, glauben Sie mir nicht?«
»Es fällt mir zumindest schwer.«
»Wieso? Er ist zwar ein Mischling, aber die Bensons mögen ihn sehr und auch alle anderen kommen gut mit ihm zurecht.«
»Das mag alles stimmen, nur habe ich meine eigenen Erfahrungen mit ihm gemacht.«
Der Lord wollte es nicht glauben. »Mit diesem Hund? Sind Sie sich da sicher?«
»Völlig.«
»Aber wieso?«
Da sich das Tier nicht bewegte, hatte ich Zeit genug, dem Lord mein Erlebnis zu schildern. Der Mann hörte gespannt zu, und ich bemerkte, dass sein Erstaunen immer größer wurde.
Als ich meine Rede beendet hatte, schüttelte er den Kopf. »He, das kann doch nicht sein!«
»Doch, ich habe es so erlebt. Wie Sie den sprechenden Baum.«
»O großer Lord, da kommt was auf uns zu.« Er holte tief Luft und beobachtete den Hund jetzt mit einem strengeren Blick.
Der Mischling tat noch nichts. Er blieb stehen, beobachtete uns, und mir fiel auf, dass sich sein Fell gesträubt hatte. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen.
»Ich kann ihn ja mal locken.«
»Bitte, wenn Sie wollen. Aber Vorsicht.«
Der Lord nickte. »Klar.«
Dann pfiff er. Zuerst leise. Nachdem sich Ricky nicht rührte, erhöhte er die Lautstärke.
Plötzlich ging ein Ruck durch den Körper des Tieres. Es bewegte seinen Kopf und scharrte plötzlich mit den Hinterläufen, wie jemand, der sich für eine Startposition bereitmacht.
Im nächsten Augenblick rannte er los. Er hatte ein Ziel. Das waren wir, und ich erkannte in diesen knappen Augenblicken, dass es Unterschiede gibt, wie ein Hund drauf ist und wie nicht. Dieser rannte nicht herbei, um uns freundlich zu begrüßen. Er steckte voller Emotionen. Er war wütend, er war sauer. Er wollte etwas von uns, was aber mit Pfote geben nichts zu tun hatte.
Wir hörten auch das Knurren, als er nahe genug herangekommen war, und den Lord hielt nichts mehr auf seinem Platz.
Er stand auf.
»Bleiben Sie sitzen!«, befahl ich und übernahm gleichzeitig seinen Part. Ich schnellte hoch und baute mich vor meinem Stuhl auf. Genau in diese Richtung würde er rennen.
Dann sprang er.
Blitzschnell trat ich zu. Er wäre voll gegen mich geprallt, so aber hatte ihn mein Tritt erwischt, der ihn zurück auf den Boden schleuderte, wo er sich überschlug. Er fing an zu heulen, sprang wieder in die Höhe, drehte sich und knurrte mich an.
Nur mich. Als wäre ich sein Gegner. Jetzt ging ich mal davon aus, dass es so war.
Er ließ mich nicht aus den Augen, und ich tat es ebenfalls nicht. Wir fixierten uns. Wir maßen gegenseitig unsere Kräfte, und keiner wollte nachgeben.
Mein Atem war nicht zu hören. Dafür aber das schnappende Keuchen des Hundes, das zudem von einem leisen Knurren untermalt wurde.
»Verdammt, was hat der vor, Sinclair?«
»Nichts mit Ihnen.«
»Wieso nicht?«
Ich gab keine Antwort. Dafür wollte ich endlich Gewissheit haben und ging einen Schritt auf den Hund zu. Er hätte meiner Ansicht nach reagieren müssen. Ich wartete darauf, und ich täuschte mich nicht. Er reagierte nur anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Zweimal hatte er einen Angriff gestartet. Beide Male hatte er verloren, und einen dritten wollte er wohl nicht riskieren, deshalb zog er sich zurück.
Wieder produzierte er ein ungewöhnliches Geräusch. Es war eine Mischung aus Keuchen und Bellen. Seine Schnauze blieb dabei offen. Zwischen den beiden Hälften schimmerte abermals der grünliche Geifer. Sogar der Ausdruck in seinen Augen hatte gewechselt. Er war wirklich mit dem Begriff bösartig zu umschreiben.
Dann tat ich etwas, das den Lord überraschte. Ich hörte es an seiner geflüsterten Bemerkung, deren Inhalt ich nicht richtig verstand. Aber er sah, dass ich plötzlich ein Kreuz in der Hand hielt. Ich hatte es an der Kette rasch in die Höhe gezogen, und mit diesem Kreuz in der Hand ging ich auf den Hund zu.
Er konnte es nicht übersehen, und er riss seine Schnauze noch weiter auf. Dann warf er den Kopf zurück, stieß ein Jaulen aus, sprang in die Höhe und drehte sich dabei weg.
Mit langen Sätzen floh er in die Richtung, aus der er gekommen war.
Ich lief ihm nicht nach, blieb stehen und betrachtete mein Kreuz.
Es hatte sich nicht erwärmt, aber ich hatte den Eindruck, dass die silberne Farbe einen leicht grünlichen Schimmer angenommen hatte.
So genau wusste ich es nicht und bat deshalb Lord Britton, es mir zu
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